Gert BrudererDie Vorgeschichte ohne Vorbemerkung zu beschreiben, wäre unachtsam. Ein ärgerliches Vorurteil liegt nämlich nahe. Das Theaterstück «Gerüchte, Gerüchte…», das bis zum 13. März zehnmal in Buchs aufgeführt wird, ist zwar in einem Ausbildungslehrgang entstanden. Aber «nein, es ist kein Schultheater», schreibt Regisseur Kuno Bont, der mit der Sache allerdings nur indirekt zu tun hat.Es geht um die Theater Company, also das Ausbildungstheater der Freilichtbühne Rüthi, und diese wäre ohne Bont nicht, was sie ist. Bont wünscht der Company viel Publikum, denn «unter professionellen Bedingungen wird hervorragende Arbeit geleistet».Oeler hat bereits in Spielfilm mitgewirktDer 29-jährige Altstätter Kevin Oeler nennt das Stück eine hochstehende Komödie. Die in Altstätten aufgewachsene und jetzt in Widnau lebende Sabine Kluser fügt hinzu: «Es ist kein Bauernschwank.» Die 36-jährige Staatsanwältin weiss, wovon sie spricht, denn die Mörderin aus der Freilichtaufführung «Der Fährmann» im Jahr 2011 stand bereits in mehreren Produktionen auf der Bühne, 2008 zum ersten Mal, dann 2014 («Schwabenkinder») und 2017 als Schmugglerin im «Schmugglerkönig».Diesen Schmugglerkönig spielte Oeler, es war seine erste Rolle, die Kuno Bont ihm gab, nachdem der Regisseur dank eines Ausbildungslehrgangs Oelers Talent erkannt hatte. Der einstige Leichtathlet, der an der Fachhoch- schule in Chur Multi Media Production studierte, durfte zudem in Kuno Bonts Spielfilm «Das Deckelbad» bereits in einer Nebenrolle wirken.Mit einer sehr tragischen Rolle, jedoch bloss im Rahmen einstündigen Schnupperns, hatte die Eichbergerin Dana Skypalova schon als Jugendliche einen Eindruck vom Theaterspielen bekommen. Sie sollte ein Mädchen spielen, das vom Freund verlassen worden war und sich umbringen wollte. Zu jener Zeit hat die heute 29-Jährige einiges ausprobiert.Sie liess sich Klavierunterricht geben und nahm Tanzstunden, aber so richtig Fuss gefasst in der Welt des Schauspiels hat die Sekretärin erst jetzt, als Mimin der Theater Company.Im aktuellen Stück ist sie eine temperamentvolle, zickige, eifersüchtige Ehefrau – ein Charakter, der ihr fürs reale Leben viel gebracht hat. Denn als zurückhaltender Mensch musste die Eichbergerin lernen, Hemmungen abzulegen, aus sich herauszugehen, was ihr, wie sie sagt, dank des Improvisationstheater-Workshops gelungen sei.Die Requisiten sind eine grosse HilfeKevin Oeler beschreibt seine Figur als egozentrisch; er spielt einen Treuhänder mit Schleudertrauma. Oeler sagt, er sei für alle Rollen offen, doch besonders nahe lägen ihm emotionale Gestalten, und er möge Körpereinsatz wie im «Schmugglerkönig». In jenem Stück musste er einen Hügel hinaufrennen und kämpfen.Sabine Kluser spielt eine «dumme Fernsehköchin mit schlechtem Modegeschmack und Rückenbeschwerden». Am Freilichttheater in Rüthi war sie schon «zweimal die Böse», eine dritte Rolle war neutral, nun spielt sie gern mal etwas Lustiges. Was alle drei festgestellt haben, ist die Wichtigkeit der Requisiten auch insofern, als sie dem Schauspieler eine grosse Hilfe sind. Als Sabine Kluser die Mörderin spielte und mit einem Messer zustach, konnte der Grossteil des Publikum dieses Messer wahrscheinlich nicht sehen. Im Freilichtteater sitzt man ja ziemlich weit weg. Doch ihr selbst leistete die Mordwaffe einen wertvollen Dienst.Nicht anders ist es mit dem Ehering, den nicht nur sie im aktuellen Stück am Finger trägt. Ihn zu spüren, erleichtere es, sich in die Rolle hineinzudenken und hineinzufühlen, sagt Kevin Oeler.Zum aktuellen Theater-Company-Ensemble gehören fünf weitere Rheintaler: Jacqueline Rutzer, Sandra-Janine Peretti, Steffan Arends (alle aus Rüthi), Robin Egloff (Balgach) und Robert Thomsen (Oberriet). Als Leiterin wirkt Simona Specker, die in Zürich lebt, aber in Montlingen aufwuchs.Schöner Nebeneffekt für das LebenDie Erarbeitung des Zweiakters «Gerüchte, Gerüchte…» von Neil Simon war anforderungsreich. Seit August wurde jeden Freitag Abend und jeden Samstag tagsüber in Buchs geprobt. Das Improvisationstheater lehrte die Schauspieler, wie sie auf der Bühne helfen können, sollte jemand plötzlich nicht mehr weiterwissen, es wurden Merktechniken vermittelt, Gefühle in all ihren Schattierungen zum Ausdruck gebracht, es gab mentales Training, viel sogar, und schliesslich war das Lampenfieber ebenfalls ein Thema.Kevin Oeler sagt, das Lampenfieber müsse sein. Es sei ein Ausdruck des Respekts vor der Verantwortung als Schauspieler.Sabine Kluser, die den Lehrgang als intensive, aber sehr schöne Abwechslung in einem neuen Umfeld erlebt hat, steht zwischendurch minutenlang auf der Bühne, ohne zu reden. In solchen Szenen gehe es darum, trotzdem unbedingt auf die eigene Rolle konzentriert zu bleiben. Selbst schweigend anwesenden Schauspielern sehe man an, wenn sie gedanklich abschweiften, sagt Oeler; es gehe tatsächlich darum, den Fokus stets zu wahren.Für das Leben hat das einen schönen Nebeneffekt, den Sabine Kluser so beschreibt: «Ich habe gelernt, anderen noch aufmerksamer zuzuhören.»HinweisSpieldaten und Tickets:www.krempel.ch