25.12.2020

Leserbriefe: enttäuscht von den SBB - Wie weit geht Solidarität?

Von Marianne Baroni, Marbach
aktualisiert am 03.11.2022
Ich wollte mein Halbtaxabo coronabedingt am SBB-Schalter stornieren lassen. Geht leider nicht; nur wenn man krank ist und das mit einem Arztzeugnis belegen kann. Die Auskunft war, man kann ja reisen – nur wohin? Das BAG empfiehlt: Bleiben Sie zu Hause, verzichten Sie auf Reisen und Ausflüge! Ich hätte mir mehr Kulanz von den SBB erhofft. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.Marianne Baroni, MarbachSolidaritätMan musste nicht lange darauf warten, bis das zurzeit etwas arg strapazierte Wort «Solidarität» nun auch mit der Corona-Impfung in Zusammenhang gebracht wurde.Interessant wäre es allerdings zu analysieren, welche Solidarität hier angesprochen wird. Es gibt unweigerlich Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören und geschützt werden müssen oder sich schützen sollten. Diese Gruppe Menschen ist jedoch nicht neu, auch ein Grippevirus, Norovirus oder eine bakterielle Infektion kann bei ihnen schnell Komplikationen auslösen oder schlimmstenfalls zum Tod führen. Sie wissen also bereits, wie und wo sie sich am besten schützen. Das taten sie bereits in der Vergangenheit, mit oder ohne Impfung, eigenverantwortlich.Für eine viel grössere Gruppe der Menschen ist es aber in erster Linie die Angst, die sie Massnahmen befolgen lässt. Womit wollen wir uns also solidarisieren? Mit einer diffusen Angst (1% der Weltbevölkerung ist mit dem Coronavirus infiziert, davon sterben ca. 0,3% an den Folgen), Solidarität mit den Politikern, die zugegebenermassen schwierige Entscheide treffen müssen, gleichzeitig aber seit Jahren einen Pflegenotstand in Heimen und Kliniken nicht in den Griff bekommen? Oder gar mit den Pharmakonzernen, die sich bemühten, in kürzester Zeit einen Impfstoff auf den Markt zu bringen, der alle Rekorde schlägt? Wirkungsgrad: 90 bis 95%, Testphase: einige Monate, Hersteller: unter anderem Firmen, die noch keinen Impfstoff entwickelt haben (Biontech). Oder vielleicht Solidarität mit dem Pflegepersonal, das sich mehrheitlich selbst seit Jahren gegen die Grippe- und nun auch gegen eine mögliche Corona-Impfung wehrt? Wir hatten auch ohne Corona in schweren Grippejahren Übersterblichkeit. Man hört immer wieder, die Zahl der Coronatoten wäre ohne Massnahmen um ein Vielfaches höher. Doch gegen die Grippe hat man ebenfalls Massnahmen, nämlich eine Impfung, die bereits seit 1942 auf den Markt ist. Risikopatienten konnten sich jedes Jahr impfen lassen. Ist eine Impfung also doch kein Allheilmittel? Ich wünsche mir Solidarität, die eigenverantwortlich ohne Moralinspritze entsteht und die auch Offenheit und Verständnis gegenüber andersdenkenden Mitmenschen beinhaltet.Sonja Zünd, Altstätten

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