15.10.2018

Landei, ledig, sucht …

Liebe per Mausklick – geht das? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Landjugend an der Olma. Und holt sich dabei Tipps von einer Expertin.

Von Linda Müntener
aktualisiert am 03.11.2022
Wer auf dem Land wohnt, sollte kaum Probleme bei der Partnersuche haben – könnte man meinen. An irgendeinem Schützenfest, an der Abendunterhaltung der Musikgesellschaft oder im Verein muss sich doch ein passender Deckel für den Topf finden. Doch auf dem Land hat sich das Leben verändert, ist schneller geworden, mobiler, anspruchsvoller. Das gilt offenbar auch für die Partnersuche. Denn die Schweizerische Landjugendvereinigung hat ihren Thementag an der Olma dem Online-Dating gewidmet. Sie will die Portale unter die Lupe nehmen. Liebe per Klick – geht das?Sonntag, 9.30 Uhr, Halle 9.2. Flirtstimmung will bei den Frühaufstehern zwar noch keine aufkommen, der Forum-Saal ist aber gut besetzt. Knapp 50 Mitglieder von Landjugenden aus der ganzen Schweiz sind nach St. Gallen gekommen. «Das ist der Unterschied zwischen der Stadt- und der Landjugend», sagt Referentin Stella Zeco. «In Zürich hätte so ein Anlass an einem Sonntagmorgen keine Chance.» Stella Zeco ist Pressesprecherin von parship.ch, jenem Datingportal, über das sich alle elf Minuten jemand verliebt, glaubt man dem Werbeslogan. Davon will sie die Landjugend überzeugen.Jede vierte Beziehung entsteht heute onlineLange galten Parship und Co. als Auffangbecken für all jene Verzweifelten, die im realen Leben niemanden finden. Das sei heute anders, sagt Zeco. «Die Akzeptanz gegenüber solchen Portalen ist extrem gestiegen.» Jede vierte Partnerschaft entstehe online. Für Zeco liegen die Vorteile auf der Hand: Man spare Zeit, Profis «matchen» passende Partner aufgrund eines Psychotests zusammen, es gibt Orientierungshilfen. Und: reichlich Auswahl. Vor allem in ländlichen Regionen sei man Dating-Portalen dennoch skeptisch gegenüber. Zeco versichert: «Man findet ganz normale, tolle Leute im Internet.» Und wie? Die Dating-Expertin hat Tipps für die Landjugend. Das Profil muss vollständig – und ehrlich – ausgefüllt sein. Dazu gehören Fotos, die einen von der besten Seite zeigen, am besten von einem Profi geschossen. «Gerade ihr Jungbauern», sagt Zeco und schaut in die Runde, «ihr habt so viele gute Foto-Sujets in eurer Umgebung. Die Natur, eure Produkte – nutzt das!»No-Gos: Einsilbige Antworten und Jammern Die Naturverbundenheit könne man gar nicht genug betonen. Denn die Liebe zum und auf dem Land kommt an. Das beweisen nicht zuletzt TV-Formate wie «Bauer sucht Frau», die hohe Einschaltquoten einfahren. Die Umsetzung der Kuppel-Show findet die Online-Dating-Expertin jedoch unmöglich. Dort würden Leute bloss gestellt und die Landwirte in ein völlig falsches Licht gerückt. «Bauern sind die neuen Rockstars», sagt Zeco. Sie sind Unternehmer, Manager, bodenständig. Man(n) müsse nur wissen, wie sich zu verkaufen. Zeco geht auch auf die No-Gos im Online-Dating ein. So rät sie von einsilbigen Antworten ab. Nachrichten, die nur aus Emojis bestehen, seien ebenfalls «Ablöscher», jammern komme gar nicht gut an. Zeco warnt auch vor Betrügern. Ist ein Profil zu gut, um wahr zu sein? «Dann ist es in der Regel fake.» Schlägt einem der Chatpartner schnell vor, auf private E-Mail-Accounts zu wechseln, ist Vorsicht geboten. Auch wer sich vor einem persönlichen Treffen immer wieder mit Ausreden drückt, sei verdächtig, sagt Zeco.Stella Zeco glaubt an den Erfolg von Online-Dating-Portalen. Vier von zehn Leuten, die sich auf parship.ch anmelden, finden jemanden, sagt sie. «Wie oft geht ihr in den Ausgang und findet niemanden?» Sie muntert die Mitglieder der Landjugend auf, das Online-Dating zumindest einmal zu versuchen. Die ersten Flirtversuche gibt’s dann auch gleich beim Apéro – offline.Linda Müntener linda.muentener@tagblatt.ch

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