Marcel Zünd sagt: «Das Pilzsammeln ist wie eine zweite Existenz jenseits meiner übrigen Tätigkeiten.»Es geht ihm ums Erlebnis. Das Wesentliche finde während des Pilzens statt.Der Kurator, der beruflich auch die Sammlung der Stiftung für Appenzellische Volkskunde betreut, ist ein «vergifteter Pilzer». Im Wald ergeht es ihm wie dem früher in Gais daheim gewesenen Fotografen und Autor Mäddel Fuchs.Fuchs sagt, ihn «rufen die Pilze». Könne er nicht gehen, leide er. Beim Pilzen werde es esoterisch. Es seien jedes Mal sehr intensive Zustände, in die er gerate.Offenbar ergeht es so auch Marcel Zünd. Er beschreibt sich als einen, der unter Büschen im nassen Moos kniet und mit den Pilzen spricht.Pilze würden zu aktueller Ausstellung passenOft entschuldige er sich beim Pilz, bevor er ihn abschneide, sagt Zünd. Dem Kurator gefällt der englische Ausdruck fürs Pilzsammeln: Hunting mushrooms. Pilze jagen. Sie könnten zwar nicht davonrennen, sich aber gut verstecken. Die gegenwärtige Sonderausstellung im Altstätter Museum Prestegg befasst sich mit Kopfbedeckungen, also auch Hüten. In der Ausstellung kommt diese Art von Hüten zwar nicht vor – aber wer weiss, vielleicht wird angesichts der bisher ungeahnten Sammelleidenschaft des Kurators eine nächste Sonderausstellung ja Steinpilzen, Eierschwämmen und Morcheln gewidmet sein.Gert Bruderer