Noch im letzten Jahrhundert haben wir, von manchen belächelt, unsere erste PV-Anlage auf dem Dach montiert. Die kleine Anlage liefert noch heute fast so viel Strom wie damals. Seit 1995 habe ich mich zeitweise intensiv mit Photovoltaik befasst. Unser zweites Haus liefert nun seit Jahren mehr als doppelt so viel Strom, wie wir für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Haushalt brauchen, Elektroauto inklusive. Nur, «fertig gedacht» ist die Technik zwar, realisiert ist sie aber in den wenigsten Häusern. Wenn Gemeindepräsident Sepin im Bericht von «Eigenbedarfoptimierung» spricht, ist das sicher richtig. Leider ist die Technik aber immer noch sehr teuer, wenn man das ohne Kompromisse machen will. Solarspeicher, also «Hausbatterien», verteuern die Anlage massiv. Fachleute, die nicht Anlagen verkaufen, zweifeln darum am Sinn solcher Anlagen. Die Zukunft wird möglicherweise Wasserstoff sein, der auf kleinem Raum gelagert werden kann und im Sommer mit Solarstrom erzeugt wird. Die nahe Zukunft aber ist die Elektromobilität: Man lädt tagsüber das Elektroauto mit der Solaranlage. Mein Auto hat 28 kWh Speicher. Das würde als Hausspeicher ein Mehrfaches der PV-Anlage kosten. Nachts und bei Schlechtwetter beziehe ich den Strom nicht aus dem Netz, sondern aus dem Auto. Neudeutsch heisst das «Vehicle-to-Grid (V2G) Technologie». Leider können das bis heute die wenigsten auf dem Markt erhältlichen Autos. Dazu braucht es einen «CHAdeMO Anschluss». (Fragen Sie das ruhig beim Autokauf, Sie werden staunen, wie wenig Ahnung Autoverkäufer von Elektroautos haben.) Natürlich ist jede noch so kleine Anlage meines Erachtens sinnvoll, wenn sie zur beschlossenen Energiewende beiträgt. Ich wünsche mir daher viel mehr Anlagen, auch hier im Rheintal. Aber auch die Aktion einiger Gemeinden wird ja nicht genügen. Kommt dazu, dass im geschützten Gemeindegebiet (Dorfkern) vielfach dachintegrierte Anlagen vorgeschrieben werden, was die Sache massiv verteuert. Ich bin ein Fan der Photovoltaik der ersten Stunde. Aber eine eigentlich effizientere Technik, was die Solarenergie anbelangt, ist leider stark in den Hintergrund getreten: Die Solarthermie! (Warmwasserkollektoren) Sie liefert bis zu 3,5-mal mehr Energie als PV-Anlagen und funktioniert auch an Fassaden. Fassadenkollektoren sind dann, wenn man wirklich Warmwasser braucht, also in der Übergangszeit und im Winter bei tiefstehender Sonne, effizienter. Doch vor alldem gilt: Pullover fürs Haus, Isolieren!Urs Stieger, Berneck