«Freude herrscht»Am Samstag erschien «Wir, die Metropolitanregion» in dieser Zeitung. So weit, so gut. Doch wo Sonne scheint, gibt’s auch Schatten. Es hämmert und hämmert in Diepoldsau seit bald drei Monaten tagein, tagaus auf der Grossbaustelle der ehemaligen Röhrenfabrik Lehner-Frei AG an der Plattenstrasse. Es sind wohl tausend Betonpfähle, die in den moorigen Boden gerammt werden. Ein Riesenaufwand! Ob sich das rechnet? Nicht für alle, aber für institutionelle Anleger schon wegen den Negativzinsen und für Immo-Gesellschaften kann es ein ganz passables Steuerplanungsinstrument sein. Und so wird gebaut, was das Zeug hält. Die Stadt Mittelrheintal, einst eine Vision, ist heute weit fortgeschritten. Ob da alle Einheimischen mit dem einstigen Bonmot unseres alt Bundesrates Ogi Zustimmung geben können? Der Slogan L(i)ebenswertes Rheintal war einst in aller Munde.Doch langsam werden in der sich entwickelnden Stadt Mittelrheintal zunehmend Nachteile sicht- und fühlbar. Zieht doch das Wachstum immer höheres Verkehrsaufkommen nach sich. Zu billig ist die Mobilität und dann wären da auch die (noch) verborgenen Folgekosten.Kommendes Wochenende stimmen wir über die Zersiedlungsinitiative ab. Das Volksbegehren mag im Kern zweifelhaft sein, aber endlich reden wir da eben auch über die Kosten der Zuwanderung, Verknappung von Bauland, steigende Bodenpreise und steigende Mieten. Darüber kam ich an Ort und Stelle schon einmal ins Gespräch und da meinte einer: «Denke doch einfach positiv.» Als ich nachfragte, was das denn sei, konnte er mir keine Antwort geben. Ein anderer meinte: «Da müssen die Jungen ran. Für uns Alten ist die Sache eh gelaufen.» In der Tat wohl richtig und es gehen zurzeit auch viele junge Menschen auf die Strasse. Sie tragen Transparente wie «Versuche, die Erde besser zu hinterlassen, als du sie vorgefunden hast». Zu hoffen bleibt, dass diese Generation durchhält und ihr Engagement bis ins Erwerbsleben auch vorlebt.Ebenso zu hoffen ist, dass die Exponenten der genannten Wirtschaftsverbände sowie die treibenden politischen Kräfte für die Schattenseiten ihrer Visionen mit ebensolcher Energie Lösungen erarbeiten. Nur so könnte sich meiner Meinung nach Ogis Spontanausspruch «Freude herrscht» doch noch übertragen. Es ist nie zu spät, sagte Politologe Georg Lutz kürzlich. Doch gerade die FDP könnte bei den kommenden Wahlen in Bedrängnis geraten, kann man ja nicht plötzlich mit (grünen) Umweltthemen Erfolge erzielen. Doch eben: Besser spät als nie. Wer war das schon wieder, der das sagte?Walter Benz-OmlinBitziweg 13, DiepoldsauGeneration 60+ nicht benachteiligen«Gemeinden verzichten auf Zeitung», Ausgabe vom 29. Januar 2019Bis dato dienten die lokalen Printmedien auch als amtliche und somit rechtsverbindliche Publikationsorgane. Offensichtlich soll diese Praxis ab Mitte 2019 nun durch eine kantonale Internet-Plattform abgelöst werden. Gleichzeitig wollen die Gemeinden zunehmend auf die bisherigen Zeitungspublikationen verzichten. Dieser Praxiswechsel wäre jedoch nicht nur ein Affront gegenüber der weniger Social-Media-affinen Generation 60+, sondern auch ein weiterer Schlag für die sich ohnehin in der Defensive befindlichen Printmedien. Letztere sind jedoch für den lokalen und regionalen Zusammenhalt sowie die vielen Vereine und Organisationen in unseren Dörfern nach wie vor von grosser Wichtigkeit. Es ist zu hoffen, dass die verantwortlichen Behörden im Sinne des Öffentlichkeitsprinzips deshalb auch diesen Aspekten Rechnung tragen und sich betreffend der Wahl der künftigen Informations- und Publikationskanäle für ein Sowohl-als-auch-Vorgehen entscheiden.Willy Gerber, Untermäderstr. 20, 9436 Balgach