Sicher geht es vielen so: Obschon kulturinteressiert und begeisterungsfähig für Ausstellungen aller Art, hat man es in all den Jahren und Jahrzehnten nicht geschafft, alle Museen von Rüthi bis Altenrhein kennenzulernen, ganz zu schweigen von den Häusern jenseits der Grenze. Die lange Nacht der Museen ist also eine Gelegenheit, sich von innerem Druck zu befreien. In meinem Fall heisst das: Ich besuche das Oberrieter Motorradmuseum und besichtige Puppen in Rüthi. Auf dem Weg dorthin schaue ich ein letztes Mal im Rüthner Ortsmuseum vorbei, das sein altes Bauernhaus im nächsten Sommer räumen muss. Es war von Anfang an bekannt, der Betrieb ist auf zehn Jahre befristet.Recht viele Gäste kamen von drübenIm Rüthner Ortsmuseum empfangen Annemarie Isemann und Renate Arends die Gäste «in voller Montur», wie Museumsbetreuerin Monika Meyer den Auftritt im Nachthemd beschreibt. Die erste Besucherin kommt aus Feldkirch, eine Musikschullehrerin, die zwar seit Jahren regelmässig durch Rüthi (oder an Rüthi vorbei) fährt, aber noch nie das Museum besuchte.[caption_left: Die lange Nacht der Museen war für Kinder auch deshalb interessant, weil ein Teil des Programms auf sie ausgerichtet war. Im Rüthner Ortsmuseum ging es unter anderem darum, die Maus zu finden.]Auch die beiden nächsten Gäste sind von drüben: Georg Geismayr mit dem elfjährigen Simon, die in Weiler wohnen, das liegt zwischen Röthis und Klaus. Die beiden waren früher schon im Ortsmuseum Balgach und dehnen nun ihr museales Wissen auf Rüthi, Oberriet und Altstätten aus. Georg Geismayr nennt die Museumsnacht eine «Superveranstaltung», auch das grenzüberschreitende Zusammenspannen sei sehr begrüssenswert.Eine Nachbarin hatte die gleiche GigampfiIn der ersten Dreiviertelstunde kommen fünf weitere Interessierte ins Rüthner Ortsmuseum, wo man einen guten Eindruck vom Wohnen in weit zurückliegender Zeit gewinnt. Die vom Oberrieter Künstler Hubert Müller zu ihrer ersten Teilnahme an einer Museumsnacht angeregten Oberrieter Anni Kuster und Viktor Britt gehörten zu den ersten Gästen und lassen sich bei der Fortsetzung ihrer Museumstour von Lust und Laune leiten.Margrit Hefti, eine Nachbarin, die mit der achtjährigen Robin «immer wieder Neues» im Ortsmuseum entdeckt, sagt, dass sie «eifach immer wieder gern go inegüxle gönd». Die Gigampfi im Kinderzimmer sei genau die gleiche, die sie selbst als Kind besessen habe. Lächelnd meint sie: So sehe sie, wie sie alt werde, wenn schon die eigenen Spielsachen von einst im Museum stünden. Nur 500 Meter weiter südlich liegt, etwas versteckt, das (von aussen wie ein Bunker wirkende) Puppenmuseum.[caption_left: Im Puppenmuseum hatte die leidenschaftliche Sammlerin Jeanette Nussbaumer viel zu erzählen. Auch hier sahen viele Vorarlberger vorbei, zum Beispiel diese Gruppe aus Mäder.]Hier empfangen die «Puppeneltern» Jeanette und Bruno Nussbaumer die Besucherinnen und Besucher. Zunächst scheint Bruno Nussbaumer als einziger anwesend zu sein. Aber das Museumsinnere erweist sich als überraschend weitläufig, ein stattlicher Raum folgt dem nächsten – und ganz zuhinterst erzählt gerade Jeanette Nussbaumer fünf Erwachsenen und vier Kindern Interessantes über die Ausstellung. Auch hier sind lauter Vorarlberger, aus dem nahen Mäder. Josef Kosel äussert sich sehr anerkennend über die Ausführungen der Puppensammlerin und sagt, wegen des schlechten Wetters auf den abendlichen Ausflug zu verzichten, sei der Kinder wegen keine Option gewesen. Nach dem Mittag hätten sie bereits gedrängt, sie wollten ins Museum.Mathias Breuss hat die Erfahrung gemacht, dass Kinder sich «für alles interessieren», sofern man ihnen den Weg bereite. Tina Kilga sagt, das Puppenmuseum habe man sich für die Museumsnacht bewusst ausgesucht, zumal es erstens in der Nähe liege und man hier in keinen Trubel gerate. Sie hat recht, wenngleich es anzumerken gilt, dass das Puppenmuseum mit jährlich 900 Gästen angesichts seiner Lage ordentlich besucht wird.Im ersten Jahr sahen über 1300 Gäste die TöffsSogar regelrecht verwöhnt ist Josef Wüst als Inhaber des ebenfalls etwas versteckt gelegenen Oberrieter Motorradmuseums. Im ersten Jahr seit der Gründung konnte er über 1300 Gäste begrüssen; auch in seinem Haus finden natürlich zu einem grossen Teil Gruppenführungen statt. Manche mussten schon aufs nächste Jahr verschoben werden.[caption_left: Das einjährige Oberrieter Motorradmuseum findet Anklang. Unter den Besuchenden betrachteten Sina Rieser aus Diepoldsau und der St. Galler Luca Weiss die 35 ausgestellten Modelle.]Am frühen Abend der von 18 bis 1 Uhr dauernden Museumsnacht ist der St. Galler Luca Weiss mit der Diepoldsauerin Sina Rieser dabei, sich die 35 Exponate anzusehen. Josef Wüst besitzt zwar 50 fahrtüchtige Töffs, darf aber wegen des Brandschutzes nicht alle gleichzeitig zeigen. Er erkennt darin den Vorteil, ab und zu Modelle auszuwechseln und als Museum anziehend zu bleiben.Sina Rieser ist kunstinteressiert und kennt mehrere Vorarlberger Museen von innen. Auch die Heldsberg-Festung hat sie früher schon besucht. Ihr Begleiter fährt selbst einen Töff, eine Suzuki SV 650, eine «coole Maschine». Josef Wüsts liebstes Stück ist eine Moser, 750 ccm, Baujahr 1932 – «mit grosser Wahrscheinlichkeit weltweit der einige Töff der Schweizer Marke Moser mit dieser Motorisierung». Josef Wüst zeigt das Modell öfter an internationalen Ausstellungen und besitzt mit seinem Motorradmuseum eine Besonderheit, die auf Gäste von weit ausserhalb des Rheintals Anziehungskraft hat.