Das grossformatige Bild (2,5 × 5 Meter) prangt seit 2015 an einer Wand der Diepoldsauer Pizzeria Pasquale. Nun hat der Wirt das Werk durch Eigenwerbung ersetzt. Albanische Nachbarn, schreibt Kuspi, hätten an seinem Bild Anstoss genommen, weil es ihre religiösen Gefühle verletze.Der Künstler fragt polemisch, was uns passierte, würden wir in ihrem Land «einfach die Moscheen mit Tüchern abdecken». Er kämpfe dafür, dass Aktionen wie diejenige gegen sein Bild «nicht mehr geschehen können in unserer hoffentlich noch freien Schweiz».«Auch Schweizer haben sich gewundert»Mit ihrem Glauben habe die Sache überhaupt nichts zu tun, heisst es aus dem Kreis der Familie, die beim Wirt der Pizzeria wegen Kuspis Bild interveniert hatte. In den letzten Jahren habe man das Werk denn auch widerwillig in der Nachbarschaft geduldet.Nun aber sei das Mehrfamilienhaus mit neuen Balkonen ausgestattet und der Blick falle direkt auf das Werk gegenüber. Auch Schweizer hätten sich schon verwundert gefragt, warum man Kuspis Ölbild toleriere.«Keine Staatsaffäre draus machen»Beim flüchtigen Blick auf Kuspis Werk wird dieses womöglich mit Bildern des berühmten Künstlers Pablo Picasso assoziiert. Bei genauerer Betrachtung sind in der Fülle der enthaltenen Elemente auch abstrahierte Geschlechtsteile erkennbar. Am Bild nimmt die benachbarte Familie auch deshalb Anstoss, weil Kinder es sähen. Werde Kuspis «Entstehung der Gefühle» in der Zeitung abgebildet, könne sich jeder und jede selbst ein Urteil bilden.Kuspi schreibt in einem offenen Brief zum Thema, sein Bild habe in der Bevölkerung «sehr grossen Anklang gefunden». Ihn stört auch, dass mit ihm nie das Gespräch gesucht worden sei.Das (auf Leinwand gemalte und mit Wetterschutz versehene) Bild befinde sich zum Teil noch in seinem Besitz, weshalb er Anrecht auf eine würdige Platzierung habe. Kuspi hatte das Bild seinerzeit selbst an der Wand angebracht; es lasse sich auch wieder demontieren. Der Wirt der Pizzeria widerspricht Kuspi, indem er sagt, das Bild gehöre ihm, er habe es dem Künstler abgekauft. Er selbst «will aus der ganzen Sache keine Staatsaffäre machen». Den Einwand der Nachbarn gegen das Bild respektiere er. Kuspi weist allerdings auf ein Druckmittel der Nachbarn hin: Ihre Parkplätze dürfen zum Teil von den Gästen der Pizzeria benützt werden.Schon in Glarus gab es ein ProblemKuspi ärgert sich umso mehr, als er seine künstlerische Freiheit schon 2009 stark beschnitten sah. Einen Tag vor der Eröffnung der «Sculptura Glarus» habe ihn der Organisator angerufen und gemeint, sein Kunstwerk sei zu demontieren. Ein Nachbar des Kunsthauses Glarus hatte an Kuspis Kunstwerk «Das persönliche Glück» Anstoss genommen, weil es ihn angeblich an den 1945 verstorbenen italienischen Diktator Mussolini erinnerte.Tatsächlich liessen die Ausstellungsmacher Kuspis Werk am Morgen vor der Vernissage zur Hälfte abbauen. Daraufhin demonstrierte der Widnauer Künstler, dessen Glarner Skulptur «bis heute zur Hälfte beschlagnahmt und verschwunden» sei, mit einer Hellebarde.Diese spätmittelalterliche Waffe erwägt er nun wieder hervorzuholen. Denn nach dem Verschwinden seines Werks in Diepoldsau kann er sich vorstellen, auch dort mit der Hellebarde sein Werk «vor Ort zu verteidigen» und sich «gegen ausländische Zensur zu wehren».