SozialdetektiveWir brauchen keine gesetzlich verankerten Bespitzelungen von Menschen, denen es meist schon miserabel geht. Wozu haben Versicherungen denn Vertrauensärzte? Diese unwürdigen, ins Paradoxe ausufernden Machenschaften hatten wir bereits während der Fichenaffäre. Mehr Steuergelder, vermutlich in Milliardenhöhe, wären zu holen in den oberen Etagen. Wöchentlich erfahren wir neue Betrugsskandale: Postauto, Banken, Bauabsprachen, Spesengelder und Reisen von Regierungsmitgliedern, Mehrfacheinkassieren von VST . . . dies nur die Spitze des Eisbergs! Ich plädiere deshalb für mehr Buchprüfer, dort wo es sich lohnt. Zu den Sozialdetektiven lege ich ein überzeugtes Nein in die Urne.Margrith Hasler, Balgach Überwachung ja, aber keine WillkürNatürlich bin ich für die Observation von möglichen Betrügern, die auch bestraft werden sollen. Eine Überwachung soll aber von einer unabhängigen Stelle verordnet werden, wie es ursprünglich im Gesetz vorgesehen war. Das kann ein Richter oder ein paritätisch zusammengestelltes Gremium sein, wie es im Kanton Zürich schon eingeführt ist. Als ehemalige Patientenvertreterin habe ich 20 Jahre Erfahrung mit Sozialwerken wie Invaliden-, Unfallversicherungen und Krankenkassen. Bei diesen Institutionen stehen die Betroffenen leider oft nicht im Mittelpunkt, sondern vielmehr die finanziellen Interessen; auch selbstverständliche Leistungen werden bestritten. Wir geben diesen Institutionen zu viel Macht und öffnen Tür und Tor für jegliche Willkür. Es darf nicht sein, dass ohne jegliche Mitbeteiligung von einer unabhängigen Stelle, diese Institutionen nach ihrem Gutdünken Leute observieren dürfen. Es kann jeden von uns treffen. Werden z .B. nach einem schweren Unfall mit Personenschaden für die Versicherung hohe Kosten anfallen, haben sie eine weitere Möglichkeit, ein Haar in der Suppe zu finden, um weniger oder gar keine Rente zu bezahlen. Aus dem ursprünglichen Gesetz wurde der richterliche Beschluss für eine Überwachung von den Versicherungslobbyisten in den zuständigen Kommissionen gestrichen. Unsere Parlamentarier haben wieder einmal die Versicherungsinteressen und nicht die der Allgemeinheit vertreten.Margrit Kessler, Alt-Nationalrätin GLP, Parkstrasse 14, Altstätten