«Britannia rules» in Büriswilen. Dort fand an diesem Wochenende wieder das International British Biker Meeting statt, wie in den letzten 29 Jahren auch. Dort, wo sich beim Restaurant Tobelmühle etwa fünfhundert Motorradfans mit ihren Maschinen getroffen haben, um die wunderbaren Zeugnisse englischer Hand- werks- und Ingenieurskunst des vorigen Jahrhunderts zu bewe-gen und herzuzeigen. Norton, Triumph, BSA, Matchless und wie die grossen Namen der zweirädrigen Schlachtrösser der Landstrasse alle hiessen gab es zu sehen.Lauter wunderbare Gefährte, darunter auch viele Oldtimer, zum Teil sehr seltene Motorräder mit längst vergessenen Markennamen, wie Velocette oder Douglas, die nur bei schönem Wetter aus der Garage genommen und an der frischen Luft gefahren werden. Die weiteste Anreise aller British-Bike-Fans, die mit ihren Maschinen gekommen waren, hatten die Teilnehmer von der in Motorradkreisen berühmten Isle of Man, ein in der irischen See vor England liegendes Archipel, auf dem jährlich die legendäre Tourist Trophy stattfindet, ein lebensgefährliches Motorrad-Spektakel, bei dem mit über 300 km/h über normale Landstrassen und schmale Dorfdurchfahrten gejagt wird. Aber zurück zum alljährlich vom MC Black Shadow mit seinen etwa 150 Vereinsmitgliedern gestalteten Bikertreffen. Wer dort eine Ansammlung von Altrockern mit ihren Kutten und Tattoos, Totenköpfen und Hardrock-Musik, die mit überlauten Maschinen die Anrainer terrorisieren, erwartet hatte, sah sich getäuscht. Das British Biker Meeting ist eine Veranstaltung gemütlicher, überwiegend älterer Herren, die ihre meist etwa im gleichen Al- ter befindlichen Pretiosen aus Chrom und Stahl herzeigen und mit Gleichgesinnten über die Maschinen fachsimpeln. Kein lautes Schreien oder Kreischen erfüllte die Luft, sondern ein sonores Brummen, ein tiefer, auf angenehmes Hörniveau gedämpfter Kehllaut, den die überwiegend mit zwei oder sogar nur einem Zylinder ausgestatteten Motoren von sich gaben. Keine peitschenden Fehlzündungen, kein nervendes und gehörschädigendes Imponiergehabe. Lauter Menschen, die sich mit Lebenserfahrung und der Liebe zu ihren britischen Bikes selbst gefunden haben. Über all dem lag der Duft der grossen weiten Motorradwelt – Bratwurst, Bier und Benzin. Drei Tage lang wurde in Büriswilen gefeiert. Man liess die anderen und sich selbst bei Musik aus den Sixties hochleben. Viele der etwa 500 Teilnehmer kamen aus ganz Europa und campierten auf den Wiesen rund um den Gasthof Tobelmühle. Ein ideales Gelände, das nach dreissig Jahren leider nicht mehr zur Verfügung stehen wird. «Unsere langjährige Gastgeberin Judith Bruderer zieht sich aus Altersgründen zurück», berichtet Rolf Mazenauer vom veranstaltenden MC Black Shadow mit Wehmut in der Stimme. Aber unser British Bike Meeting wird es natürlich weiterhin geben. Wir werden uns in Bälde zusammensetzen und über einen neuen Veranstaltungsort nachdenken.» Es wird nicht leicht werden, wieder einen so schönen Ort zu finden. Ein Gelände ohne empfindliche Anrainer, das genug Platz für Bikes, Festzelt, Camping sowie die geeignete Infrastruktur und Gelegenheit für kurze oder längere Ausfahrten bietet. (gh)