17.12.2018

Lemuel – ein segensreicher Virus

Viren können auch Positives bewirken. Zum Beispiel der Virus namens «Lemuel». Eingeschleppt wurde er von Patrick Weder, dem Vizepräsidenten der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Diepoldsau-Widnau-Kriessern. Er bot der Organisation, die sich seit Jahren für eine gezielte Ausbildung und Existenzsicherung von Menschen auf Haiti einsetzt, eine Plattform im Rahmen des Gottesdienstes vom Sonntag, 9. Dezember. Mit pointierten Worten beleuchtete Pfarrer Andreas Brändle die biblische Figur, König Lemuel, der von seiner Mutter ermahnt wird, nicht dem Müssiggang und Alkohol zu verfallen, sondern sich voll für sein Land einzusetzen. Die darauf folgende Präsentation von Cornelia Schippert und Reto Lareida zeigte, wie aktuell diese Geschichte ist: In Haiti herrscht 80 Prozent Arbeitslosigkeit. Viele Männer resignieren, trinken, spielen und halten sich mit Gelegenheitsarbeiten und Kleinkriminalität über Wasser. Es sind vor allem die Frauen, die sich trotz des Elends für bessere Perspektiven einsetzen, zum Beispiel mit der Herstellung von Textilprodukten in den Ateliers von Lemuel, die nach dem Gottesdienst im Kirchgemeindehaus verkauft wurden. Initiiert wurde Lemuel von Cornelia Schippert, die bei einem Haiti-Aufenthalt mit ihrem Mann, dem pensionierten Pfarrer Gerhard Schippert, die unerträgliche Not des ärmsten Landes der westlichen Welt hautnah mitbekam. 75 Prozent der Kinder sind mangelernährt, was oft zu gravierenden körperlichen und geistigen Fehlentwicklungen führt. Cornelia Schippert gründete ein Nähatelier für Frauen und befähigt sie seither dazu, dass sie die Schuluniformen für ihre Kinder selbst nähen und sich mit weiteren Näharbeiten auch einen Zustupf für die Haushaltkasse verdienen können. Auch dieser Virus verbreitete sich weiter: Heute betreibt Lemuel verschiedene Projekte auf Haiti, die solide Ausbildung, sinnvolle Arbeitsplätze sowie gesicherte Lebensverhältnisse für Kinder und Erwachsene gewährleisten. Ein Ende ist nicht abzusehen. Der Grundsatz von Lemuel lautet: «Hilfe zur Selbsthilfe.» So werden alle Institutionen von Einheimischen geführt, die vom Lemuel-Team ausgebildet und begleitet werden. Wer auf www.lemuel.ch nachschaut, stellt fest, dass Haiti schon von etlichen Lemuel-Projekten übersät ist, die auf effizienteste Weise Menschlichkeit und eine gesunde Basiswirtschaft in das von Kriminalität und Chaos gebeutelte Land bringen. Alle Mitwirkenden des Lemuel-Teams zahlen ihre Spesen – Reisen und Aufenthalte auf Haiti plus administrative Aufwände – vollumfänglich aus dem eigenen Sack. Spenden fliessen also ungeschmälert in die viral sich verbreitenden und stetig wachsenden Projekte. (wi)

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