06.12.2020

«Konzerte lassen sich nicht ersetzen»

Der 16-jährige Musiker Nicola Ruckdeschel aus Marbach kann wegen Corona nicht auftreten. Dafür hat er Zeit zum Lernen und für Sport.

Von Interview: Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Nicola Ruckdeschel bildet mit seinem Nachbarn Mattia Lenzin das Duo M & N’s. Nicola singt und spielt Klavier, Mattia spielt Klavier und Schlagzeug. «Wir spielten und musizierten schon miteinander, als wir klein waren», sagt Nicola Ruckdeschel. In diesem Jahr fielen viele Konzerte aus, dem Informatiker- Lehrling wird’s aber nicht langweilig. Nicola, wie schwer fällt es Dir, kaum noch auftreten zu können? Nicola Ruckdeschel: Im Frühling waren Gigs geplant wie das Rhema-Eröffnungskonzert. Die Absagen, die dem Lockdown folgten, waren im ersten Moment nicht leicht zu verdauen. Aber es gibt schlimmere Schicksale. Im Herbst kam der Stopp nicht überraschend. Immerhin hatten wir im Sommer ziemlich viele Auftritte, Mattia teilweise mit Maske – bei mir als Sänger geht das aber nicht.Wenn Du nicht gerade singst,  hast Du Dich aber an die Schutzmaske gewöhnt? Natürlich trage ich die Maske, wenn sie verlangt wird. Ich vermeide sie, indem ich mit dem Velo statt mit dem öffentlichen Verkehr fahre. In der Schule hatte ich zu Beginn aber Mühe damit.Warum? In erster Linie, weil bei mir die Konzentration nach 30 Minuten Maskentragen nachlässt. Es ist deutlich anstrengender, dem Unterricht zu folgen. Und teilweise leidet auch die Verständlichkeit.Aber wie soll es anders gehen als mit Schutzmaske? Ich bin ein Fan von Homeschooling bzw. Homeoffice. In meinem Beruf geht das gut. Ich war jetzt fünf Tage nicht mehr im Büro. Daheim ohne Maske kann ich mich gut konzentrieren und es stört mich nicht, auf mich allein gestellt zu sein. In Berufen, in denen Homeoffice möglich ist, sollte es praktiziert werden. «Während des Lockdowns habe ich mich sportlich ausgetobt.»Homeschooling hast Du im Frühling in der 3. Sek erlebt. Ich hatte die Lehrstelle schon, deshalb war das ohnehin keine strenge Zeit. Mir ist Sport wichtig, ich konnte mich richtig austoben, habe zu Fuss und mit dem Bike 40 000 Höhenmeter bewältigt. Das habe ich genossen.Du hattest auch mehr freie Zeit, weil die Musik ausfiel. Wir hatten den Vorteil, dass wir als Nachbarn und Freunde seit früher Kindheit immer gemeinsam proben konnten. Das war nie unterbrochen.Aber auftreten könnt ihr auch jetzt nicht. Wird’s Dir langweilig? Nein, sicher nicht. Im Moment lerne ich viel für die Schule. Im Frühling haben wir einen Livestream gemacht über Kühnis Eventtechnik, das war lustig.Sind Livestreams für Musiker eine Zukunftsoption? Das Erleben des Konzerts ist durch nichts zu ersetzen. Das Feedback der Zuschauer, den Einbezug des Publikums gibt’s nur bei Auftritten. Aber es geht darum, das zu machen, was möglich ist. Mattias Vater Peter Lenzin bietet private Konzer­te in gewählten Locations an (www.kleinkonzerte.ch), dort machen wir mit. Sonst sieht’s karg aus in der Agenda.Hältst Du die Einschränkungen für übertrieben? Nein, ich gehöre nicht zu den vielen, die immer gegen jede Massnahme stänkern. Die Leute, die entscheiden müssen, stecken in einem echten Dilemma.Diskutierst Du oft mit anderen Jugendlichen darüber? Ich diskutiere gerne über spannende Themen, aber bei Corona halte ich mich eher zurück, es artet schnell in Streit aus.Verbringst Du noch viel Zeit mit Kollegen? Grossartig in den Ausgang gehe ich zurzeit nicht, das wäre nicht gescheit. Aber ich mache mehr privat, immer etwa mit den gleichen Leuten.

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