12.09.2018

Leserbriefe aus der Zeitung

Themen: In meinem Haus gilt Burkaverbot, Teure Spitallügen der Politiker, Kindergarten- zentrum ergibt Sinn, und Vieles spricht dagegen

In meinem Haus gilt BurkaverbotDie kantonale Volksabstimmung zum Übertretungsstrafgesetz ist eine eigentliche Wundertüte. Es geht um das sogenannte Burkaverbot. Wenn das Volk ja zum Gesetzesnachtrag sagt, werden seltsame Dinge geschehen. Die Burka wäre nämlich gemäss neuem Gesetz ausdrücklich erlaubt und nur dann verboten, wenn durch das Tragen die öffentliche Sicherheit oder der religiöse Frieden gefährdet wird. Man stelle sich Folgendes vor: In Altstätten geht eine Burkaträgerin, eine Touristin, mit ihrem Mann und ihren Kindern durch die Marktgasse. Sofort muss die Polizei aufgeboten werden. Der Polizist muss prüfen, ob diese Frau gefährlich ist oder ob sie den religiösen Frieden gefährdet. Stellt der Polizist eine Gefährdung fest, erteilt er der Frau eine Busse. Stellt er keine Gefährdung fest, muss er sie laufen lassen. Sie darf die Burka mit Zustimmung der Polizei tragen. Geht die Touristenfamilie anschliessend nach Heerbrugg, muss dort die Polizei von Neuem gerufen werden. Wie diese Gefährdungsprüfung in der Realität durchgeführt werden müsste, weiss niemand. Ein anderes derart schwammiges Gesetz kenne ich bis heute nicht. Kein Wunder, dass – auch dies eine eigentliche Novität – die Regierung gegen das Gesetz ist, der Kantonsrat dafür. Von den Befürwortern wird ins Feld geführt, das neue Gesetz sei vor allem gegen die Vermummung an Sportveranstaltungen gerichtet. Dem ist entgegenzuhalten, dass diese Vermummung bereits in Artikel 12bis des gleichen Gesetzes ausdrücklich verboten ist. Um beim Beispiel von Altstätten zu bleiben, sei erwähnt, dass das Vermummungsverbot bei der Fasnacht nicht gilt. So steht es im Gesetz. In meinem Haus gilt schon seit über 40 Jahren ein Burkaverbot. Ich dulde keine derart unterdrückten Frauen in meinen vier Wänden. Allerdings ist bis heute noch keine Burkaträgerin auf Besuch gekommen.Christoph Mattle, AltstättenTeure Spitallügen der PolitikerDer damalige Volksentscheid wurde nur dadurch erreicht, dass dem Volk nicht die ganze Wahrheit aufgetischt worden ist! So ist es immer in unserer Gesundheitspolitik. Da verdienen sich noch zu viele eine goldene Nase auf Kosten der Steuerzahler. Ich bin endlich für Kostentransparenz. Sprich, es dürfen keine Steuergelder mehr in das Gesundheitswesen investiert werden; stattdessen muss alles über die Prämien geregelt werden. Dann würden unsere teuren Regionalspitäler innert kürzester Zeit leistungsfähigen und kostengünstigen Zentralspitälern weichen. Solange jedoch im Gesundheitswesen Marktwirtschaft (Prämien) und Politik (Steuergelder) vermischt werden, wird es nie eine effiziente Sache sein, da immer zu viele mitreden, die nichts davon verstehen. Also schaffen wir Kostentransparenz, schaffen endlich die Steuergeldverschwendung ab und bezahlen unser Gesundheitswesen ausschliesslich über die Prämien. Ich bin nämlich nicht bereit, mit meinen Steuergeldern auch noch das Gesundheitswesen zu finanzieren. Dieses muss ausschliesslich über die Prämie finanziert werden. Dann kämen solche unsinnigen Entscheide gar nie zustande.Jürg Zellweger, DiepoldsauKindergarten- zentrum ergibt SinnLeserbriefe und Flyer argumentieren gegen das neue Kindergartenzentrum und vermitteln teils falsche Aussagen. Am Tag der offenen Tür und an der Informationsveranstaltung wurde ausführlich orientiert. Die bestehenden Kindergärten und das Haus Knecht konnten besichtigt werden. Die Planung des Projekts wurde aufgrund der Evaluation anderer Kindergärten und in Absprache mit den Kindergärtnerinnen erstellt. Die drei im Kindergartenzentrum zusammengefassten Abteilungen laufen im pädagogischen Alltag weiterhin autonom. Räumlich tangieren sich die Angebote Kindergarten/Schule nicht, die Pausen sind getrennt, Emissionen des Kindergartens stören infolge der abgewandten Ausrichtung zum Schulhaus nicht. Lediglich die Schulzeiten sind synchron; dies ist gegeben durch die Blockzeiten und führt zu möglichen Synergien mit älteren Geschwistern auf dem Schulweg. Der Schulweg zum Kindergarten wird für einige Kinder etwas länger. Dafür werden während dem Betrieb Wege verkürzt, was zu mehr Unterrichtszeit führt: Sport, Therapien, Deutschunterricht, musikalische Früherziehung, sogar die Zahnfee sind alle im Neumüli zu Hause und somit in kürzester Zeit und ohne Begleitdienst erreichbar. Die kaum verhinderbaren Elterntaxis werden auf dem Parkplatz «abgefangen» und blockieren keine Strassen mehr, wie dies bei den jetzigen Kindergärten der Fall ist. Die direkte Zufahrt ist ausschliesslich für die Zulieferung und Notfälle vorgesehen. Eine Sanierung der aktuellen Kindergartengebäude wäre sicherlich machbar, jedoch nur mit grossem Aufwand. Neben den technischen Anpassungen ist vor allem die Raumvorgabe problematisch, welche nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht: Teamteaching und schulische Heilpädagogik gehören zum kantonal vorgegebenen Grundangebot. In der Praxis sind diese Angebote auf Gruppenräume angewiesen. Leider verfügt keiner der jetzigen Kindergärten über einen Gruppenraum. Der hohe Preis der Anlage rührt zum einen aus einer nachhaltigen und fortschrittlichen Bauweise, zum anderen aus einem Annexbau, welcher zusätzlich zu den drei Kindergartenabteilungen weitere schulische und schulnahe Angebote auffängt: den Deutschunterricht, die Frühförderung sowie die Spielgruppe. Es handelt sich also um vier Bauten, welche im Projekt integriert sind und somit die scheinbar hohen Kosten rechtfertigen. Keiner der drei bestehenden Kindergärten ist behindertengerecht gebaut. Dazu kommen vielfältige, attraktive Neuerungen: Eine Baunische mit aufgesetzter Puppenecke, eine eigene Kochnische, helle Räume, inkl. benötigter Verdunkelungsmöglichkeiten, grosszügige Garderoben, ein kleiner und praktischer Arbeitsplatz für die Lehrperson, Stauraum für das viele Material und ein grosszügiger Hauptraum zur individuellen Einrichtung und Entfaltung. Die Aussenanlage mit gedecktem Bereich ergänzt das Projekt. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem neuen Kindergartenzentrum den richtigen Weg einschlagen.Oscar Kaufmann, Stadtrat und Präsident der Schulkommission, RheineckVieles spricht dagegenObwohl in den vergangenen Tagen viele Leserbriefe erschienen sind, ist interessant, dass sich keine Lehrpersonen äussern. Sie waren auch an der Informationsveranstaltung nicht hörbar. Es gibt planerische und wirtschaftliche Argumente gegen die Vorlage. Zum Beispiel, dass beim Kindergarten Löwenhof eine einfache Instandstellung genügen würde. Oder wie wichtig es ist für die Entwicklung der Kinder, wenn sie selbstständig ohne Elterntaxi in den Kindergarten gehen können. Dies wird mit dem Zentralkindergarten für viele nicht mehr möglich sein. Eine drei Meter breite Zufahrt muss ausserdem gebaut werden. Deren Ausführung ist im Text der Abstimmungsbroschüre nicht weiter beschrieben. Vom gedeckten Vorplatz zum Spielplatz gibt es einen 85 Zentimeter hohen Absatz. Die Spielplätze sind noch nicht geplant. Sie sollen später mit den Lehrpersonen gestaltet werden, steht in der Abstimmungsvorlage. Mit dem Neubau soll Rheineck sich attraktiver für junge Familien machen, lese ich. Das bedingt, dass die Arbeitsplätze für Lehrpersonen auch attraktiv sind, damit man gute Lehrkräfte rekrutieren kann. Wenn Behinderte und die Kindergartenlehrpersonen sich das einzige Behinderten-WC mit den Erwachsenen teilen müssen, die im Gebäude ein- und ausgehen, dann ist das nicht die Erwartung an einen attraktiven Arbeitsplatz. Das Behinderten-WC ist durch die Kindergartenräume hindurch über den Gruppenraum bei der ersten Einheit erreichbar. Ein separates WC für die Lehrpersonen ist nicht geplant. Dass die Kindergartengruppen gestört werden, ist unvermeidbar. Dass die Nähe zur Primarschule Vorteile hat, kann ich verstehen. Aber die Lerninsel oder die musikalische Grundschule, welche nicht zwingend im Kindergarten absolviert werden muss, können anders eingerichtet werden. Dazu müssen wir nicht drei Kindergärten zusammenbauen. Für kleine Kinder sind wenige Bezugspersonen ohnehin besser. Ich stelle mir vor, wie zukünftig die Kindergartenklassen mit etwa 60 Kindern auf der Wiese und vor den Fenstern der Primarschulzimmer spielen würden. Unstimmigkeiten zwischen Lehrkräften werden unvermeidbar. Ich stimme Nein, damit wir nicht vergeblich viel Geld für ein unausgereiftes Projekt ausgeben.Diego Crescenti, Rheineck

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