Kunst-Spektakel mitten im Dorf

Susi MiaraEs war Dezember 1989, als Silvan Köppel mit seiner ersten Installation «progredienter Verlauf» auf der Diepoldsauer Schrägseilbrücke auf sich aufmerksam machte. Damals wollte er ein Auto an einem Seil zwischen zwei Streben aufhängen. Über 200 Zuschauer wollten der Performance beiwohnen, die noch vor der Vollendung durch die Polizei verhindert wurde. Damals begann Silvan Köppel als freischaffender Künstler zu arbeiten. 30 Jahre später kehrte er zurück auf die Diepoldsauer Schrägseilbrücke. Diesmal nur kurz und weniger spektakulär. Für ihn war es aber ein Geschenk an sich selbst. Er freute sich, dass es ihm trotz des Diebstahls seines Materials gelungen ist, die 3,65 Meter grosse «Gierige Giraffe» aus Schrott fertigzustellen. «Gierig, weil Gier vieles kaputtmacht», erklärt Silvan Köppel. Ein Symbol für die Gier war auch das Feuer, das sich gierig durch alles frisst. Er zündete die in Petrol eingeweichten Jutenschnüre, die er um die Giraffe gewickelt hatte, mit einer Fackel an und fuhr das brennende Objekt auf der Ladefläche seines Pick-ups dem Binnenkanal entlang auf die Bahnhofstrasse, über die Diepoldsauer Schrägseilbrücke bis zum Coop-Parkplatz. «Leider hielt das Feuer nicht bis Diepoldsau», sagte Köppel enttäuscht. Doch während der kurzen Fahrt flogen die Funken der brennenden Giraffe auf die Strasse und begeisterten die Zuschauer, die sich das Spektakel nicht entgehen liessen. Bereits heute startet er mit seiner Giraffe zur Schweizer Reise. Er möchte Zürich, Basel und andere Städte besuchen und ganz gemütlich den Weg durch die Dörfer zelebrieren. Kurze Performances an speziellen Plätzen sind auch geplant und vielleicht auch ein Abstecher ins Ausland.