Die ungefähr dreissig umzäunten Quadratmeter sind wie eine kleine Oase inmitten des Naherholungsgebiets mit herrlichem Ausblick auf das Tal und auf die Berge.Hier wachsen etwa dreissig Kräuter, die in einer gedüngten Wiese keine Überlebenschance hätten und deren Ruf zum Teil der eines Unkrauts ist. Die Hirtentasche zum Beispiel, die Brennessel, der Löwenzahn oder der Storchenschnabel.An «wunderschönem Plätzli» grosse FreudeGehegt und gepflegt werden die Pflänzchen von drei Frauen, deren zwei das Pensionsalter erreicht haben. Sie bewahren die seit einem Vierteljahrhundert bestehende Tradition, die der (aufgelöste) Kneipp-Verein begonnen hatte.Viele Jahre war die einheimische Margrit Blöchlinger leidenschaftlich um das Wohl der Pflanzen besorgt, bis die Altstätterin Rita Krucker, die Oberrieterin Verena Wolgensinger und ihre Tochter Marina die Aufgabe vor vier Jahren übernahmen. Marina Wolgensinger, eine Naturheilpraktikerin, ist mittlerweile ausgeschieden, an ihre Stelle trat Rosmarie Bertschi aus Altstätten.Das Trio hat sozusagen die Seite gewechselt. Die Frauen hatten das Kräutergärtli früher beim Spazieren als ein «wunderschönes Plätzli» kennengelernt, das sie erhalten möchten. Heute sind sie es, die von vorbeiziehenden Naturfreunden auf das Kräutergärtchen angesprochen werden.Wirklich viele Menschen seien es, sagt Rosmarie Bertschi. Die beiden direkt beim Gärtli stehenden Bänkli würden sehr fleissig benützt. «Die Menschen drücken ihre Freude aus», fügt Rita Krucker bei, «sie schauen, was sie selbst im Garten haben und erzählen ihre eigenen Geschichten.» Der Kräutergarten ist ein Treffpunkt, zuweilen schon fast eine Art «Dargebotene Hand» in freier Natur, überspitzt gesagt.Für die drei Frauen ist das Gärtchen zudem eine Kräuterapotheke, aus der sie sich bei Bedarf gern bedienen.[caption_left: Das Kräutergärtli liegt direkt am Weinwanderweg zwischen Forstkapelle und Torkel.]In der Echinaceablüte steckt ein schönes BildUnter den Kräutern finden sich die Brennessel («Ein wunderbares Heilkraut, sagt Rita Krucker), die Schargarbe («Ihre jungen Blättli sind sehr lecker im Salat»), das Schöllkraut («Ist gut gegen Warzen»), das Stiefmütterchen oder die Echinacea («Die Blüten beider Kräuter sind auch für den Salat geeignet»). Schneide man den Blütenkopf einer Echinacea auf, entfalte sich ein Schaubild wie ein Mandala.Dank neuer Tafel Interessantes erfahrenKönnen die Frauen bei Fragen erschöpfend Auskunft geben? Lächelnd meinen sie: Zu diesem Zweck besteht ungefähr seit einem Monat eine grosse Tafel, die alle vorhandenen Kräuter beschreibe. Zwei der Pflanzen fehlen noch: Ringelblume und Kapuzinerkresse werden erst in etwa einem Monat sichtbar sein.Die (zur Freude der Frauen gesponserte) Tafel hat natürlich den Zweck, vor allem auch dann Wissen zu spenden, wenn keine der Frauen im Garten anwesend ist.Die Arbeit beschränkt sich auf wöchentlich zwei bis drei Stunden und wird nach einem Plan im Wochenrhythmus von jeweils einer der drei Kräutergärtnerinnen erledigt. Sie jäten, ersetzen Kräuter, die nicht von selbst nachwachsen, giessen, kurzum: erledigen alle Gartenarbeiten und achten darauf, dass immer alles gut aussieht.In naher Zukunft werden wohl die rundherum verlegten Bahnschwellen zu ersetzen sein, die von der Wiese abgrenzen; auch das Gartentürchen ist in die Jahre gekommen, der Zaun frisch geflickt. In diesem Jahr war der Lein neu zu pflanzen, der Engelwurz folgt noch, das Mutterkraut kam neu dazu.Rita Krucker ist KräuterfachfrauNatürlich kennen die Kräutergärtnerinnen sich bestens aus. Rita Krucker hat vor vier, fünf Jahren an der Landwirtschaftlichen Schule in Salez eine Ausbildung zur Kräuterfachfrau genossen; während eines Jahres verbrachte sie jeden Monat ein ganzes Wochenende in Salez. Themen waren das Gärtnern, Salben und Tinkturen, die Verwendung von Kräutern in der Küche und Botanik.Rosmarie Bertschi war früher Medizinische Praxisassistentin und die frühere Lehrerin Verena Wolgensinger betreibt seit eineinhalb Jahrzehnten eine kleine Praxis für energetische Körperarbeit.Beim Treffen mit den Kräutergärtnerinnen stellt Verena Wolgensinger plötzlich fest, die Erde sei recht trocken, jemand sollte wohl noch giessen. Auf die Frage, wer in dieser Woche an der Reihe sei, meint Rita Krucker lachend, dass der Einsatzplan noch fehle. Sogleich erklärt Rosmarie Bertschi, am Abend problemlos noch einmal vorbeikommen zu können. Solche Spontaneität entspringt geteilter Freude, die wie eine munter sprudelnde Quelle nicht so schnell zu versiegen droht.[caption_left: Die neue Tafel gibt über die vielen gepflanzten Kräuter Auskunft.] Für den Kneippverein war früher ein Duo am WerkBis 2017 war das Kräutergärtchen am Altstätter Forst 22 Jahre vor allem von Margrit Blöchlinger betreut worden.Als der einstige Kneippverein sein 40-jähriges Bestehen feierte, wurde der Kräutergarten feierlich eröffnet. Das war im Juni 1996, also vor einem Vierteljahrhundert. Paul Thür, der damalige Präsident der Ortsgemeinde (der das Land gehört), sprach von einer sehr guten Ergänzung zum Weinlehrpfad, der direkt am Kräutergarten vorbeiführt.Als treibende Kraft nennt Margrit Blöchlinger Sepp Graber. Er präsidierte den später mit St.Margrethen zusammengelegten, längst jedoch nicht mehr bestehenden Kneippverein. Auch das (wie Thür nicht mehr lebende) bekannte Kräuterfraueli Sophia Burchia habe viel für das Gärtchen getan, und der frühere Chefarzt Wolfgang Kessler habe als Götti des Chrütergärtlis gewirkt.Mit einem Lachen fügt Margrit Blöchlinger bei: «Und i bi dia gsi, wo gschaffet hät.»[caption_left: Margrit Blöchlinger und Kräuterfraueli Sophia Burchia haben den Garten aufgebaut.]Es gab viele Führungen, auch für SchulklassenEin Spruch zwar - aber keine Frage: Margrit Blöchlinger hat viel für den Kräutergarten getan. In all den Jahren sei sie «nie oben gewesen, ohne dass nicht irgendjemand etwas gefragt hätte». Sei ein Spaziergänger an diesem oder jenem Kraut interessiert gewesen, habe er stets eine Probe überreicht bekommen. Es gab viele Führungen, ganze Schulklassen kamen vorbei, und schon damals gehörte zu jedem Kraut ein Täfeli, das über den Namen des Pflänzchens und dessen Verwendung Auskunft gab.Für die Kneipp-HV viele schöne Sachen gemachtMargrit Blöchlinger gehörte dem Vorstand des Kneippvereins an und betreute das Kräutergärtchen zuletzt (während acht Jahren) in Eigenregie - bis im Sommer 2017, als sie die schöne und stets gern erfüllte Aufgabe aus privaten Gründen notgedrungen übergeben musste.Für die Hauptversammlungen des Kneippvereins waren jeweils Teesets und Teesträusse gemacht worden, ebenso Dekos. Auch für Öle seien die einst 50 Kräuter verwendet worden, und die in Kräuterheilkunde bewanderte Sophia Burchia habe die Pflänzchen zur Herstellung von Salben verwendet und Kurse gegeben.Margrit Blöchlinger widmet sich heute dem eigenen Garten, wo sie ebenfalls rund 30 Kräuter hat und somit gleich viele, wie im Kräutergarten am Forst zu besichtigen sind.In der «Rheintalischen Volkszeitung» schrieb einst Meinrad Gschwend über das Gärtchen am Forst und fand dafür den träfen Titel: «Gegen jedes Übel ist ein Kraut gewachsen.»