25.04.2019

Kühlend bauen

Kantonsrat. Das Klima erwärmt die Gemüter der Politiker immer mehr. Auch einige Rheintaler Kantonsräte haben darauf abzielende Vorstösse eingereicht.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Selbst wenn man auf die optimistischsten Szenarien setzt, ist davon auszugehen, dass die Durchschnittstemperatur noch weiter steigt, hält Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen Partei aus Altstätten, in einem Gesetzesvorstoss fest, den er während der Aprilsession eingereicht hat. Der Kanton werde deshalb nicht da­rum herumkommen, die Bevölkerung vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen und damit auch vor Hitzewellen und längerer Trockenheit.Etwa mit einer Anpassung der Bauvorschriften: Das neue Planungs- und Baugesetz des Kantons ist zwar noch keine drei Jahre alt. Auf die durch den Klimawandel drohenden Beeinträchtigungen sei es aber nicht ausgerichtet, warnt Gschwend. Er fordert eine dahingehende Überarbeitung des Gesetzes und auch des Richtplans.Als Beispiele nennt er die Freiraumplanung in den Siedlungen: Wenn die Sommer heisser werden, baut man von Vorteil so, dass die Luft zwischen den Häusern zirkulieren kann. Das Baugesetz sollte deshalb nach Ansicht Gschwends Vorschrif­-ten für Durchlüftungsachsen in dicht besiedelten Dörfern und Städten machen. Auch Plätze mit Schatten spendenden Bäumen, unter denen sich die Menschen erholen können, seien wichtig. Dem stehe heute entgegen, dass Freiflächen unterbaut werden dürfen, was dann das Pflanzen grosser Bäume verunmögliche. Gschwend fordert zudem planungsrechtliche Möglichkeiten für die Gemeinden, damit diese auf lokale Herausforderungen des Klimawandels reagieren können.Parallel zu seiner Motion hat Meinrad Gschwend eine Interpellation eingereicht, in der er die Regierung auffordert, kantonseigene Bauten und deren Umgebung so zu planen, dass selbst während Hitzeperioden ein angenehmes Raumklima erhalten bleibt – nicht durch den Einbau von Klimaanlagen, sondern durch eine ausgeklügelte Bauweise und eine Umgebungsgestaltung mit viel Grün und mit offenen Gewässern im Siedlungsraum. Die Regierung soll auch Modelle entwickeln, die es dem Kanton erlauben, zusammen mit Gemeinden und Privaten kühlende Inseln zu schaffen, beispielsweise Dach- und Innenhofbegrünungen oder Regenwasserrückhaltesysteme mit offenen Wasserflächen.Pensionskassengelder nachhaltig anlegenEin weiterer Vorstoss zielt darauf ab, dass die Pensionskasse des Kantons das Anlagevermögen nachhaltig investiert. Das bedeutet nicht nur gewinnbringend, sondern dass beim Anlegen des Kapitals auch ökologische Aspekte berücksichtigt werden und dass etwa auf Investitionen in Unternehmen verzichtet wird, die die Menschenrechte missachten oder Arbeitsstandards nicht einhalten. Zu den Erstunterzeichnern dieser Interpellation gehört der Widnauer CVP-Kantonsrat Patrick Dürr.Klimanotstand: Was ist das?Der Kantonsrat will den dritten Tag der Junisession nach Pfingsten zur Klimadebatte machen, in welcher Themen wie die obigen diskutiert werden.Bevor allerdings jemand auf die Idee kommen könnte, den kantonalen Klimanotstand auszurufen, will der Balgacher CVP-Kantonsrat Sandro Hess diesen erst definiert haben. Er hat der Regierung zusammen mit zwei weiteren Kantonsräten seiner Partei eine entsprechende Interpellation eingereicht.

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