05.07.2019

Kunst für alle

Der Altstätter Kunstgartenweg? Eine gute Idee. Unser Tipp: Geniessen!

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Wer sich auf den Weg begibt, hat 3,7 km vor sich, die einem ganz und gar nicht wie 3,7 km vorkommen. Der Weg führt von der Breite durch die Altstadt und – vorbei am Haus zur Musik und durch den Friedhof – zum Haus Viva.Natürlich lässt sich das Vergnügen bei Bedarf auch etappieren. Ballungszentren laden dazu ein: In der Altstadt, auf dem Friedhofareal und schräg gegenüber befindet sich je eine kleinere Ansammlung von mehreren Kunstwerken. Am abgelegensten sind die Werke beim Haus zur Musik und beim benachbarten Wiesental-Schulhaus, aber diese entfernteren Standorte sind von der Altstadt ja auch bloss 400 Meter entfernt.Das heisst, es handelt sich um ein insgesamt leicht überschaubares Gebiet, und die Bezeichnung Kunstgartenweg ist gut gewählt. Musse trifft auf Ästhetik, und die Lust am Gehen, am Spazieren, wird auch von weitgehend schöner Umgebung genährt.Warum ist die Auswahl so und nicht anders?Will jemand sich die gute Stunde, die für die Erkundung aufzuwenden ist, unter keinen Umständen gönnen (oder ist die Neugier unverzüglich zu befriedigen), lässt sich die Sammlung von Altstätter Kunstwerken sogar auf dem Sofa geniessen. Möglich ist dies dank des Internets oder, besser noch, dank eines 62 Zentimeter langen, faltbaren Kartonstreifens, der – beidseitig bedruckt – die 31 auserkorenen Werke von insgesamt 16 Kunstschaffenden zeigt und perfekt in den Händen liegt.Dass sich am Ende des Kunstgartenwegs das Haus Viva befindet, ist praktisch. Denn hier befinden sich nicht weniger als acht der 31 Werke, und es gibt ein Restaurant – für die anschliessend vielleicht unvermeidliche Diskussion oder ein allseits ersehntes Gespräch. Denn über Kunst hat sicher jeder immer eine Meinung, und natürlich lässt sich auch die Auswahl leidenschaftlich diskutieren. Warum sind gerade (und nur) diese 31 Werke auserkoren worden, warum beispielsweise kein Werk des einheimischen Kunstschaffenden Gery Aigner, weshalb nicht die hübsche Skulptur auf der Wiese beim Haus Viva?Ohne das Altersheim Viva bestünde der Altstätter Kunstgartenweg nicht. Die Genossenschaft hat das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Altstätter Künstler Josef Ebnöther (der die Idee hatte) und mit Unterstützung der Stadt und der Kulturkommission schlank durchgezogen. Die neben viel ehrenamtlicher Arbeit angefallenen Kosten von rund 30000 Franken teilen sich das «Viva» und die Stadt.Heimleiter Urs Trinkler sagt, gestaltet worden sei bewusst ein Weg für alle; auch mit dem Rollator und im Rollstuhl lässt er sich geniessen. Auf die Auswahl angesprochen, entgegnet Trinkler sogleich, tatsächlich hätte sich einiges mehr aufnehmen lassen. Genauso, wie die Beteiligten intensiv diskutiert hätten, könne der Weg selbstverständlich zu Reibungen führen; denn Meinungen hätten den Vorteil, nicht deckungsgleich sein zu müssen, und für Auseinandersetzungen sei Kunst geradezu prädestiniert. Etwa die Frage, was Kunst sei und was Kunsthandwerk, ist für hitzige Wortgefechte bestens geeignet.Leben auf den Weg bringen und aktuell bleibenSo erheben die Initianten keinesfalls den Anspruch, die einzig mögliche Linie durchs Altstätter Zentrum gezogen zu haben. Genauso wie ins Altersheim, will Trinkler Leben auf den Weg bringen. Als freiwillig Verantwortlicher für das Projekt beabsichtigt er nicht nur, ab und zu einen Anlass in Verbindung mit dem Kunstgartenweg durchzuführen, sondern diesen auch so zu betreuen, dass er laufend aktuell bleibt. Mittel- oder längerfristig ist so auch nicht ausgeschlossen, dass er leicht erneuert, angepasst oder ergänzt wird.Der gewissermassen erste Wurf ist jedenfalls vorzüglich auf den Punkt gebracht. Der Kunstgartenweg, mit nur den wichtigsten Angaben auf dem Leporello, ist informativ, regt an, macht Lust auf Spaziergänge und bringt einem alles in allem den Ort (noch) näher.  Hinweis: Das Leporello, das alle 31 Kunstwerke zeigt, liegt u. a. im Rathaus sowie im Haus Viva auf. www.kunstgartenweg.ch

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