Yves SolenthalerLarissa Bertényi war im zweiten von sechs Vorläufen am Start. Der im Vergleich zu nationalen Anlässen stärker ritualisierte Ablauf der WM schüchterte sie nicht ein, weil sie in diesem Jahr vorwiegend internationale Wettkämpfe bestritten hatte. «Ich fühlte mich gut vorbereitet, in Form und habe körperlich keine Beschwerden», sagt die Rheintaler Sportlerin des Jahres 2016.Als der Startschuss fiel, war Bertényi bereit, sie hatte eine der besten Reaktionszeiten. «Es wäre ein mega guter Start gewesen», sagt sie. Wäre – denn die neben der Rheintalerin laufende Tschechin hatte einen Fehlstart produziert. Es kam zu einem zweiten Startversuch – und zu Hektik. «Das hat mich wohl irritiert», sagt Bertényi.Der entscheidende Fehler passierte beim dritten SchrittDie Halbfinal-Quali warf die Widnauerin gleich nach dem Start weg: «Den dritten Schritt setzte ich zu passiv», erklärt sie, «dadurch erreichte ich bis zur ersten Hürde kein hohes Tempo – und fand nie mehr richtig den Rhythmus.»Für Bertényi resultierte der sechste Platz im Vorlauf und der 30. Rang im Gesamtklassement (von 41 Starterinnen). Die Zeit (14,12 s) liegt 25 Hundertstel über ihrer Saison- und deren 36 über ihrer letztes Jahr aufgestellten persönlichen Bestleistung. Mit einer Zeit unter 14 Sekunden hätte sie den Halbfinal erreicht – Bertényi hatte diese Marke in diesem Jahr schon dreimal geknackt.«Schade, der Halbfinal wäre möglich gewesen», bilanziert sie. Im ersten Moment war die Enttäuschung gross. «Ein mir nicht bekannter Mann fragte mich, weshalb ich so traurig dreinschaue. Als ich antwortete, weil ich mein Ziel verfehlt habe, erwiderte er: Hey, du bist an einer WM.»Diese Haltung konnte Larissa Bertényi im Telefongespräch einige Stunden nach dem Wettkampf bereits vermitteln: «Es ist ein wahnsinnig schönes Erlebnis – ich lerne Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt kennen.» Im Hotel der Schweizer logieren auch Italiener, Portugiesen, Spanier, Norweger, Schweden, Belgier – und drei Sri-Lanker.Bertényi hat nun Zeit, um die Wettkämpfe zu verfolgenVor ihrem Einsatz konnte Bertényi die WM-Atmosphäre nicht in vollen Zügen aufsaugen. «Umso mehr werde ich die Wettkampftage bis zum Abschluss am Sonntag geniessen», sagt sie. Auch den Hürdensprint-Halbfinal am Samstag dürfte sich Bertényi nicht entgehen lassen, auch wenn sie dort so gerne selbst gestartet wäre.Am Montag kehrt die KV-Schülerin der United School of Sports in die Schweiz zurück. Am Dienstag arbeitet Bertényi wieder in der Versicherungsagentur in Herisau, in der sie zurzeit ein zur Ausbildung gehörendes Praktikum absolviert. Danach folgt eine Woche Ferien in Griechenland und danach der Aufbau für die Schweizer Meisterschaften von Anfang September.Ein weiteres internationales Ziel hat Larissa Bertényi auch schon ins Auge gefasst: Die U20-Europameisterschaft, die 2019 in Schweden stattfindet: «Dann gehöre ich zu den Älteren und kann mir eher etwas ausrechnen.» An Motivation mangelt es nicht: «Hier sehe ich so viele starke Hürdensprinterinnen – der einen oder anderen möchte ich mich in einem Jahr leistungsmässig annähern.»Am Altstätter Gesa-Cup dieses Jahres war Simon Ehammer vom TV Herisau mit drei Einzelsiegen der überragende Athlet. An der U20-WM in Tampere gewann der inzwischen zum grösseren TV Teufen gewechselte Zehnkämpfer überraschend die Bronzemedaille. Dabei stellte Ehammer in nicht weniger als acht Disziplinen eine persönliche Bestleistung auf. Die total erzielten 7642 Punkte bedeuten selbstredend auch einen neuen persönlichen Rekord für den talentierten Mehrkämpfer aus Stein AR. Der «Appenzeller Zeitung» sagte der 18-jährige Ehammer: «Die Leistung kann ich inzwischen einordnen, dass es zu Bronze gereicht hat, fasse ich aber noch nicht.» Auch der frühere Altstätter Spitzen-Weitspringer Yves Zellweger, stellvertretender Leiter der Sportlerschule Appenzellerland, zeigte sich von Ehammers Exploit überrascht – allerdings nur bedingt: «Simon Ehammer ist einer, der Bestleistungen abrufen kann, wenn es darauf ankommt.» (ys)