14.11.2019

Kritiker werden für Stil kritisiert

Die heftige Kritik am Auer Gemeindepräsidenten und am Rat kam bei vielen schlecht an.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Vor allem der Stil der Interessengemeinschaft Au-Heerbrugg wird beanstandet. Das ist das Ergebnis einer kleinen Umfrage bei Auern und Heerbruggern; Äusserungen von Lesern gehen in die gleiche Richtung. So schreibt etwa der Heerbrugger Walter Schedler in seinem Leserbrief, die IG fahre mit ihrer zwölfseitigen Zeitung (siehe Zeitung vom Dienstag) unverhältnismässig grobes Geschütz auf. Immerhin habe Au-Heerbrugg nach längerer Zeit der Instabilität nun wieder eine stabile Führung.«Politiker sind auch Menschen»Markus Waser, Schulleiter der Oberstufe Mittelrheintal, findet das Vorgehen der IG als politisch interessierter Heerbrugger «völlig falsch». Seines Erachtens sei Unmut primär im persönlichen Gespräch zu äussern. Sollte dies nichts fruchten, sei die Bürgerversammlung der richtige Ort für Beanstandungen. Dort hätten Kritisierte die Möglichkeit, auch zu plakativ vorgebrachten Statements Stellung zu beziehen.Rico Kellenberger, ehemaliger Präsident von Pro Heerbrugg, gibt nicht als Einziger zu bedenken, dass Politiker auch Menschen seien, dass hinter ihnen eine Familie stehe – und dass eine Pauschalkritik, wie die IG sie äussere (unfähiger Präsident, schlechter Gemeinderat) fragwürdig sei. Er selbst sehe «nöd ine», sondern «nu drahere», sagt Kellenberger. Doch seine eigenen Erfahrungen mit der Gemeinde seien gut. Im Zusammenhang mit einem eigenen Bauprojekt sei alles völlig korrekt gelaufen. Der frühere Auer Gemeindepräsident Walter Giger findet das Vorgehen der IG zwar «auch nicht sehr gut», nimmt die Sache aber viel gelassener als andere. Auf nationaler Ebene sei man sich in der Politik scharfe Kritik gewohnt, im Lokalen halt nicht.Grundsätzlich, meint Giger, stehe es in einer Demokratie jedem frei, sich so zu äussern, wie er es für richtig halte.Der Interessengemeinschaft wird von verschiedener Seite zugutegehalten, dass sie konkrete Beispiele ins Feld führe und nicht einfach mit Schlagworten operiere. Andererseits sagt eine Mehrheit der Befragten, die Kritik «kommt aus der falschen Ecke». Will heissen: Von gemeinderätlichen Entscheiden selbst betroffene Dauerkritiker, die zum Teil etwas rechthaberisch aufträten, hätten es wohl eher schwer, auf offene Ohren zu stossen.Rat soll in den Spiegel schauenDie Einschätzung, die Kritik der IG enthalte zumindest einen wahren Kern, scheint verbreitet zu sein. Jedenfalls finden das fast alle der Befragten. Der Unternehmer Magnus Hugentobler nennt das Sportplatzprojekt als ein unbefriedigendes Projekt. Indem gleichzeitig in Berneck und Au abgestimmt werde, sei es schlecht aufgegleist.Generell hielte Hugentobler eine verlässlichere und ehrlichere Information der Bevölkerung für nötig.Obschon die Meinung vorzuherrschen scheint, die politische Führung sei von der neuen Interessengemeinschaft unangemessen angegriffen worden, wird dem Gemeinderat und seinem Präsidenten empfohlen, halt doch in den Spiegel zu schauen und sich zu fragen, auf welche Weise Verbesserungen möglich wären – mit der Konsequenz, dass auch tatsächlich konkrete Massnahmen beschlossen würden.Ein Aspekt ist auch die generelle Schwierigkeit, für wichtige politische Ämter geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Attacken wie diejenige der IG Au-Heerbrugg, ist zu hören, seien der Suche nach fähigen Kräften kaum förderlich. Im Glashaus zu sitzen und sich mit Steinen bewerfen zu lassen, sei kein Bild, das politischer Einsatzbereitschaft im Dienste der Öffentlichkeit förderlich sei.

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