Natürlich stimmten die Widnauer Spieler nach dem Sieg gegen Weesen die Zeile an: «Die Nummer 1 im Tal sind wir ...» Für einen Beobachter, der die 1:7-Niederlage gegen Altstätten vor sechs Wochen noch in Erinnerung hatte, klang das schräg. Allerdings ist die Aussage nicht falsch: Als einziges Rheintaler Team in der 2. Liga inter hat Widnau im regionalen Vergleich die Nase wieder vorn – wohl auch, weil in Widnau der Aufstiegswille grösser war als in Altstätten.Vor zwei Jahren herrschte Katzenjammer auf der Aegeten. Als Mitfavorit in die Interregio-Saison gestartet, stieg Widnau in die 2. Liga regional ab. Die lange erfolgreichen Spieler schienen gesättigt und zerstritten sich mit Dauer der Negativserie zunehmend. Eine unglückliche Trainerwahl in der Winterpause machte, obschon nach erst vier Spielen wieder korrigiert, den Gau komplett.Der FC Widnau hatte damals ein interimistisches Präsidium – so war es geradezu folgerichtig, dass auch die damalige Vereinsführung keine gute Figur abgab. Man war auf der Aegeten etwas schläfrig geworden. Im Sommer 2016 wurde Kuno Jocham zum Präsidenten gewählt. Mit ihm an der Spitze ist beim FC Widnau ein Innovationsschub ausgelöst worden. Bereits die Installierung des langjährigen Juniorentrainers Sven Sonderegger noch vor dem Abstieg und Jochams Amtsantritt war ein Hinweis darauf, wohin die Reise des FC Widnau geht. Einige Routiniers wie Daniel Lüchinger, Diego Liechti oder Dominik Nüesch sind geblieben, und Goalgetter Jasmin Abdoski kehrte auf die Aegeten zurück. Diese Spieler gaben und geben der Mannschaft Sicherheit, wenn es mal nicht von allein läuft. Entscheidend für den Wiederaufstieg war aber, dass Widnau konsequent auf junge Spieler setzt. Passend zu den stets hohen Ansprüchen wurden Talente verpflichtet, die im regionalen Vergleich herausragend sind: Etwa Daniel Lässer und Daniele Lamorte vom FC St. Gallen. Lässer ist der Spielmacher der Widnauer – er war es auch, der am Samstag nach dem Weesner Ausgleich das Heft in die Hand nahm. Dass Lässer das Siegtor erzielte, war kein Zufall. Im Winter kam Noah Thönig vom Nachbarn Diepoldsau-Schmitter dazu, der sich auf der Aegeten immer besser zurechtfindet. Die bereits bekannten Zuzüge für nächste Saison sowie die Wahl von Trainer Roman Hafner lassen darauf schliessen, dass Widnau den eingeschlagenen Weg weiterverfolgt.Der Widnauer Vorstand hat die richtigen Schlüsse aus der Abstiegssaison gezogen.Am Samstag lud der Fussballclub andere Widnauer Vereine zum Match ein. Darunter auch den SC Rheintal. Die Eishockeyspieler schafften bekanntlich schon im März den Aufstieg. Wenig später gewann die Schweizer Eishockey-Nati WM-Silber – wenn das kein gutes Omen ist für das Schweizer Fussballteam an der bevorstehenden WM.Sollte die Schweiz in Russland aber scheitern, hätten die Widnauer eine Erklärung: Im Gegensatz zu den Eisgenossen (Ramon Untersander) hat das Fussball-Nationalteam keinen in Widnau ausgebildeten Spieler in seinen Reihen.Yves Solenthaler