17.11.2018

Leserbriefe zur Gemeindevereinigung Marbach-Rebstein

Realität vs. Traum«Üs gfallts im eigeständige Marpa», so liest man hie und da auf einigen wenigen Autoscheiben. Auch mir gefällt es in unserem schönen Wohnort, dafür braucht man im Übrigen kein Ortsbürger zu sein. Und sogar Zugezogene wollen nur das Beste für ihre Gemeinde. Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto mehr zweifle ich daran, dass alle, die ein Nein unterstützen, sich darüber bewusst sind, wofür sie wirklich einstehen. Bei so viel Selbstbestimmungswille und Eigenständigkeitsgebahren muss man ja fast noch eine Annahme der Selbstbestimmungsinitiative befürchten.Unsere Kinder gehen unter anderem in den Turnverein (Marbach), den Fussballclub (Rebstein), den Blauring (Rebstein) und zu den Help-Samaritern (Rebstein). Kürzlich kam meine Tochter von der Schule nach Hause und meinte, sie wolle keine Fusion, da wir ja nachher mit Rebstein zusammen seien. Ganz offensichtlich war das eine Aussage, die so in einem Elternhaus gemacht wurde. Etwas amüsiert habe ich sie gefragt, wo sie denn ihre Freizeit verbringe und wer denn ihre Gspänli aus Blauring etc. seien. Es war beeindruckend, zu sehen, wie selbst ein Kind versteht – sie hat geschmunzelt und ihre Gspänli aufgezählt . . . wenig überraschend Marper und Rebster. Im Alltag machen unsere Kinder und viele Familien längst keinen Unterschied mehr – wollen wir wirklich unsere Kinder, unsere Zukunft in ein veraltetes Denken und längst überholtes Weltbild zwängen?Auch wenn einige, man verzeihe mir, vorwiegend ältere Herren, gerne dem romantischen Marbach der Vergangenheit, dessen Eigenständigkeit nachtrauern und dieses Bild erhalten wollen, so ist es doch die Realität, dass wir längst zusammen leben, lieben, lernen und arbeiten . . . und dennoch Marper oder Rebster sind. Iso­lation und Abschottung sind heute der falsche Weg – das weiss man spätestens seit Trumps Politik. Gehen wir doch den Weg gemeinsam weiter, sodass auch die nächsten Gene­- rationen noch sagen können – «üs gfallt’s z Marpa» oder «Räbschtä läbt» – und stimmen Ja zu allen Fusionen am 25. November.Manuel Allemann, Marbach Die Gemeindefusion ist eine ChanceIch möchte versuchen, mit meiner Sicht die Diskussion zur Fusion auf eine sachliche Ebene zurückzuführen. Grundsätzlich geht es um ein Abwägen der Chancen und Risiken. Hier meine Bewertung einiger wesentlichen Argumente:1. Grösse ist weniger kontrollierbar; dementsprechend steigen die Kosten. – Das stimmt, die Frage ist, wo diese Grösse beginnt. Unsere zwei Dörfer sind so eng verbunden, dass sie auch als Einheitsgemeinde mit 7000 Bewohnern überschaubar und effizient führbar sein werden. Es gibt aber noch eine kritische Grösse nach unten, die ebenfalls zu hohen Kosten führt. Die Fusion wird uns von ihr wegbringen und ist daher eine Chance.2. Die Schule ist der grösste Kostentreiber in einer Gemeinde. – Eine schnell wachsende Gemeinde hat viele Familien mit Kindern mit grossem Bedarf an Infrastruktur bei eher tiefer Steuerkraft. Örtliche Wachstumsschübe würden bei einer Fusion ausgeglichen. Sollten tatsächlich vereinzelt Schüler ins andere Dorf zur Schule gehen müssen, wäre dies eher bereichernd. Über Jahre sind die Rebsteiner Realschüler nach Marbach zur Schule gegangen; keinem hat es geschadet.3. Wo wird der Steuerfuss hingehen? – Diese Frage kann der Kanton nicht beantworten. Wir sind selbst verantwortlich für die Höhe des Steuerfusses. Er wird beeinflusst von der Steuerkraft der Einwohner und Firmen, den Investitionen in die Infrastruktur und den Kosten der Schule. Da nach einer Fusion weniger Behördenmitglieder nötig sind, gehe ich davon aus, dass wir starke Persönlichkeiten in die Behörden wählen dürfen, die die Gemeinde entwickeln und so attraktiv gestalten, dass der eine oder andere starke Steuerzahler zuzieht. Sollte die Behörde zu schwach sein, können wir als Stimmbürger immer noch korrigierend eingreifen.4. Die Marbacher werden von den Rebsteinern überstimmt. – Es gibt keinen Röstigraben zwischen den Gemeinden; wir haben die gleiche Mentalität. Abstimmungen werden jeweils etwa zum gleichen Prozentsatz angenommen oder abgelehnt. Dass dies gut funktioniert, sehen wir in der gemeinsamen Oberstufenschule.5. Was bringt also eine Fusion? – Die Fusion wird nicht viel ändern; wir würden auch ohne weiter gut zusammenarbeiten. Mit einer Fusion wird die Zusammenarbeit aber einfacher. Sie bietet die Chance, eine attraktive Gemeinde zu gestalten und regional mehr Gewicht einzubringen, z. B. hinsichtlich Mobilitätsstrategie, Agglome­rationspolitik, Schwerverkehr usw.Ich hoffe, dass viele Stimmbürger die Chancen und Risiken abwägen und wir zu einem Abstimmungsergebnis kommen, das von einer deutlichen Mehrheit getragen wird. Ich selbst denke lieber in Chancen als in Risiken und freue mich auf eine erfolgreiche Gestaltung unserer Zukunft mit einer starken Behörde und einer Bevölkerung, die dahinter steht. Darum Ja zur Fusion Rebstein-Marbach, zu einer starken Gemeinde mit zwei Dörfern.Ernst Schönauer, Präsident Ortsverwaltungsrat Ortsbürgergemeinde Rebstein Gemeinde- und parteiübergreifender WahlaufrufDie Abstimmung über die Fusion von Marbach und Rebstein zu einer modernen Einheitsgemeinde ist die wichtigste Entscheidung, die die Marbacherinnen und Marbacher, Rebsteinerinnen und Rebsteiner seit Jahrzehnten zu fällen haben. Keine andere Abstimmung der Vergangenheit oder der Zukunft ist so elementar wie diese Fusionsfrage. Es gilt, darüber zu bestimmen, ob der Verwaltungsapparat um über 60 % reduziert werden soll und ob man die rund 6,3 Mio. Franken beim Kanton abholen soll, um damit Marbach zu entschulden und den Steuerfuss in Marbach und Rebstein zu senken.Aber wichtiger als die finanzielle Frage ist der Wille, den gemeinsamen und sehr erfolgreichen Weg der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit zu einem Zukunftsmodell zu machen.Ermutigt durch die zahlreichen Voten der Parteimitglieder und den positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung haben sich alle aktiven politischen Parteien, von links bis rechts, in dieser zukunftsweisenden Frage zusammengeschlossen, um die Marbacherinnen und Marbacher, Rebsteinerinnen und Rebsteiner von der Wichtigkeit dieser Abstimmung zu überzeugen. Alle Parteien von Marbach und Rebstein rufen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Marbach und Rebstein auf, an der Abstimmung vom 25.November aktiv teilzunehmen. Die Parteien wünschen sich ein klares Abstimmungsergebnis bei einer überdurchschnittlichen Wahlbe­- teiligung. Marbach und Rebstein hat einen klaren Entscheid verdient.Daniel Brack (CVP Marbach), Adrian Knechtle (CVP Rebstein), Fredy Lutz (FDP Marbach), Reto Metzler (FDP Rebstein), Irma Graf (SP Rebstein-Marbach), Ramon Hüppi (Grüne Rheintal), Benno B. A.Stadler (Grünliberale Rheintal)

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