12.06.2019

Lebensmittel vor dem Müll retten

Seit sechs Wochen macht die Backstube Widnau und seit einer Woche die Bäckerei Eschenmoser Balgach bei «Too Good To Go» mit. Sie verkaufen Lebensmittel, die sonst im Abfall landen würden, um zwei Drittel billiger.

Von Susi Miara
aktualisiert am 03.11.2022
Susi MiaraPatrick Huber von der Backstube wurde von einer Kollegin auf die App aufmerksam gemacht. Selbst habe er sich aber nicht bemüht, mehr darüber zu erfahren. Als ihn aber eine Mitarbeiterin von «Too Good To Go» besuchte und ihm das Konzept vorstellte, sagte er sofort zu. Er sei zwar auch früher mit Überproduktionen sorgfältig umgegangen. Bei ihm wurde so wenig wie möglich weggeworfen. Die Küchenabfälle gingen an die Biogasanlage und oft verschenkte er am Abend übrig gebliebene Lebensmittel an Personal, aber auch an Lieferanten.«Too Good To Go» verbindet Menschen mit Restaurants, Bistros, Hotels, Fast-Food-Ketten und Geschäften, die Lebensmittel verkaufen. Hinter der Idee steht das dänische Foodtech-Start-up «Too Good To Go». Aktuell kooperiert das Unternehmen mit mehr als 17000 Partnern in neun Ländern. In der Schweiz beteiligen sich 1259 Betriebe. Im Rheintal machen die beiden Bäckereien Backstube und Eschenmoser mit. Die Nutzung von «Too Good To Go» ist einfach: Die Nutzer bestellen und bezahlen via App und holen die Lebensmittel zu vorgegebener Zeit in der Bäckerei ab. Der Preis pro Portion beträgt bei der Backstube 6.90 Franken (Warenwert mindestens 21 Franken) und bei Eschenmoser 5.90 Franken (Warenwert mindestens 18 Franken). Den ganzen Betrag können die Betriebe jedoch nicht behalten. Für Administration zieht «Too Good To Go» pro Bestellung 2.90 Franken ab.Acht Prozent würden im Abfall landen«In der Schule habe ich gelernt, dass täglich etwa 13 Prozent der Produkte übrig bleiben sollten, um bis zum Ladenschluss den Kunden eine Auswahl bieten zu können», sagt Patrick Huber. Heute liege diese Zahl bei acht Prozent. Dies zu berechnen sei aber nicht einfach. Manchmal bleibe mehr, manchmal weniger übrig. Am meisten verkauft er über die App Sandwiches. Die Backstube füllt bei einigen grossen Firmen die Verpflegungsautomaten mit frischen Brötchen. Die werden jeweils morgens neu gefüllt. Alles, was übrig bleibt wird dann über die App verkauft. «Es handelt sich um einwandfreie Ware, die während 24 Stunden in den Automaten gekühlt wurde», sagt Huber. Um die Umwelt zusätzlich zu schonen, empfiehlt er den Kunden, einen eigenen Behälter für die bestellten Lebensmittel mitzubringen. Auch die Zeit für die Abholung, bei der Backstube zwischen 8.30 und 9 Uhr, ist klar vorgegeben. Patrick Huber würde sich wünschen, dass noch mehr Rheintaler Betriebe mitmachen. Angst, dass Leute diese Aktion ausnützen und nicht mehr zu regulären Preisen einkaufen, hat er nicht. «Ich glaube eher, dass ich dadurch neue Kunden akquirieren kann», sagt er.Eine weitere Massnahme gegen Food WasteDie Bäckerei Eschenmoser ist erst seit einer Woche dabei. «Wir wurden von Kunden angesprochen, was wir mit übrig gebliebenen Lebensmitteln machen», sagt Denise Eschenmoser. Nur sehr wenige Artikel würden bei ihnen im Abfall landen. Seit zehn Jahren werde der A-Treff mit wöchentlichen Brotlieferungen unterstützt. Was möglich ist, werde am Abend zum halben Preis verkauft. «Mit ‹Too Good to Go› möchten wir unseren Kunden zeigen, dass wir gegen Food Waste etwas unternehmen», sagt Denise Eschenmoser. Ein bis drei Boxen, gefüllt mit belegten Broten, Patisserie, Nussgipfel etc. werden über die App verkauft. Diese können dann zwischen 18 und 18.30 Uhr abgeholt werden. Auch bei Eschenmoser sollten die Kunden einen Behälter für den Transport der Lebensmittel mitbringen.

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