17.05.2018

Leserbrief: «Wir informieren regelmässig»

Betreff: «Antwort auf den Leserbrief ‹Wir sind betroffen›»; Ausgabe vom 12. Mai. Mit dem Start des Einwendeverfahrens zu der für das Windenergieprojekt in Oberegg nötigen Richtplananpassung konnten zahlreiche Meinungsäusserungen zum Projekt und zur Windenergie in den Medien gelesen werden.

Von Valentin Gerig
aktualisiert am 03.11.2022
Bislang hat sich die Appenzeller Wind AG als Projektantin in der Kommentierung der leider oftmals falschen und haarsträubenden Argumente, die vorgebracht werden, in Zurückhaltung geübt. Alle aktuell vorhandenen Informationen zum Projekt sind von den zuständigen Behörden publiziert worden. Die Standeskommission ist nach mehrfacher Diskussion in einer Interessenabwägung zum Schluss gekommen, dass auch der Kanton Appenzell Innerrhoden mit dem Projekt in Oberegg einen Beitrag zur Energiepolitik 2050 des Bundes leisten soll, im Gegenzug wird – primär aus Gründen des Landschaftsschutzes – auf andere Windenergieprojekte im Kanton verzichtet. Wir können den Pro-Argumenten und auch den kritischen Überlegungen der Standeskommission folgen. Für einmal äussern wir uns hier zum Leserbrief «Wir sind betroffen».Die Verfasserin hat uns in Bezug auf die Informationen zum Projekt zur öffentlichen Stellungnahme aufgefordert. Seit 2015 informieren wir regelmässig in öffentlichen Referaten und Podiumsdiskussionen zum Projekt, so beispielsweise am 26. Januar 2017 in Wald oder im März 2015 und wieder im März 2017 in Oberegg. Projektfortschritte wurden jeweils über die Website kommuniziert und die Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten der umliegenden Gemeinden wurden im Mai 2017 betreffend Informationsbedarf in den Räten und in den Gemeinden angefragt. Schliesslich wurden auch alle uns bekannten Bewohner im Umkreis von  einem Kilometer um den Projektstandort persönlich kontaktiert. In Bezug auf die Kommunikation kann man immer mehr machen, auch wir nehmen Feedback dazu gerne entgegen. Dass die betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner nicht über das Projekt informiert worden sind, trifft aber so nicht zu.Valentin GerigVerwaltungsrat Appenzeller Wind AG-----------------------------------------------------Wurden nie informiert  Auch wir im Bezirk Oberegg, als direkt betroffene Anwohner der geplanten Windenergieanlagen Honegg-Oberfeld wurden nie von der Appenzeller Wind AG informiert. Das begann damit, dass wir zu keinem Informationsabend eingeladen wurden. Die Bevölkerung wurde nicht darüber informiert, dass der Messturm nur die Hälfte (99 m) der geplanten Windräder (200 m) ist. Die Windmessdaten wurden (auch auf Anfrage) nie veröffentlicht, obwohl es ja angeblich beste Windergebnisse sein sollten. Es wurde nie erwähnt, dass die Standorte der WEA (Windenergieanlagen) im Ausschlussgebiet für Windräder zu stehen kommen (Raumordnungskommission, Bodenseekonferenz). Dass die WEA in kommunalem Schutzgebiet und  direkt neben dem angrenzenden kantonalen Landschaftsschutzgebiet AR stehen. Dass WEA 1 im provisorischen Quellschutzgebiet steht und beide Standorte im Einzugsgebiet des Quellschutzgebiets Loch. Mit jährlicher Trinkwasser-Schüttung von 100 000 m3. Das sind 100 Millionen Liter! Es wird auch nicht informiert, dass im gesamten europäischen Raum Abstände zwischen WEA und bewohnten Häusern zwischen 600 und 1500 Metern liegen. Und nicht die jeder Vernunft zuwider laufenden 300 Meter. Da dadurch erst die Probleme Lärm, Infraschall, Schattenwurf, Eiswurf entstehen, um nur einige Immissionen zu erwähnen. Die zwar laut Appenzeller Wind AG allesamt technisch lösbar sind. Wieso bleiben wir dann nicht bei den Atomkraftwerken, wenn alles so einfach technisch lösbar ist? Nicht erwähnt wurde auch, dass jedes WEA 7000 Tonnen schwer ist. Bis dieses Material vom Rheintal bis Oberfeld auf 1100 m. ü.M. transportiert ist, (ca. 500 grosse Lastwagen) wird für den sauberen Naturstrom sehr viel CO2 ausgestossen. Zu guter Letzt: Kein Mensch wird auf der Hochspannungsleitung sitzen und verkünden können, welche zwei Minuten Oberegger Strom und wie viele Stunden Atomstrom oder Kohlekraftwerk-Strom gerade durch die Leitung fliesst. Der Strommarkt wird im Minutentakt gehandelt und die ursprüngliche Quelle kann nicht mehr eruiert werden.Benjamin Urech Haggenstrasse 5, 9413 Oberegg-------------------------------------------------------Wunsch und Wirklichkeit«Man muss etwas tun» – das ist immer die erste Reaktion, die ich erhalte, wenn es um den geplanten Windpark Oberfeld/Honegg AI geht. Meine Gegenfrage ist dann jeweils: Wissen Sie, was das Projekt energiemässig überhaupt bringt? Die Reaktion auf diese Frage ist jedes Mal: Schweigen. Ein Projekt dieser Grösse und mit diesen enormen Auswirkungen bedarf einer sorgfältigen Abwägung der Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist klar der Strom, der erzeugt wird. Doch was bedeuten die prognostizierten 13,4 GWh/Jahr überhaupt? Um dies einzuschätzen, muss die Strommenge ins Verhältnis zum Energiebedarf des Kantons AI gestellt werden. Und da zeigt sich, dass der projektierte Windpark Honegg/Oberfeld nicht mehr als ein sprichwörtlicher Tropfen auf den heissen Stein ist: Die prognostizierte Strommenge beträgt knapp 2,8% der Energie, die der Kanton AI pro Jahr benötigt. Das reicht nicht einmal aus, um einen Viertel des Energiebedarfs der Standortgemeinde Oberegg zu decken. Von einem signifikanten Beitrag an die Energieversorgung (nur schon des sehr kleinen Kantons AI mit ca. 16000 Einwohnern) kann keine Rede sein. Man kann das drehen und wenden wie man will – die Gesetze der Mathematik und Physik lassen sich durch Ideologien nicht ändern. Das Projekt verkommt somit zu reiner Symbolik ohne greifbaren Nutzen. Die Nachteile dieses «Tropfens auf den heissen Stein» dagegen sind gewaltig: Die von der Appenzeller Wind AG veröffentlichten Unterlagen zeigen umfassend das gesamte Ausmass und die Auswirkungen der geplanten Eingriffe. Diese sind noch massiver als befürchtet. Insbesondere die Kantone Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen sowie das Land Vorarlberg müssten die Hauptlast der Nachteile ertragen – eine sehr egoistische Standortwahl des Kantons AI! Zudem kommt das vom Kanton AI selber in Auftrag gegebene Landschaftsgutachten glasklar zum Schluss, dass sich das gesamte Appenzellerland für Windkraftanlagen dieser Grössenklasse nicht eignet. Der Standort Honegg/Oberfeld ist auch sonst sehr schlecht – nur mit diversen Massnahmen ist ein Betrieb überhaupt ansatzweise denkbar. Alleine die Ertragsminderungen, die ausschliesslich auf den schlechten Standort zurückzuführen sind, belaufen sich auf über 18% des möglichen Stromertrages. Die Summe der Nachteile sollte dem letzten Befürworter klar machen, dass dieser Standort untauglich ist. Zusammen mit der sehr negativen Projekteinschätzung des offiziellen Landschaftsgutachtens ist es ein Gebot der Vernunft, das Projekt nicht mehr weiterzuverfolgen. Die für das Projekt erforderliche Eingriffstiefe steht zum bescheidenen prognostizierten Stromertrag in einem grotesken Missverhältnis. Dino Duelli, Grund 525, 9044 Wald AR 

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