30.06.2022

Kostbarkeiten in stolzer Zahl

Nach einer turbulenten Zeit überrascht das Altstätter Museum Prestegg mit einer reichhaltigen Ausstellung.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Vorstandsmitglied Stefan Hildebrand hat die Wechselausstellung gestaltet, unter Mitwirkung von Registrar Edgar Steiger und dem pensionierten Lehrer Niklaus Sonderegger, der auch regelmässig im Museumskafi hilft.«Im Team herrscht eine gute Stimmung», sagt Stefan Hildebrand. Er rühmt den grossen Fundus des Museums, der viel Spielraum lasse. 6000 Gegenstände ungefähr sind schon erfasst, von Hand und digital, weitere 1000 bis 2000 Objekte harren noch ihrer Registratur. Zum Teil steckt der noch nicht erfasste Teil der Sammlung in vier, fünf Dutzend Bananenschachteln – Lampen, Bücher, antike Gebrauchsgegenstände aller Art; sie stammen aus dem Nachlass Paulo Compostellas, der neben dem Restaurant Schlüssel zu Hause war.Den Reichtum des Museums vorführenFür die Ausstellung wurde der Titel «Kostbarkeiten aus dem Fundus» gewählt. Es geht darum, den (speziell auch ideellen) Reichtum des Museums vorzuführen. Zügig, mit einfachen Mitteln wie grossen Holztafeln und bestehendem, auf neue Weise eingesetztem Material, haben Hildebrand und seine Helfer eine üppige Schau erarbeitet, die ein paar «volksnahe» Attraktionen enthält.Alte Wirtshausschilder wie jenes der Altstätter Wirtschaft Bäckerstube (die es in Hildebrands Kindheit noch gab), erfahrungsgemäss Anklang findende Waffen oder die alten Ansichten dürften besonderes Interesse wecken. Jeder Ansicht ist ein aktuelles, vom gleichen Standort aufgenommenes Foto zur Seite gestellt. Die Postkarten entstammen der Sammlung des nicht mehr lebenden Altstätters Rolf Lüthi, die aktuellen Aufnahmen haben Stefan Hildebrand und der frühere Stadtrat Ruedi Dörig gemacht. Sujets sind etwa das einstige Restaurant Paradies, das Kaufhaus Zur Stadt Paris, die Breite oder die Trogenerstrasse.Der Stuhl des Abts und eine Truhe aus dem KriegGezeigt werden nicht primär Einzelstücke, sondern Gruppen von Gegenständen: Lampen, Kinderspielzeuge (wie Puppenstuben), schmucke Bücher aus der von Jacob Laurenz Custer gegründeten, einstigen Rheintalischen Lesebibliothek. Daneben finden sich dann doch einzelne Besonderheiten wie das Stadtbuch von 1480 oder das wertvolle Custer’sche Buchhaltungsbuch, in dem die Stoffhandelsgeschäfte akribisch festgehalten sind. Zu jeder Objektgruppe finden die Besuchenden einen kurzen historischen Abriss, ausserdem sind einzelne Objekte näher beschrieben.Auch viele Porträts von Altstätter Persönlichkeiten, Schmuck- und andere Truhen sowie besondere Stühle sind ausgestellt, unter ihnen der (mit seiner Grösse die Macht spiegelnde) Stuhl des Abtes. Eine der Truhen dürfte aus einem der Hugenottenkriege stammen; falls ja, wird in ihr wohl der Sold für die Soldaten aufbewahrt worden sein.Ausstellungsmacher kam in Marktgasse zur WeltDie aus finanziellen Gründen zwangsläufig vorgenommene Anpassung des Museumskonzepts trägt mit der neuen Wechselausstellung erste Früchte. Mit Stefan Hildebrand hat ein kurz vor der Pensionierung stehender Deutsch- und Geschichtslehrer der Altstätter Oberstufe überzeugende kuratorische Arbeit geleistet. Der in der Marktgasse zur Welt gekommene und aufgewachsene Sohn eines Papeterie-Inhabers, der mit dem Spielen in den Hinterhöfen schöne Erinnerungen verbindet, hat sich früh für Geschichte zu interessieren und Bücher zu sammeln begonnen. Seit etwa zehn Jahren gibt Stefan Hildebrand sein Wissen bei Stadtführungen weiter.Hinweis: Museum Prestegg, Altstätten: Vernissage der Ausstellung «Kostbarkeiten aus dem Fundus» am Sonntag, 3. Juli, 11 Uhr.

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