16.11.2020

Kriessner Ringer ziehen sich zurück

Die Premium League geht weiter. Allerdings ohne die RS Kriessern, sie hält die Fortsetzung der Meisterschaft für ein vermeidbares Risiko.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerNachdem der Bund am 19. Oktober die Corona-Massnahmen verschärft hatte, verhandelte der Ringerveband Swiss Wrestling mit Swiss Olympic um den Status seines Premium-Produkts. Der Plan der Ringerfunktionäre: Wenn die höchste Liga der Schweizer Mannschaftsmeisterschaft als Profisport eingestuft wird, kann der seit einem Monat unterbrochene Ligabetrieb fortgesetzt werden.Der Plan ist aufgegangen, der Verband hat für die Winforce Premium League den Profistatus erhalten. Die nach den Hinkämpfen der Halbfinals unterbrochene Mannschaftsmeisterschaft soll nun am 21. November fortgesetzt werden.Drei Vereine kämpfen weiter, Kriessern nichtDrei der vier beteiligten Vereine – RC Willisau, RS Freiamt und RR Einsiedeln – kämpfen ab nächstem Samstag um den Schweizer Meistertitel 2020. Die Ringerstaffel Kriessern, Schweizer Meister der Jahre 2016, 2017 und 2018, hat für seinen Rückkampf gegen Willis-au jedoch Forfait gegeben. Patrick Dietsche, Technischer Leiter der RS Kriessern, erklärt: «Es ehrt das Ringen zwar, dass es als Profisport eingestuft wurde. Aber wir haben keinen richtigen Profibetrieb.» Alle Athleten seien berufstätig und somit ihrem Arbeitgeber verpflichtet. Und dieser habe den Schaden, wenn einer (oder gar mehrere) Angestellte wegen Corona-Infektion in die Isolation gehen müssen. Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz haben sich in den letzten Wochen derart zugespitzt, dass bald auch das Ringen davon betroffen sein dürfte. Davon ist Dietsche mit Blick auf derzeit durchgeführte Sportarten überzeugt: «Deshalb entspricht wettkampfmässiges Ringen in diesem Winter einem zusätzlichen Risiko, das vermieden werden sollte.»Auch das Unbehagen des Kriessner Umfelds hat zum Forfaitentscheid der Rheintaler geführt. Für die Meisterschaftskämpfe hätte es Helferinnen und Helfer gebraucht, «die sich dem Infektionsrisiko nicht unnötig aussetzen wollen». Und die in Kriessern sonst stets spürbare Vorfreude auf krachende Ringerkämpfe ist auch gedämpft, weil ja ohnehin niemand in der Halle zusehen darf. Auch infrastrukturell hätte die Fortsetzung der Meisterschaft unter den aktuellen Bedingungen Kriessern vor weitere Probleme gestellt: Die Premium-League-Kämpfer müssen konsequent von den übrigen Vereinsmitgliedern getrennt werden, was im kleinen Ringerzentrum nur schwer möglich wäre.Aus diesen Gründen gibt die Ringerstaffel Kriessern Forfait. «Wir bedauern es, die Meisterschaft nicht beenden zu können, sind aber überzeugt, mit dem Verzicht einen Vernunftentscheid getroffen zu haben.Als im Herbst die Meisterschaft – nur in der höchsten Liga und lediglich mit vier Teams begann – freuten sich die Kriessner Ringer darauf. Auch wenn ihre Kämpfe sportlich nicht erfolgreich verliefen, sind sie um diese Möglichkeit dankbar. «Aber es war nie unsere Idee, ‹ums Verrecken› einen Schweizer Meister zu küren», sagt Dietsche.Mit den Kämpfen in der Premium League habe sich der Verein zeigen können. Sie waren wohl auch für die Mitglieder motivierend, jedenfalls haben die Corona-Einschränkungen bei der RS Kriessern keinen personellen Aderlass zur Folge. «Und unsere Massnahmen waren in den ersten sieben Runden effizient: Die Ringer hatten keinen einzigen Corona-Fall», sagt Dietsche. Aber jetzt weiterzumachen, bedeute das Glück herauszufordern. «Es braucht nicht ‹ums Verrecken› einen Meister»Weil die RS Kriessern auf die Fortsetzung der Meisterschaft verzichtet, können ihre erwachsenen Ringer zurzeit nur ohne Körperkontakt – also Fitness und Kraft – trainieren. Nur die Ringer des Nationalkaders (Marc und Fabio Dietsche sowie Ramon Betschart) besitzen den Profistatus und können deshalb normal weitertrainieren (allerdings ist Betschart nach einer Verletzung im Aufbautraining). Training ohne Einschränkung gibt’s aber für die noch nicht 16-jährigen Ringer. Das ist für den Verein ein Fortschritt gegenüber dem Lockdown im Frühling. Allerdings fehlt auch den Nachwuchsringern das Salz in der Suppe: Den einzigen Wettkampf, den sie seit dem letzten Frühjahr bestritten haben, war der Raiffeisen-Cup vom August in Kriessern.

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