Als 30-Jähriger unterzeichnete der heute 43-Jährige den Vertrag für den Kauf einer Drogerie, die er weiterentwickelte, erfolgreich führte und nach sieben Jahren wieder verkaufte. Allerdings hatte er gleich nach dem Start als Unternehmer wie viele andere mit der Finanzkrise fertig zu werden.Letzten Sommer erfüllte er sich einen bereits in der Lehre herangereiften Traum, indem er seine Firma Natürell AG gründete. Und jetzt, da er mit seinen selbst entwickelten Körperpflege-Produkten bereit ist und loslegen könnte, wird der Elan von der Coronakrise gebremst.Cosmerba aus Biel übernommenAndres Clerici, Vater dreier Kinder im Alter von acht bis zwölf, ist aber guter Dinge. Er hat Cosmerba, eine traditionsreiche Marke aus Biel, übernehmen können und bringt zudem fünf eigene Produkte auf den Markt: Seine Linie «Echo & Kern» umfasst eine Handcreme, eine Duschcreme, ein Duschgel, eine Bodylotion und eine im Herbst folgende Bademilch.Unterstützt wird Andres Clerici von seinem Vater Peter – einem pensionierten Chemiker, der mit der Qualitätssicherung betraut ist, und von Gattin Ariane. Als Mitinhaberin besorgt die Primarlehrerin (mit kleinem Teilpensum in Marbach) die Buchhaltung der Natürell AG. Andres Clerici arbeitete nach der Lehre als Chemielaborant bei der damaligen Piz Buin in Altstätten, ehe er den Drang verspürte, sich selbstständig zu machen.Clerici bildete sich ständig weiterBevor er in Neuenburg an der Höheren Fachschule zum Drogisten wurde, absolvierte er ein einjähriges Praktikum und machte die Berufsmatura. Schon mit 26 war er Geschäftsführer einer Drogerie in der aargauischen Gemeinde Schöftland, und vier Jahre später – 2007 – kaufte er in Frauenfeld seine eigene Drogerie.«Es war ein schöner Schritt und eine schöne Zeit», sagt Andres Clerici, der das Sortiment neu ausrichtete, einen genossenschaftlich betriebenen Bioladen integrierte und als Drogist einen der ersten Online-Shops aufbaute. Die vor seiner Zeit geführten Maler- und Gartenartikel entfernte er, um ganz auf Naturkosmetik, gesunde Ernährung und Naturheilmittel zu setzen. Er arbeitete mit dem Reformhaus Müller zusammen, dessen Vitalshop er die Drogerie schliesslich verkaufte, um noch einmal mit etwas ganz Neuem beginnen zu können.Zu diesem Zweck war wieder Weiterbildung angesagt. Der 37-Jährige besuchte die Fachhochschule in St. Gallen und erreichte hier den akademischen Grad Executive MBA.Der Gründung der Firma Natürell im letzten Sommer ging sehr viel Arbeit voraus. Bis heute war für Rennvelofahren oder gemütliches Beisammensitzen mit Kollegen kaum noch Zeit.EU-Recht hat Clerici stark gefordertDie ganze Kraft war aufzuwenden für die Gestaltung von Webseite, Broschüren und Werbematerial, den Aufbau des Shops, die Aneignung des nötigen Know-hows für den Export, die Aktualisierung der Qualitätssicherung, die Digitalisierung der Cosmerba-Rezepturen, die Verpackung für die eigenen Produkte, die Finanzplanung und manches mehr.Besonders anforderungsreich war die Auseinandersetzung mit EU-Recht, und die Aussicht auf eine Änderung des Lebensmittelgesetzes (zu dem das Kosmetikrecht gehört) sei mit einem Riesenaufwand verbunden, sagt der Unternehmer. Bei der Vorbereitung seines Marktauftritts sowie für alles Grafische unterstützte ihn der in Heiden aufgewachsene Remo Sturzenegger. Nun ist Andres Clerici bereit für die Belieferung von Drogerien, Apotheken, Naturheilpraktikern, Physiotherapeuten, Medizinischen Masseuren und anderen. In Slowenien hat er dank Cosmerba bereits eine gute Kundin, die grössere Mengen bestellt und viel weiterverkauft.Ideale Räume in einstiger TierarztpraxisDie Natürell AG hat ihren Sitz in Lüchingen, in einer ehemaligen Tierarztpraxis. Die Raumeinteilung ist ideal, Andres Clerici hat ein Büro samt Empfang, einen Herstellungsraum, einen Abfüllraum, ein Lager sowie einen Raum für Verpackung/Versand. Im Moment macht er Versuche mit einem Apfelkernöl der Marbacher Mosterei Kobelt.Eine Firma aufzubauen gehe mit viel Freude und Elan einher, sagt der Naturverbundene, der für die Herstellung seiner Produkte biologische Öle und Extrakte verwendet. Während er die Cosmerba-Artikel selbst herstellt, erfüllt diese Aufgabe für seine eigene Linie ein Lohnhersteller, weil es sich halt so ergeben habe, alles könne er nicht selber machen.Mit «Echo & Kern», Clericis Marke, ist einiges assoziierbar. Das Wort Echo mit dem CH in der Mitte lässt an Berge und an Weite denken, Kern an Öl. Es geht um die Natur und um die Möglichkeit, «dem Körper etwas zurückzugeben».Eine gute Marke zurückbringenÜberhaupt ist «Zurückgeben» dem Altstätter wichtig. Als die Piz Buin, ein Hersteller von Sonnenschutzmitteln, 1989 dem amerikanischen Weltkonzern Johnson & Johnson verkauft und der Altstätter Betrieb bald darauf stillgelegt wurde, schmerzte ihn dies sehr. Schon damals habe er gedacht, es wäre schön, eine gute Marke und Arbeitsplätze nach Altstätten zurückbringen zu können. Auch in dieser Absicht hat er eine Viertelmillion in seine neue Firma investiert.