Kurden übernehmen «Schiffli»

Gert BrudererDie einheimische Firma Sieber Immobilien, der die «Schiffli»-Liegenschaft gehört, verspricht sich wie die neue Wirtefamilie einiges von der Strecke Paris – Moskau, die am Landgasthaus Schiffli vorbeiführt. Gemeint ist die Staatsstrasse, die offenbar von manchen so genannt wird.Bei 20000 vorbeirollenden Fahrzeugen pro Tag ist die Zahl der potenziellen Gäste enorm. Es auszuschöpfen, setzt aber voraus, dass das Restaurant täglich geöffnet ist. Weil hinter dem Ehepaar Ali und Fatma Sener eine grosse Familie steht, die mitmacht, kann das «Schiffli» ab der Wiedereröffnung am 1. September an sieben Tagen pro Woche geöffnet sein.Potenzielle Gäste sind ausserdem Kunden des Coop gleich gegenüber. Der Detailhändler ist in einem Gebäude der Firma Sieber Immobilien eingemietet und konkurrenziert deshalb das «Schiffli» nicht mit einem eigenen Restaurant oder Café.Der Koch kommt aus St. GallenDie 30-jährige Tugba Sener wirkt im «Schiffli» als Stellvertreterin ihres Vaters und zusammen mit ihrer Schwester Edru im Service. Der Sohn, Haci Sener, führt zwar derzeit im aargauischen Etzgen (wo die Familie in den letzten zwei Jahren zu Hause war) die «Sonne», ist aber ebenfalls bereit, bei Bedarf in Diepoldsau anzupacken.Von ausserhalb der Familie kommt der 45-jährige Koch Benno Horváth, der bis vor zwei Jahren in einem Zürcher und zuletzt in einem St. Galler Speiserestaurant tätig war. Ihm stehen in der Küche die Partner der beiden Sener-Töchter zur Seite.Wirt Ali Sener war 15 Jahre im ServiceDer 56-jährige Wirt Ali Sener kam als Zwanzigjähriger aus der Türkei in die Schweiz, heiratete hier und war vor der Übernahme des bekannten Basler Stadtrestaurants Holzschopf während 15 Jahren im Hotel Basel im Service tätig. Seine drei Kinder kamen alle in Basel zur Welt.Den Wunsch, selbst ein Restaurant zu führen, erfüllte Ali Sener sich mit der Übernahme des Restaurants Jura in Aesch BL sowie als Wirt des «Kronenhof» im solothurnischen Bättwil. Den Basler «Holzschopf» etablierte er als Speiserestaurant und übergab er 2016 seiner Cousine Asiye Altürk, worüber die «Basler Zeitung» damals berichtete. Das Lokal ist in Basel auch darum bekannt, weil der berühmte frühere Fussballspieler Karl Odermatt es viele Jahre besass. Der 78-Jährige, der immer noch für den FC Basel tätig ist, zählte als Mittelfeldspieler zu den besten Spielern, die je für den FC Basel und die Berner Young Boys gespielt haben.Ein Kurde, der auf gutbürgerlich setztObschon ein Kurde aus der Türkei, hat Ali Sener stets auf gutbürgerliche und mitteleuropäische Küche gesetzt. Das heisst, im Diepoldsauer «Schiffli» wird an die Tradition des Landgasthauses angeknüpft, mit Altbewährtem wie Gordon bleu, Züri Gschnetzlets oder Ghackets mit Hörnli (Eröffnungsmenü). Natürlich, erklärt Ali Sener, würden daneben auch neue Akzente gesetzt. Weiterhin ist das «Schiffli» mit seinen sechs Doppel- und drei Einzelzimmern auch ein Hotel. Die zudem bestehende Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung gedenkt die neue Wirtefamilie zu vermieten, die Viereinhalb-Zimmer-Wohnung nutzt sie selbst.