10.04.2020

Leserbriefe: Wahl, Virus und mehr

Die Rheintaler Tageszeitungen bekommen in dieser Zeit viel Post von Leserinnen und Lesern. Zwei Themen stechen heraus: Die Regierungsratswahl sowie das Coronavirus.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Ja, das stört mich«Es ist absolut dämlich» – so stand es gestern in der Zeitung. Der Wanderer der Nation, Nik Hartman, redete im Interview Klartext über Unbelehrbare. Anderswo stand «Ansturm von Corona-Ignoranten: Polizei schränkt Zugänge zum Alpstein ein». Ein anderer Artikel: «Am Gotthard wird nicht rumgeeiert. Polizei stoppt Oster-Ausflügler». Ich persönlich war am letzten Wochenende und darauf dem Alten Rhein entlang spazieren; dies korrekt, im Rahmen dessen, was unser Bundesrat derzeit erwartet. Was ich da aber gesehen habe könn(t)en viele andere bezeugen. Aber eben: Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt. Auch ich habe einzig beobachtet, dachte aber wie Nik Hartmann im Interview sagte, «Tuble» – (Pseudo-) Fischer mit Anhänger voll mit Fischerruten und Proviant en masse, die campierend übernachteten und Feuer machten. Aber auch Töfflifahrer und Mountainbiker, die pressant hatten und drängelten, bekam ich zu Gesicht. Eigentlich wäre dieses schöne Naherholungsgebiet für alle da – und mit etwas mehr Rücksicht und Einsicht wäre es auch möglich. Aber eben! Wo sind die viel zitierten Kontrollen nur geblieben? Es wäre fatal, wenn man jetzt Polizei spielt, aber wenn man mich fragen würde, ob mich das stört, dann würde ich sagen: Ja, das stört mich; ja, ich finde es wirklich auch dämlich, wenn man in solch aussergewöhnlichen Zeiten nicht einmal ein paar Wochen verzichten kann. Stattdessen zur Schau stellt: «Ich lasse mir nichts verbieten! Nach mir die Sintflut!» Im Grunde genommen wäre «Eidgenossenschaft» im wahrsten Sinne des Wortes gefragt. Was mich betrifft, ich werde den Weg dem Alten Rhein entlang in den nächsten Wochen meiden, denn zu viel liegen gebliebener Abfall und vor allem die vielen menschlichen Exkremente stören mich. Hundebesitzer nehmen die Geschäfte in den allermeisten Fällen in einem roten Säcklein wenigsten mit. Last but not least: Eine biblische Erzählung über den Turmbau zu Babel berichtet vom babylonischen Vorhaben der damaligen Menschheit, Gott gleichzukommen. Zugegeben, solches ist weit hergeholt – doch vielleicht täte all den andersartigen Naturliebhabern doch schon gut, über die Zeitgeschehnisse nüchtern nachzudenken. Es müsste doch nicht sein, dass eine unbelehrbare Minderheit nur noch von der Polizei gestoppt werden kann. Allen anderen wünsche ich in den kommenden sonnigen Tagen «Frohe Ostern» – dies von ganzem Herzen.Walter Benz, DiepoldsauLaura Bucher in die RegierungFür alle statt für wenige setzt sich Laura Bucher, SP, mit voller Überzeugung ein. Wer ist sie? Verheiratet, Mutter von zwei Kindern, Enkelin italienischer Gastarbeiter aus einfachen Verhältnissen. Fleiss, Zuversicht und Verlässlichkeit wurden ihr in die Wiege gelegt. Ihre Vorfahren kämpften gegen Diskriminierung. Darum hat sie Rechtswissenschaften studiert mit Abschluss als Dr. iur. Sie ist am Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen tätig. Als langjährige Kantonsrätin und zuletzt Co-Präsidentin der SP/Grüne-Fraktion kämpfte sie für Wandel, Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand, Gleichstellung, Solidarität und Gerechtigkeit. Im Weiteren hat sie sich in der Spitaldebatte mit dem unmöglichen Vorgehen Sennhausers und der jetzigen Regierung engagiert. Ihre klaren Vorstellungen zur Spitalplanung der nächsten Jahre sind gegenüber den Mitte-rechts-Vorstössen dringend nötig. Die Coronakrise zeigt, wie sehr wir auf einige der günstigen kleineren Spitäler angewiesen sind. Die überkantonale Zusammenarbeit wird sie aktiv und mit Überzeugung fördern. Es ist Zeit, diesen Gestaltungswillen als Nachfolgerin von Heidi Hanselmann in die Regierung zu tragen.Peter Beyer, Balgach2:5 ist besser als 1:6Mit grosser Freude setze ich bei den Regierungswahlen ein «X» bei Laura Bucher. So fühle ich mich als Frau in der Regierung wahrgenommen. Aber ich wähle Laura Bucher nicht einfach, weil sie eine Frau ist; sie setzt sich seit Jahren für den Klimaschutz ein. Das bedeutet eine konsequente Senkung des CO2-Ausstosses, für mehr Zug-, Bus-, Tram-, Velo- und Fussverkehr. Mieten sollen bezahlbar sein, deshalb findet auch der Mieterverband, dass Laura Bucher die beste Vertretung in der Regierung wäre. In der heutigen angespannten Lage sind sichere Löhne, bezahlbare Krankenkassenprämien und ein würdiges Leben im Alter bedeutungsvolle Worte. Laura Bucher setzt sich seit Jahren dafür ein. Sie bringt einen grossen Rucksack mit, und darin sind eine Topausbildung verpackt mit viel Menschlichkeit und nicht zuletzt auch noch ein wenig italienisches Blut. Forza Laura!Irma Graf, MarbachSozial, engagiert und fundiertAls ehemaliger Kantonsratskollege kenne ich Beat Tinner als Schaffer und starke Stimme im Parlament. Seine Voten sind fundiert und überlegt. Als Präsident der Vereinigung der St. Galler Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten hat er die Politik in unserem Kanton auch in schwierigen Zeiten erfolgreich geprägt. Ich denke an die Bewältigung der Flüchtlingsströme vor fünf Jahren oder an die Finanzkrise und die Sparpakete. Weniger bekannt ist seine soziale Ader. Einerseits in unserer Region mit der Unterstützung des Vereins Primajob und der Schaffung einer Kindertagesstätte im Sinne einer Vorreiterrolle, andererseits mit der Förderung von Jungunternehmen in Tunesien, der Heimat seiner Frau. Beat Tinner erhält menschlich wie auch politisch meine Stimme.Thomas Ammann, RüthiDie AuthentischsteWenn ich mir die drei Kandidaten für die Regierungsratswahl auf den Plakaten anschaue, dann ist sofort augenscheinlich, wer sich am meisten für die Belange der Bürgerinnen und Bürger unseres Kantons St. Gallen einsetzen wird, und wer nur eine Stufe höher auf der politischen Karriereleiter steigen möchte. Das mag etwas oberflächlich erscheinen, aber ich verlasse mich gerne auf den ersten Eindruck. Schaut man sich die Kandidaten dann genauer an, wird deutlich: FDP und SVP schicken zwei Karrierepolitiker und Ämtersammler ins Rennen, während man kein Freund der Linken sein muss, um zu erkennen, dass Laura Bucher die unverbrauchteste, authentischste und sympathischste der drei Antretenden ist. Auch wenn ich sonst nicht SP wähle, bekommt Laura Bucher meine Stimme. Für den anderen Sitz werde ich würfeln.Adrian Rüst, AltstättenFür VerlässlichkeitIn Krisenzeiten – wie auch jetzt wieder – zeigt sich, dass ein starker Staat mit gesundem Staatshaushalt für unsere Gesellschaft und unser Leben äusserst wichtig ist und Sicherheit gibt. Dazu müssen wir Sorge tragen. Für die Regierungsratswahlen heisst dies nun aber auch, entsprechend zu wählen. Diejenigen, die sich während der vergangenen Jahre damit hervor getan haben, Sparpakete und Steuersenkungen zu fordern (wie gerade in der vergangenen Februarsession wieder) und damit unseren Staat zu schwächen, gehören nicht dazu. Einzig Laura Bucher setzte und setzt sich für einen starken Staat mit gesundem Staatshaushalt ein, weshalb ich sie wähle.Hans Frei-Graf, DiepoldsauRegierungsrätin für die BevölkerungAm 19. April findet der zweite Wahlgang für die St. Galler Regierung statt. Politisch erfahren, ausgewiesen in Verantwortung und Führung, so präsentieren sich die drei Kandidatinnen und Kandidaten. Souverän leiten die Fraktionschefs ihre Parteien durch die Kantonsratsdebatten. Fast nichts oder nur wenig unterscheidet die drei – könnte man meinen! Beim genauen Betrachten sticht Laura Bucher wegen ihrer juristischen und finanzpolitischen Kompetenz, vor allem aber wegen ihres Einsatzes für Chancengerechtigkeit, für den Klimaschutz und durch ihre soziale Gesundheitspolitik heraus. Solidarität und Chancengleichheit sind prägende Eckpfeiler ihrer politischen Arbeit: Sie setzt sich ein für eine funktionierende Grundversorgung. Dazu gehören, wie man gerade in diesen Zeiten sieht, insbesondere unsere Landspitäler. Sie kämpft für die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und lebt dies selbst vor. Sie fördert die Chancengleichheit in der Bildung und steht an vorderster Front bei der Gestaltung einer umweltschonenden Mobilität. Das Rheintal und seine Bevölkerung können mit Laura Bucher auf eine Frau zählen, die zukunftsgerichtete Politik macht. Meine Fraktionschefin Laura Bucher setzt sich bereits jetzt für alle Menschen in unserem Tal und im ganzen Kanton ein. Ich weiss, dass sie das auch in der Regierung mit vollem Engagement tun wird und wähle sie daher mit voller Überzeugung.Remo Maurer, Kantonsrat SP, AltstättenKleinkarierte MachtpolitikGeht es nach der CVP, dann soll auch in Zukunft die SVP mit nur einem Mitglied in der St. Galler Regierung vertreten sein. Und dies, obwohl die SVP mit grossem Abstand die wählerstärkste Partei ist. Begründet wird dies von der CVP, dass mit den sogenannten Polparteien keine lösungsorientierte Politik möglich ist. In der aktuellen Coronakrise beweisen die Bundesräte Maurer und Parmelin mit Auszeichnung, wie in Krisen reagiert und über alle Parteigrenzen hinweg gehandelt werden kann. Aber auch unser SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker hat in der Vergangenheit mit der IT-Bildungsoffensive, dem HSG-Campus, der Neuorganisation der Fachhochschule und den Investitionen in die Berufsfachschule gezeigt, wie eine erfolgreiche Politik für den Kanton St. Gallen aussieht. Mehr Lösungsorientierung geht nicht. Unsere direkte Demokratie funktioniert nur, wenn alle Bevölke-rungsgruppen ihrem Wähleranteil entsprechend in den Regierungen vertreten sind. Die Integration der Katholisch Konservativen in den liberalen Bundesstaat ist dafür das beste Beispiel. Die Wahlempfehlung der CVP ist kleinkarierte Machtpolitik von gestern. Wir bringen den Kanton St. Gallen nur weiter, wenn Regierung und Parlament am gleichen Strick und in die gleiche Richtung ziehen. Dies setzt voraus, dass die Konkordanz auch im Kanton St. Gallen gelebt wird. Ich wähle deshalb Michael Götte in den Regierungsrat.Erich Breitenmoser SVP-Ortsparteipräsident, WidnauVoreiliger Gemeinderat RüthiAm 4. April 2020 gab der Gemeinderat Rüthi in dieser Zeitung bekannt, dass er das Initiativbegehren zum Sondernutzungsplan Deponie Neufeld abgewiesen habe, weil es mehr als einen Gegenstand zum Inhalt habe. Der Gemeinderat verschweigt indessen, dass sein Entscheid noch nicht rechtskräftig ist. Es ist nicht üblich, dass noch nicht rechtskräftige Entscheide publiziert werden. Die diesbezügliche gemeinderätliche Motivation ist schleierhaft. Die Initianten haben nämlich beim kantonalen Departement des Innern Rekurs eingereicht. Ihnen erscheint der gemeinderätliche Entscheid aufgrund der ganzen Vorgeschichte als voreingenommen und zu formalistisch. Der Vorwand, die Sistierung des Baubewilligungsverfahrens für die Deponie Neufeld bis zum Vorliegen eines Entscheides zur Initiative Schutzzone sei als unzulässiges zweites Initiativbegehren zu werten, lassen die Initianten nicht gelten. Somit bleibt fürs Erste abzuwarten, wie die Sache vom Kanton beurteilt und entschieden wird.Werner Büchel-Meile, RüthiFragwürdige SchlaumeiereiEine abgeschlossene Ausbildung gehört zum Leistungsausweis jedes Berufstätigen. Auch für Politiker. Liest man den Lebenslauf von Beat Tinner in Wikipedia, dann steht dort, dass er über eine Ausbildung an der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule, der heutigen Fachhochschule, verfügt. Auch in Dokumentationen zu den Wahlen gibt er die HWV als erlernten Beruf an. Es scheint aber, dass Beat Tinner die HWV gar nie abgeschlossen hat. In diese Richtung wenigstens weist der Umstand, dass der Titel eines HWV-Absolventen nirgends erscheint. Nur, um dies festzustellen, muss man schon sehr genau hinsehen. Zumindest dem flüchtigen Leser wird der Eindruck vermittelt, dass Beat Tinner über ein Studium verfügt. Scheitern ist keine Schande. Nur sollte man den Mut haben, dazu zu stehen. Für mich persönlich schmeckt dies alles nach einer fragwürdige Schlaumeierei, die nicht mit dem Amt eines Regierungsrates zu vereinbaren ist.Dirc Marti, Balgach

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