02.11.2021

Landegg-Bezug mit Nebengeräuschen

50 unbegleitete minderjährige Asylsuchende ziehen morgen in die Landegg ein. Der Gemeinderat prüft rechtliche Mittel.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 03.11.2022
Bis zum Donnerstag sollen die ersten unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden in der Landegg eingezogen sein. Der Trägerverein Integrationsprojekte der St. Galler Gemeinden (TISG) plant in der Liegenschaft, die auf St. Galler wie auch auf Appenzeller Boden steht, den Betrieb eines Internats. Ein Vorhaben, das nicht ohne Aufschrei vonstatten ging. Der Grund: 2009 wurde der Ausserrhoder Bevölkerung versprochen, dass das Zentrum nach 2021 nicht ohne Zustimmung Lutzenbergs weitergeführt werde. Lutzenberg lehnte 2016 eine Weiterführung ab. Ende Jahr wurde das Asylzentrum geschlossen. Dementsprechend stossen die Pläne des TISG den Lutzenbergern wie auch der Ausserrhoder Kantonsregierung sauer auf.Schwierigkeiten sind in Erinnerung gebliebenLutzenbergs Gemeindepräsident Rudolf Gantenbein kann den Unmut gut nachvollziehen. Einerseits laufe die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Eggersriet und dem TISG den einstigen Versprechungen zuwider. Andererseits habe die Gemeinde Lutzenberg die Anfangszeit des Asylzentrums noch gut in Erinnerung. «Damals hatten wir grosse Probleme», so Gantenbein. Er spricht von Drohungen, Schlägereien und Pöbeleien, die zwischen den Asylsuchenden und der Bevölkerung stattgefunden hätten. Eine Taskforce wurde einberufen, die eine Verbesserung der Situation erzielen konnte. Diese Taskforce wurde nun wieder aktiv. Am Dienstag verschickte der Gemeinderat eine Mitteilung, in der zu lesen war, dass ihn die Taskforce auffordere, sämtliche rechtlichen Mittel gegen den Betrieb des Internats zu prüfen. «Wir nehmen die Empfehlung ernst», so Gantenbein. Am Montag werde das Anliegen geprüft. Anschliessend findet am Abend eine öffentliche Versammlung statt.Die Baubehörde Lutzenberg hatte einst den TISG aufgefordert, ein Baugesuch einzureichen. Doch der TISG legte dagegen Rekurs ein. «Wir sind der Auffassung, dass es keine Baubewilligung braucht», so TISG-Geschäftsführerin Claudia Nef. Auch ein Umnutzungsgesuch stand gemäss Nef nicht zur Debatte, da das Gebäude schon früher als Schule genutzt wurde. Mittlerweile liegt eine Betriebsbewilligung vom St. Galler Amt für Soziales vor.Der Einzug auf St. Galler Seite kann somit nicht mehr verhindert werden. Doch das ist dem Lutzenberger Gemeindepräsidenten auch nicht wichtig. «Uns interessiert die Appenzeller Seite des Gebäudes und was auf der Strasse passiert.» Das Betriebskonzept will der TISG dem Gemeinderat bis zu dessen Sitzung vorlegen. Gemäss Nef werde das Gebäude auf der Appenzeller Seite für die Verwaltung, Lehrerzimmer, Schul- und Stauräume verwendet. Und was die Befürchtung der Lutzenberger betrifft, ob die Jugendlichen mit der Bevölkerung zurechtkommen werden, stellt Nef klar: «Zur Anfangszeit der Landegg waren bis zu 170 zumeist abgewiesene Asylsuchende im Zentrum untergebracht. Die hatten nichts mehr zu verlieren. Die Jugendlichen, die jetzt einziehen werden, können bleiben und wollen sich integrieren.»Die rund 50 14- bis 18-Jährigen stammen mehrheitlich aus Afghanistan und werden im Internat gemäss Lehrplan an fünf Tagen pro Woche beschult. An den Wochenenden stellt das Zentrum Möglichkeiten zur freiwilligen Freizeitgestaltung zur Verfügung.Einzugsdatum wurde am Freitag bekanntDie Taskforce gibt an, dass der Gemeinderat erst vor ein paar Tagen über den Einzug informiert wurde. Vergangenen Freitag fand eine entsprechende Sitzung statt. Auch Gantenbein spricht davon, dass alles «sehr kurzfristig» bekannt gegeben wurde. Ein Vorwurf, den Nef nicht gelten lässt. Zwar habe man das konkrete Datum tatsächlich erst an jenem Freitag kundgetan, doch in mehrfachem Schriftwechsel mit der Gemeinde sei von einem Einzug im Sommer und später von einem im Herbst die Rede gewesen.Astrid Zysset

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