11.07.2022

Lautlos durch die Nacht

Der Verein Pro Riet beringte fünf  junge Schleiereulen in Balgach – es ist die einzige bekannte Brut im Rheintal.

Von pd
aktualisiert am 02.11.2022
Im Rahmen des Artenförderungsprojekts Turmfalke und Schleiereule im St. Galler Rheintal beringte Dominic Frei am letzten Donnerstag für Pro Riet Rheintal fünf junge Schleier­eulen.«Es handelt sich bereits um die dritte Brut in Folge in die­-sem Nistkasten», freut sich Köbi Ritz vom «Eichhof» in Balgach. Tatsächlich ist besagter Nist­kasten sehr beliebt, zuvor ha­ben jeweils Turmfalken darin gebrütet. Glücklicherweise hat es an einem weiteren Gebäude des Hofs eine zweite Nistmöglichkeit: So brütet das Turmfalkenpaar seit der Ankunft der Schleiereule weiterhin erfolgreich.«Letzte Woche konnte ich hier fünf etwa drei Wochen alte und gesunde Turmfalkennestlinge beringen», sagt Dominic Frei von Pro Riet. Im Gegensatz zu den Turmfalkenbruten sind Bruten von Schleiereulen im St. Galler Rheintal nach wie vor selten und somit immer etwas Besonderes. «Diese Schleier­eulenbrut ist die einzige uns bekannte zwischen Sargans und Altenrhein in der laufenden Saison», sagt Dominic Frei. Schleiereulenbruten können von Jahr zu Jahr stark schwanken und sind abhängig vom Mäuseangebot. In guten Mäusejahren kompensiert die Schleiereule vorangegangene Ausfälle mit einer zweiten Brut. Beringung für Wissenschaft und NaturschutzBeim Beringen wird ein nummerierter Aluminiumring um den Lauf des Vogels gelegt. So sind die Vögel individuell gekennzeichnet. Wird ein beringter Vogel oder ein Ring später wiedergefunden, lassen sich beispielsweise Rückschlüsse auf das Wanderverhalten, den Bruterfolg oder die Überlebensrate ziehen.Zudem werden für jeden Nestling Grösse und Gewicht ermittelt. Anhand des Gefieders wird das Alter der Jungeulen bestimmt. Die Schleiereule legt ihre Eier im Abstand von etwa zwei Tagen und werden ab dem ersten gelegten Ei bebrütet. Die Bebrütung für jedes Ei dauert rund 33 Tage – und so sind Altersdifferenzen bei den Jungeulen von bis zu zwei Wochen keine Seltenheit. Rund 60 Tage nach dem Schlüpfen sind die Jungeulen schliesslich flügge. Eulen haben Anpassungen an die Jagd im Dunkeln entwickelt. Sie orten ihre Beute vor allem über das Gehör. Zu diesem Zweck haben Eulen einen Gesichtsschleier, der jegliche Geräusche wie ein Parabolspiegel direkt in die beiden Ohröffnungen leitet. Um die Geräusche der Beutetiere auch während des Flugs wahrnehmen zu können und damit sie die Beutetiere nicht hören, ist der Flug von Eulen lautlos. Dies gelingt durch spezielle Anpassungen am Federkleid. Zum einen haben sie ein sehr weiches Gefieder, das eine pelzige oder wattige Oberfläche aufweist, zum anderen haben sie eine kammartige Zähnelung der äussersten Handschwinge. Letzteres bewirkt, dass sie beim Flügelschlag keine Geräusche verursachen.400 Nistkästen von Altenrhein bis SargansDas Artenförderungsprojekt Turmfalke und Schleiereule von Pro Riet begann 2006 und wurde in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach und inte­ressierten Landwirten umgesetzt. Mittlerweile umfasst das Projekt – zwischen Altenrhein und Sargans – eine Fläche von 240 km2. Darin stehen über 400 Nistkästen zur Verfügung.Ein weiteres Ziel des Projekts ist die ökologische Aufwertung von Lebensräumen im Kulturland. Das Artenförderungsprojekt wird von der Vogelwarte Sempach und dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei (ANJF) des Kantons St. Gallen finanziell unterstützt.

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