15.07.2021

Leserbrief: Gendersternchen sind nicht die Lösung

Von Walter Künzler, Lutzenberg
aktualisiert am 03.11.2022
«Die Stadt gendert jetzt mit Sternli» Ausgabe vom 7. Juli Max Tinner richtet sein Augenmerk zu Recht auf eine missratene Neuerung in der Altstätter Stadtverwaltung. Dass sie ihm missfällt, wird mehr als deutlich; ich stimme ihm voll und ganz zu. Umfragen im deutschsprachigen Raum zeigten mehrmals, dass die grosse Mehrzahl der Befragten diese störenden Zeichen im Wortinnern , also * / : I _ , entweder ablehnt oder desinteressiert zur Kenntnis nimmt.Was sind die Gründe für diese Verhunzung der deutschen Schriftsprache? Vor allem Feministinnen fordern verständlicherweise seit Langem, und dies zunehmend erfolgreich, dass Frauen in Texten ebenso wie Männer genannt werden. Dazu kommt nun aber noch die Minderheit mit dem Kürzel LGBTQI+ (Kennzeichen: Regenbogen), also Homosexuelle sowie jene, die sich weder als männlich noch weiblich betrachten, sondern als divers (nichtbinär/queer). Diese Gruppierung wird auf etwa sechs bis acht Prozent der Bevölkerung geschätzt und bezieht ihre Impulse vor allem aus den USA (Stichwörter: Gender Mainstreaming, Political Correctness, Identity Policy, Diversity, Cancel Culture, Wokeness usw.). Auch diese Menschen wollen – wiederum gut zu verstehen – nicht mehr unterdrückt, sondern respektiert werden, und puschen daher die genannten Binnenzeichen teilweise recht aggressiv. Aber so geht es sprachlich nicht, wie Max Tinner aufzeigt: «Im Extremfall wird das Amtsdeutsch nahezu unlesbar.» Die Bundeskanzlei wie die St. Galler Staatskanzlei verbieten daher das Gendersternchen und andere typografische Zeichen im Innern von Wörtern für ihre Bereiche ausdrücklich. Umso unverständlicher und bedauerlicher deshalb, dass Stadtpräsident Mattle Hässlichkeiten wie «Bürger*innen» als pragmatische Lösung bezeichnete. Dies ist ein aufsehenerregender Dammbruch! «Gendergerechte» Sprache kann so nicht geschaffen werden; bessere Lösungen werden gesucht.Im gesprochenen Deutsch werden übrigens solchermassen hässlich und formal falsch «gegenderte» Wörter mit Glottischlag ausgesprochen, also mit einer kurzen Sprechpause zwischen «Bürger» und «innen» (zu hören beispielsweise im ZDF).Walter Künzler, Lutzenberg

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