07.12.2021

Kundschaft aus Vorarlberg halbiert

Trotz Lockdown in Österreich verzeichnen Rheintaler Geschäfte keinen Zuwachs an Einkaufstouristen.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Seit dem 22. November bis Freitag, 11. Dezember, ist in Österreich Lockdown: Das Gewerbe, Freizeitangebote und die Gastronomie liegen still. Wer sich bewegt, tut es, um zur Arbeit zu fahren oder ein paar Stunden an der frischen Luft zu verbringen. Doch wie handhaben die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger diese strikten Regeln, während die vergleichsweise lockeren Bestimmungen in der Schweiz nur einen Schritt über die Grenze entfernt liegen? «Wir bekamen tatsächlich einzelne Terminanfragen aus Österreich, allerdings nicht sehr häufig», sagt John Hutter, Inhaber des Coiffeursalons Matrix Hair in Widnau. In Österreich gilt: «Nicht betreten werden dürfen Betriebsstätten des Handels sowie körpernaher Dienstleistungen», wie das Sozialministerium schreibt.Hutter sagt, letztes Jahr habe man den Lockdown in Österreich stärker gespürt. «Ich vermute, wenn die Geschäfte und Dienstleister ennet der Grenze länger geschlossen hätten, stiege auch die Nachfrage.» 20 Tage ohne neuen Haarschnitt würden die meisten noch überstehen. Zu den Stammkundinnen und -kunden aus Vorarlberg sagt Coiffeur Hutter: «Diese haben immer wieder angetönt, dass sie bereits ein schlechtes Gewissen hätten, wenn sie frisch frisiert über die Grenze fahren.»  Die Hälfte aus Österreich, dafür mehr EinheimischeÄhnlich scheint es Fitnessbegeisterten aus Vorarlberg in Sachen Training zu gehen. «Wir stellen keinen offensichtlichen Anstieg an Kundinnen und Kunden aus dem Nachbarland fest nebst denjenigen, die schon vorher bei uns trainierten», sagt Inge Krasser, Inhaberin des TC Trainingscenters Heerbrugg und Oberriet.  Ein verändertes Konsumverhalten wurde hingegen im Einkaufszentrum Rheinpark in St. Margrethen festgestellt. «Nur noch rund die Hälfte der Österreicherinnen und Österreichern, die sonst bei uns einkaufen, besucht uns derzeit. Aber dafür kaufen die Kundinnen und Kunden aus Vorarlberg etwas mehr als üblich», sagt Zentrumsleiter Michael Hengartner. Insgesamt gleiche sich das Minus aus, da mehr Leute aus der Schweiz kämen. «Die jetzige Situation mit dem Lockdown im Nachbarland bringt aus unternehmerischer Sicht insgesamt also weder Vor- noch Nachteile.» Die Grenzen bleiben dieses Mal offenDer Bezug von Dienstleistungen, Lebensmitteln und Gütern in der Schweiz unterliegt hiesigem Recht und ist deshalb auch unseren Nachbarinnen und Nachbarn nicht verboten. In den österreichischen Bestimmungen ist nur ein Abschnitt über Auslandsreisen zu finden. Dort heisst es wortwörtlich: «Auslandsreise ist möglich (psychische und physische Erholung im Freien); es sind natürlich die Einreisebestimmungen bei der Einreise ins Zielland und nach Österreich zu berücksichtigen.» «Da es gegenüber der Schweiz weder Aus-, noch Einreisebestimmungen gibt, führen wir keine verschärften Grenzkontrollen durch», sagt Rainer Fitz von der Landespolizeidirektion Vorarlberg. Das sei im letzten Lockdown anders gewesen, da habe man sehr genau kontrolliert. Fitz ergänzt: «Der kleine Reiseverkehr mit den Berufspendlern wird ohnehin kaum kontrolliert.» Schweizern sei es zurzeit  übrigens auch erlaubt, in Österreich einzukaufen. Erhältlich sind mindestens bis Freitag allerdings nur Lebensmittel und Güter des täglichen Gebrauchs. Für die Einreise brauchen Schweizerinnen und Schweizer keinen zusätzlichen Nachweis. Umgekehrt müssen auch Österreicherinnen und Österreicher aus Tirol und Vorarlberg kein Kontaktformular ausfüllen und keinen Test vorweisen. Das schweizerische Bundesamt für Gesundheit macht Ausnahmen für Personen «aus Gebieten an der Grenze zur Schweiz, mit denen ein enger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Austausch stattfindet». Die Grenzen bleiben bis jetzt also offen – von beiden Seiten des Rheins. 

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