01.09.2019

«La vie en rose» mit dem Diogenes-Chor

Unter dem Titel «En chantant» bestritt das Diogenes-Chor- und Musikensemble die Premiere seines siebten Programms.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Gerhard HuberDas Diogenes-Chor- und Musikensemble hat sein Publikum in den früheren Produktionen schon musikalisch in ferne Länder entführt, hat die Melodien des mediterranen Raumes gesungen, sich mit der isländisch-irisch-skandinavischen Musik befasst oder mit den Liebesliedern des Alpenraums seine Anhänger verzaubert. Für seine letzte Produktion hat Chorleiter und «Mastermind» Urs Stieger, verantwortlich für Programm, Regie und musikalische Leitung, unser Nachbarland Frankreich als Thema auserkoren. Ein Land, das musikalisch weit mehr als «nur» das Chanson zu bieten hat.Eine gesangliche «Tour de France»Es sei schon vorab verraten. Den Darstellern gelang es auch diesmal, die musikbegeisterten Zuschauer in den Bann zu ziehen und auf eine gesangliche «Tour de France» mitzunehmen, die von Paris über die Pyrenäen und die frühere Kolonie Algerien, über Korsika und die Norman-die führte. Eine Reise, die deutlich machte, dass sich die volkstümliche und populäre Musik der «Grande Nation» aus vielen Quellen speist. Dass die Geschichte Frankreichs als afrikanische Kolonialmacht und die damit verbundene Zuwanderung aus den Maghreb-Staaten viele Elemente arabischer Musikkultur einfliessen hat lassen. Und noch eines bewies der entzückende Abend. Nämlich, dass Melodien und Lieder wie etwa «Je veux» von Isabelle Gefroy, oder «Aïcha» des algerischstämmigen Sängers Cheb Khaled, die in Frankreich bis zu einem halben Jahr die Charts anführten oder sich millionenfach verkauften, bei uns nahezu unbekannt sind. Verdrängt von englischen Songs, den Liedern in der international üblichen Musiksprache. Schade. Was auch Chorleiter Urs Stieger so empfunden hat: «Französische Lieder zu singen, ist so wenig Mainstream wie die meisten unserer früheren Programme. Aber der Siegeszug der englischen Sprache in allen Lebensbereichen, besonders der Populärmusik, ist in Frankreich dank staatlicher Unterstützung nicht so gravierend wie bei uns.»Orientalischer Sound trifft auf irische GeigeDer Diogenes-Chor zeigte in seinem Programm nicht nur französische Pop- und Skaï-Musik. Natürlich kamen auch alte Volkslieder zu Ehren. Hier sei «De cap tà l’immortèla» hervorgehoben, auch als «Marseillaise» der Pyrenäen bezeichnet. In okzitanischer Sprache a cappella gesungen, begeisterten die sieben Sängerinnen und drei Sänger des Chores damit genauso wie mit dem korsischen Volkslied «Anghjulina», das mehrstimmig mit Vorsänger und vielen Tonartwechseln äusserst anspruchsvoll zu singen ist. Sehr originell das Stück «Dans la lune au fond de l’eau» der bretonischen Folkband Tri Yann aus der Bretagne. Orientalischer Sound trifft auf irisches Geigengefiddel und wird mit typisch französischen Akkordeontönen unterlegt – und schon ist ein neuer, fröhlicher Folksong fertig. Nahtlos in den Chor eingefügt haben sich bei vielen der in szenischer Darstellung gezeigten Musikstücke die vier Teenies. Jugendliche, die erstmals das Ensemble verstärkten und frisch und unbekümmert zusätzlichen Schwung in die Vorstellung brachten. Grossartig wie immer die fünf Musiker, die die Sänger unterstützten. Wie beim Diogenes-Chor- und Musikensemble üblich, blieben die Hände nicht im Hosensack, sondern jedes Lied wurde auch in passender Kleidung und Belichtung tänzerisch in Szene gesetzt. Diogenes-Chef Michel Bawidamann hatte schon in seinen in französischer Sprache gehaltenen Eingangsworten das Premierenpublikum «avec grand plaisir» begrüsst. Grosses Vergnügen bereitete dann auch dieses Programm, das noch dreimal im Diogenes-Theater zur Aufführung gelangen wird.HinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.