Rund 50 Kinder und Jugendliche werden im Bild von ebenso vielen Personen betreut. In drei Wohngruppen mit je fünf Plätzen leben schulpflichtige Kinder. Die Jugendwohngruppe hat für acht junge Menschen in Ausbildung Platz.Die Kinderkrippe bietet 22 Säuglingen und Kleinkindern eine Tagesstruktur. Für Ältere, zwölf sind es zurzeit, gibt es zudem noch den Schülerhort, der tagsüber betreut ist. Daniel Schelling, der Auskunft gab, ist seit 22 Jahren Heimleiter.[caption_left: Heimleiter Daniel Schelling erklärt die schwierigen Phasen dieser Pandemiezeit.]Erste Welle«Die erste Welle erwischte uns kalt», sagt Schelling. Nebst den Kindern im Tageshort waren auch rund 20 Schüler und Jugendliche der Wohngruppen auf einmal den ganzen Tag vor Ort. Der Betreuungsaufwand stieg enorm, denn während den Blockzeiten der Schule ist normalerweise niemand hier. «Aber es war schön, auf die Flexibilität der Mitarbeitenden zählen zu können», sagt der Heimleiter. Auch die Schule half und schickte auf Anfrage drei Leute zur Unterstützung. «Die Situation blieb angespannt. Es gab eine Militärabsenz zu ersetzen und die stets im Raum stehende Frage: Was passiert, wenn mehrere Mitarbeiter in Quarantäne müssen?», schaut Schelling zurück. Das Bundesratsmotto «Bleiben Sie zu Hause» führte zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten sowohl mit und bei Betreuern und deren Familien als auch mit den Familien der Betreuten.Mit den Oberstufenschülern war «Homeschooling» eine ziemliche zähe Sache – da Schule nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Teenager zählt. Da rund 80 Prozent der Betreuten im Bild traumatische Erfahrungen hinter sich haben, sind sie verunsichert. Dann wiegt es besonders schwer, wenn zusätzlich Unsicherheiten hinzukommen. «Aufgenommen wurde es aber unterschiedlich», sagt Schelling. Die Einen hätten gefunden: «Nein, jetzt das auch noch», während die anderen sagten: «Das ist easy, ich habe schon Schlimmeres durchgemacht.»Aufgrund der Corona-Schutzbestimmungen mussten die Kinder in ihren Gruppen bleiben, durften nur gestaffelt ins Freie. Aktivitäten ausserhalb des Heimes waren nicht mehr möglich. «Wir gaben uns viel Mühe, dafür das Vergnügen ins Heim zu holen und lancierten immer wieder Aktionen wie etwa dass wir im Haus eine Gelateria eröffneten», sagt der Heimleiter.Zwischenzeit«Wir blieben zurückhaltend, sagten das Sommerlager und das Bild-Fest ab, Letzteres übrigens auch schon für 2021. Nach dem Motto, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt, sind wir auf der sicheren Seite», sagt Daniel Schelling. Auf Ferien ganz verzichten mussten die jungen Leute 2020 aber nicht. Die Situation wurde genutzt, um feinstrukturierte Ausflüge in kleinen Gruppen zu machen, die sonst nicht möglich wären: Etwa segeln auf dem Bodensee oder Kristalle suchen, das sogenannte Strahlen, wurden angeboten. Aber auch dafür war natürlich ein grösserer Betreuungsaufwand nötig. Kam dazu, dass die Institution auf 2020 das Angebot erweitert hatte und erstmals einen 365-Tage-Betrieb anbot. Laut Schelling beeinflusste dies die Planung der Sommerferien aber nicht besonders, da diese stets flexibel gehalten werden müssen, da sich oftmals kurzfristig entscheidet, wer bleibt und wer nach Hause kann. Aber die angesammelte Überzeit muss irgendwann natürlich wieder kompensiert werden. «Ein positiver Aspekt in einer solchen Krise ist, dass man zusammenrückt, einander hilft, etwa Dienste von anderen übernimmt», findet der Heimleiter.Zweite Welle«Gleich zu Beginn hatten wir unseren bisher einzigen Corona-Fall», sagt Daniel Schelling. Die ganze Gruppe musste in Quarantäne, die Schutzkonzepte griffen aber, der Informationsfluss stimmte, und es gab keine weiteren Ansteckungen. Man habe jeweils zweimal am Tag draussen den Platz abgesperrt, damit diese Kids wenigstens an die frische Luft gehen konnten. «Getestet wird bei uns natürlich permanent und viel, schliesslich gehen im Heim rund 150 Leute täglich ein und aus», erklärt Schelling. Er ist sehr dankbar, dass sich nicht mehr Personen angesteckt haben. Denn nicht alle vorgeschlagenen Massnahmen können im Heim umgesetzt werden. Etwa Kinder, die früher in ihre Zimmer eingesperrt wurden und deswegen ein Trauma haben, können nicht isoliert werden, bis beispielsweise ein Testergebnis bekannt ist. Deshalb muss auch immer wieder individuell nach Lösungen gesucht werden.Besonders schwierig ist es für Teenager, die ihre Peergroup, also ihre soziale Bezugsgruppe, ausserhalb des Heimes haben. Sie können weder Kollegen einladen noch auswärts schlafen und auch nicht abmachen. «Daran können sie sich nicht gewöhnen», sagt Schelling. Auch wenn man etwa in der Adventszeit unter dem Motto «Tu dir was Gutes» versucht habe, spezielle Dinge zu zelebrieren. «So hatten wir den Marronimann zu Besuch und statt Kerzenziehen zu gehen, machten wir dies bei uns.» Aber auch in diesen schwierigen Zeiten habe man sich nie gefühlt, als ob man auf sich alleine gestellt sei. «Die Trägerschaft unserer Institution zeigte Präsenz und ihre Wertschätzung», lobt der Heimleiter.Ausblick«Eine grosse Hoffnung ist sicher, dass die Schulen stets offen bleiben», sagt Daniel Schelling. Natürlich hoffe man auf eine Öffnung, aber eben eine, hinter der man mit einem guten Gefühl stehen könne. So dass man bald wieder Besuche zulassen könne. Letztes Jahr sind vor allem viele gemeinschaftliche, gruppenübergreifende Teile gestrichen worden, das soll sich so schnell wie möglich wieder ändern – künftig sogar speziell ins Zentrum rücken.«Wir leben im gleichen Haushalt, sind eine Lebensgemeinschaft und das zerfleddert, wenn man keine gemeinschaftlichen Elemente pflegen kann», sagt Heimleiter Schelling. So ist als Ersatz für das Bild-Fest ein Aktionstag angedacht. Das Sommerlager wird geplant, aber so, dass man es notfalls auch in drei isolierten Gruppen abhalten könnte.Ob oder wann allenfalls geimpft werden könnte, ist zurzeit noch nicht bekannt. Daniel Schelling sagt dazu: «Für uns im Bild ist klar, wenn die Impfung dazugehört, dass wir die Pandemie in den Griff bekommen, um uns wieder freier bewegen zu können, dann bitte gern und so schnell wie möglich.»Unsere Serie zeichnet chronologisch nach, was sich für die Menschen aus der Region in den einzelnen Phasen der Pandemie verändert hat.