29.10.2021

Kritik an der Ostumfahrung

An der Präsentation des Masterplans zur Entwicklung der Stadt interessierten sich die Leute vor allem für die neue Strasse.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Seit der Südring, die Umfahrungsstrasse zwischen Oberrieter- und Kriessernstrasse, Ende 2007 für den Verkehr freigegeben wurde, drängen viele auf eine Weiterführung der Umfahrungsspange zur Rorschacherstrasse. Nicht zuletzt weil sie das häufige Warten vor der geschlossenen Bahnbarriere satt haben. Und mit Einführung des Schnellzug-Halbstundentakts mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 werden die Schranken noch häufiger unten sein. Am Donnerstag stellten Stadtpräsident Ruedi Mattle und Fachplaner im Sonnensaal den Masterplan «Frei-Raum» für die weitere Entwicklung Altstättens vor. Die Realisierung der Ostumfahrung ist ein zentrales Projekt darin. Doch nun wurde plötzlich Kritik an der neuen Strasse laut.Vor allem zwei Punkte wurden angesprochen. Der eine ist der Landbedarf. «Mir ist klar: Wir haben viel Verkehr und niemand will ihn vor seiner Haustür haben», meinte etwa Christoph Schmid, «als Bauer tut mir aber weh, dass man offenbar bereit ist, für den Bau dieser Strasse einmal mehr viel Grünland aufzugeben.»Beim anderen Kritikpunkt gehts ums Geld. Alt Stadtschreiber Robert Haller kritisierte, dass im (auf der Homepage der Stadt veröffentlichten) Masterplan nichts über die Kosten zu lesen sei: «Das wäre für die Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger aber wesentlich, wenn sie an der Bürgerversammlung im November über einen Planungskredit abstimmen sollen.»Die Strasse wird um die 30 Mio. Franken kostenDabei spielt auch eine Rolle, dass sich der Kanton zurückgenommen hat: «Die Ostumfahrung wird höchstwahrscheinlich keine Kantonsstrasse werden», bestätigte Sascha Bundi, Leiter Mobilität und Planung beim Tiefbauamt des Kantons. Die finanzielle Beteiligung des Kantons dürfte sich damit auf Beiträge an Anschlusskreisel und Velowege beschränken. Die Ostumfahrung ist allerdings Teil des Agglomerationsprogramms, das kürzlich eingereicht worden ist. Der Stadtrat hofft, dass sich damit der Bund zu einem Drittel an den Kosten beteiligt. Die aktuelle Grobkostenschätzung beläuft sich laut Masterplan-Projektleiter Thomas Kieliger auf 34 Mio. Franken. «Aber das bringen wir schon noch unter 30», warf Stadtpräsident Ruedi Mattle ein. Der Kostenteiler wäre demnach bestenfalls 10 Millionen für den Bund, 20 Millionen für die Stadt. Würde der Kanton die Strasse bauen, müsste sich die Stadt beim selben Verhältnis mit dem geringeren Betrag beteiligen. Es ginge aber wesentlich länger, bis die Strasse gebaut würde – wenn überhaupt. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms rechnet der Stadtrat mit der Realisierung ab 2026.Die Stadt auch im Westen umfahrenNicht alle Anwesenden waren gegen die Strasse. Lastwagenfahrlehrer Pius Gschwend etwa befürwortet sie und meinte, dass der Bund doch eigentlich die Kosten ganz übernehmen müsste. Weil nämlich jeder Kantonshauptort Anrecht auf Anschluss ans Nationalstrassennetz habe und die Altstätter Umfahrung als Teil zum Anschluss Appenzells an die A13 gesehen werden könne.«Sehr kreativ», kommentierte Kantonsvertreter Bundi die Argumentation. Aber der Bund habe sich bereits für den Anschluss Appenzells ab der A1 via Herisau ausgesprochen. «Dieser Zug ist abgefahren.»Alt Stadträtin Trudi Stieger wünschte sich nebst der Komplettierung der Umfahrung nach Osten dasselbe nach Westen, von der Oberrieter- zur Stossstrasse. In den 1980er Jahren sei ein solches Projekt diskutiert worden. Die ebenfalls anwesenden früheren Stadträte Hugo Kaufmann und Jakob Buschor bestätigten dies. Der wesentlich jüngere heutige Stadtpräsident hörte erstmals davon. Er werde aber gerne im Archiv im Rathauskeller danach suchen und sich das damalige Projekt ansehen. Allein, meinte er, «auch dieser Zug dürfte abgefahren sein».

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