29.04.2022

«Kritik ist Teil des Jobs»

In Rebstein stehen ortsplanerisch Aufgaben an, die Alex Arnold gern als Gemeindepräsident anpacken würde.

Von Interview: Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Interview: Gert BrudererEichbergs Gemeindepräsident Alex Arnold möchte Gemeindepräsident von Rebstein und somit der Nachfolger von Andreas Eggenberger werden. Arnold ist der einzige von der Findungskommission vorgeschlagene Kandidat. Die Wahl findet am 25. September statt. Wieso kandidieren Sie in Rebstein – und nicht in Widnau? Dort wird ja auch ein neuer Gemeindepräsident oder eine Präsidentin gesucht.Alex Arnold: Gute Einstiegsfrage. Vorausgeschickt sei, dass ich mich immer wohlgefühlt habe in Eichberg. Ich hatte deshalb über einen Wechsel gar nicht nachgedacht. Das tat ich erst, als andernorts konkret nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gesucht wurde. Und Sie entschieden sich für Rebstein. Hier gibt es eher noch das Dörfliche. Ausserdem ist mir das obere Rheintal vertrauter, auch wegen meiner Mitarbeit in Zweckverbänden wie der Suchtberatung oder den Sozialen Diensten. Diese Arbeit könnte ich als Rebsteins Gemeindepräsident fortführen. Was ausser dem Dörflichen reizt Sie an Rebstein? Das Gemeindepräsidium ist dort ein Vollzeitjob. In Eichberg ist es zu Recht bloss ein 60-Prozent-Pensum. Ich bin nun seit zehn Jahren hier und denke: Wenn ich den Schritt in ein neues Arbeitsumfeld jetzt nicht tue, werde ich es irgendwann bereuen. Auf welche Aufgabe in Rebstein freuen Sie sich am meisten? Es gibt ja viele: Schwerverkehr, Zentrum, viel befahrene Alte Landstrasse, Progy-Ödnis, um bloss vier Beispiele zu nennen. Ortsplanerisch stehen grosse Aufgaben an, die ich gern anpacken würde. Ich sehe es allerdings so: Rebsteins Gemeinderat hat schon viel initiiert und gemacht. Es wäre vermessen, würde ich nun sagen, was es braucht. Meiner Ansicht nach geht es darum, den Kurs zu halten, gewünschte Projekte umzusetzen und allenfalls einzelne Schattierungen anzubringen. Ihre politischen Gestaltungsmöglichkeiten wären aber grösser als in Eichberg. Zwangsläufig, ja. In Rebstein gibt es auch Industrie und grösseres Gewerbe, für die Staatsstrasse ist ein grosses Projekt des Kantons pendent und das Vereinsleben ist vielfältiger, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Vor fünf Jahren konnte man über Sie lesen, Sie seien froh, Präsident einer ruhigen Gemeinde zu sein. Ist das nun nicht mehr so? Rebstein hat immerhin dreimal so viele Einwohnerinnen und Einwohner wie Eichberg und einen grossen Aufgabenkatalog, was die Entwicklungsarbeit betrifft. Etwas weniger ruhig wird es in Rebstein wohl sein, aber das Dörfliche steht nach wie vor im Vordergrund – anders als etwa im doppelt so grossen Widnau mit seinem eher urbanen Charakter. Übrigens ist es gerade in den letzten Jahren auch nicht immer so ruhig gewesen in Eichberg. Sie meinen wegen des Widerstands gegen eine Antenne und des Rathausprojekts, das zu einer hitzigen Auseinandersetzung führte. Genau. (Schmunzelt) Ihre Frau Sonja arbeitet bereits in Rebstein, bei der Fachstelle für Integration. Sie werden bei einer Wahl also den gleichen Arbeitsort haben. Das stimmt zwar, aber Mitte Juni werden wir Eltern. Nach dem Mutterschaftsurlaub wird Sonja nur noch zu 20 statt 60 Prozent bei der Fachstelle Integration tätig sein. In Eichberg ist die Politik in der jüngsten Zeit etwas rauer geworden, wir haben es vorhin erwähnt. Da könnte man auf die Idee kommen, Sie flüchteten nach Rebstein. Nein, natürlich nicht. Mit Auseinandersetzungen kann ich gut umgehen. Sie sind Teil des Jobs. Es ist die Aufgabe eines Gemeinderats und seines Präsidenten oder seiner Präsidentin, Rahmenbedingungen und Aufgaben öffentlich zu erklären. Auch für fehlendes Verständnis habe ich Verständnis aufzubringen. Dass ein Teil der Bevölkerung sich gegen Vorhaben wehrt, die der Gemeinderat als nötig erachtet, kann in jeder Gemeinde vorkommen. Im April 2018 haben Sie an einem Anlass eindringlich für die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg plädiert. Was denken Sie mit Blick auf Rebstein? Speziell ist sicher die grosse Zusammenarbeit mit Marbach, aber auch jene mit Balgach wird an Bedeutung gewinnen. Das hat sich im Zuge des Agglomerationsprogramms gezeigt. Als Eichberger hatte ich es diesbezüglich relativ bequem. Rebstein war für den Zusammenschluss mit Marbach, der Nachbarort nicht. Ist dieses Thema erledigt oder wird es Sie in Rebstein neu beschäftigen? Ich denke, dieses Thema ist auf Jahre hinaus abgehakt. Sollte es doch wieder aufkeimen, müsste die Initiative von Marbach ausgehen. Vor acht Jahren wechselten Sie von der Piratenpartei zur CVP, heute Mitte, weil Sie Höheres im Sinn hatten. Sie wollten Kantonsrat werden. 2016 wollte es nicht klappen, 2020 fehlten Ihnen noch 1059 Stimmen. Erhoffen Sie sich vom Wechseln nach Rebstein auch einen Karriereschub auf kantonaler Ebene? Dieser Aspekt steht klar im Hintergrund. Bei der Mitte sind derzeit gute Leute im Kantonsparlament vertreten. Ich nehme aber an, dass Sie an einer Tätigkeit im Kantonsrat immer noch interessiert sind. Das ist richtig. In einer gesetzgebenden Behörde mitzuwirken, fände ich noch immer reizvoll. Sie würden bei einer Wahl in Rebstein zwangsläufig dort wohnen. Was gefällt Ihnen am Ort? Es gibt hier wie in Eichberg eine wunderschöne Hanglage. Das Dörfliche, Familiäre ist gut spürbar, es sind gute Strukturen vorhanden, auch, was die Schule betrifft. Wie vertraut ist Ihnen die Gemeinde Rebstein? Haben Sie einen persönlichen Bezug zur Gemeinde? Nur insofern, als einige Kollegen ursprünglich von hier kommen. In jungen Jahren war ich ab und zu im Billardcenter. Heute halte ich mich gelegentlich im ri.nova auf, wo der Verein St. Galler Rheintal zu Hause ist, dessen Fachgruppe Integration ich präsidiere. Werden Sie nach einer Wahl zu Rebsteins neuem Gemeindepräsidenten dem Musikverein Rebstein beitreten? Zunächst würde ich erfahren wollen, was das 100-Prozent-Pensum konkret bedeutet. Ich möchte zuerst einmal ankommen. In Eichberg bin ich derzeit der einzige Schlagzeuger, weil es an Nachwuchs mangelt. Sicher lasse ich den Verein nicht im Stich. Sollten Sie in Rebstein nicht gewählt werden, zum Beispiel, weil überraschend ein Gegenkandidat auftritt und erfolgreich ist – bleiben Sie dann in Eichberg oder möchten Sie in jedem Fall eine neue Aufgabe anpacken? Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, wirklich nicht. Bei einer Nichtwahl blieben noch zwei Jahre Zeit bis zu den nächsten Gesamterneuerungswahlen – bzw. bliebe mir ein Jahr, um einen Entscheid für meine berufliche Zukunft zu fällen. Eine politische Karriere ist ja nie wirklich planbar. Vielmehr ist es so, dass sich Chancen ergeben, die sich nutzen lassen. Und eine Kandidatur in Rebstein ist nun Ihre Chance ... Was die Aufgabe betrifft, kann ich das voll bejahen. Das tue ich, obschon wir vor zwei Jahren in Eichberg ein Haus gekauft haben und bald eine Familie sein werden. Den Zeitpunkt, zu dem eine Chance sich ergibt, kann man sich eben nicht aussuchen.

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