10.10.2019

Kreative Köpfe am Werk

Im Tüftelcamp in Widnau beschäftigen sich Jugendliche mit Szenarien der Zukunft.

Von Philippe Gall
aktualisiert am 03.11.2022
Im Stoffel 3, den Räumen des Jugendnetzwerks Mittelrheintals, herrscht Hochbetrieb. In einer Ecke beugen sich drei Jungs über ein Werkstück aus Holz und Metall. An einem anderen Tisch diskutiert eine Gruppe angeregt darüber, wie sie die Augen ihres Roboters zum Leuchten bringen könnten. Zwei Buben schrauben ein Holzgestell zusammen, während andere konzentriert auf einen Bildschirm schauen.Sie sind sich noch nicht ganz einig über das weitere Vorgehen und diskutieren eifrig. Es riecht nach Heissleim, aus dem Nebenraum ist das Geräusch einer Säge zu hören.Produktive Stimmung in lockerem RahmenDie lockere, aber zugleich konzentriert produktive Stimmung wirkt angenehm. Steven Marx, Stefanie Saxer und Reinhard Götsch achten darauf, dass die Kinder und Jugendlichen zügig arbeiten können. Mal liefern sie Material, dann stehen sie wieder beratend zur Seite.Zum Durchatmen bleibt fast keine Zeit, sie sind ständig gefordert. Ungefähr alle anderthalb Stunden gibt es eine Pause. «Man muss sie aber fast dazu zwingen», sagt Marx augenzwinkernd. Während drei Tagen suchen 14 Jungs im Alter von zehn bis vierzehn Jahren nach Lösungen für ihre Projekte, die sie selber ausgesucht haben. Sie nehmen am Tüftelcamp teil, das tüfteln.ch entwickelt hat.Freude und Neugier an Mint-Berufen weckenDie Arbeit in der Werkstatt soll beim Nachwuchs Neugier und Freude an den Arbeitsfeldern und Berufen von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (kurz Mint-Berufe) wecken. Es ist ein Ansatz, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Teil des Projektes war eine halbtägige Exkursion in die Leica. Auch dort durften die Kinder aktiv werden, indem sie beispielsweise spielerisch in das Thema Messtechnik eingeführt wurden.An der Wand hängt ein Poster: «Stell dir vor, dir würde alles Material der Welt zur Verfügung stehen. Was würdest du damit am liebsten bauen?» – «Denkt euch 500 Jahre in die Zukunft», hatte Jugendbetreuer Steven Marx die Gruppe am ersten Morgen aufgefordert.Arbeit im Teamwird gefördertDaraus entstanden Projekte, die meist in kleinen Teams realisiert werden. Das Arbeiten im Team ist gewollt. Gemeinsam sollen sich die jungen Denker mit kreativen Lösungsansätzen befassen. Nur ein Jugendlicher hatte sich entschieden, allein zu arbeiten. Diesem Wunsch wurde wegen schlüssiger Begründung stattgegeben.«Die fliegende Stadt», eines der entwickelten Projekte, nimmt das Thema Platzknappheit auf der Erde auf. Ebenso der «Personenlift in den Weltraum». Drei Buben entwickelten einen Schredder, der möglich macht, Kunststoff zu recyceln. Das «müllsammelnde Boot» befasst sich mit Abfall im Meer, während ein «programmierbarer Service-Roboter» bei der Automatisierung in der Gastronomie zum Einsatz kommen könnte.Am Workshop nehmen nur Knaben teilDie Gedanken von Funktion und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund. Steven Marx sagt: «Wir werden kreative Köpfe brauchen, um die schwierigen Probleme der Zukunft zu lösen.» Genau diese Kreativität soll bei den Teilnehmern geweckt und gefördert werden.Die Rekrutierung lief über Flyer und die Kanäle des Jugendnetzwerkes Mittelrheintal. Der Kurs ist ausgebucht. Auffällig ist, dass nur Knaben da sind, obwohl der Workshop ausdrücklich für alle Geschlechter ausgeschrieben war. «Leider haben sich nur Jungs angemeldet. Wir hätten gern auch Mädchen aufgenommen», sagt Marx. Er denkt, dass sich die Knaben in diesem Alter eine solche Arbeit eher zutrauen würden, während Mädchen zurückhaltender seien. Er selber ist überzeugt, dass Mädchen genauso geeignet sind für technische Berufe.

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