02.03.2022

«Konzept zu kommerziell»: Altstätten bekommt das Theaterprovisorium nicht

Die Regierung hat entschieden: Goldach bekommt den Zuschlag für die Halle. In Altstätten ist man schwer enttäuscht - und entsetzt über die Begründung.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Solange das Stadttheater in St. Gallen saniert und erweitert wird, finden die Aufführungen in einem Provisorium statt. Danach, ab etwa Ende 2023, steht dieses für eine neue Nutzung zur Verfügung. Der Kanton verschenkt es sozusagen. Einzig die Kosten für den Abbau, den Transport und den Wiederaufbau hat die neue Standortgemeinde zu übernehmen. Goldach bewarb sich für den 500 Plätze bietenden Holzbau, Buchs auch – und eben auch Altstätten. Gestern teilte die Staatskanzlei nun den Entscheid der Regierung mit: Den Zuschlag bekommt Goldach.In Altstätten ist man herb enttäuscht. Hier hätte der Bau auf die Allmend zu stehen kommen sollen. Für die Rhema und für andere Veranstaltungen von regionaler Bedeutung. Es wäre der erste Schritt für einen schon länger gewünschten Infrastrukturaufbau auf dem Platz ge­wesen. Altstätten habe sich für die ganze Region um die Halle beworben, sagt Simon Büchel, Geschäftsführer der Allmend Rheintal und Rhema-Messeleiter. Entsprechend sieht er nun nicht nur die Stadt als Verliererin: «Bedauerlich, ist das Rheintal einmal mehr nicht berücksichtigt worden», meint er.Ruedi Mattle: «Die Begründung ist grotesk»Genauso enttäuscht ist Stadtpräsident Ruedi Mattle: «Wir waren überzeugt, eine sehr gute, nachhaltige Nachfolgelösung für das Theaterprovisorium angeboten zu haben.» Irritiert zeigt er sich darüber, wie der Kanton den Zuschlag an Goldach der Stadt gegenüber begründet, nämlich: Die in Goldach vorgesehene Nutzung sei weniger kommerziell als jene in Altstätten. Was Mattle so deutet, dass das Bestreben, die Halle so wirtschaftlich wie möglich zu betreiben, ihr negativ ausgelegt wird. «Der Kanton schliesst un­ser Spital, weil es ihm zu wenig wirtschaftlich ist, er möchte das Gaiserbähnli auf Busbetrieb umstellen, weil es zu wenig rentiert – und unserer Bewerbung wird eine angeblich zu kommerzielle Ausrichtung zum Nachteil ausgelegt? Das ist grotesk!» Da werde man beim Kanton sicher nochmals nachhaken, verspricht Mattle. Im Übrigen sieht er es wie Büchel: «Einmal mehr wird das Rheintal – immerhin die wirtschaftsstärkste Region im Kanton – vom Kanton aussen vor gelassen!»Das Theaterprovisorium hätte dem Rheintal gegeben, was andere Regionen schon haben, meint Mattle, nämlich eine Infrastruktur mit Ausstrahlung im Bereich Kultur und Events:  Das Sarganserland habe das Verrucano in Mels, das Werdenberg die Lokremise in Buchs, das Fürstenland den Fürstenlandsaal in Gossau und den Stadtsaal in Wil, die Bodenseeregion das Pentorama in Amriswil und den Würth-Saal in Rorschach: «Umso unverständlicher ist, dass beim Entscheid offenbar keine regionale Bedarfsanalyse vorgenommen wurde.»Der Bau einer Halle auf der Allmend war schon angedacht, bevor sich die Option bot, sich ums Theaterprovisorium zu bewerben. «Bedarf besteht», halten Büchel und Mattle fest. Eine solche Halle wirtschaftlich zu betreiben, sei aber anspruchsvoll. Erst recht, wenn man sie neu baue. Die Occasionsübernahme hätte die Kalkulation da auf eine wesentlich günstigere Basis gestellt.Die Rhema-Verantwortlichen und die Stadt wollen nun erneut über die Bücher gehen. Das Betriebskonzept, das für die Bewerbung ums Theaterprovisorium erarbeitet wurde, sei dabei wertvoll, sagt Büchel. «Die Arbeit war jedenfalls nicht für d’ Chatz.» Die schon bald stattfindende Rhema werde Gelegenheit bieten, über das Projekt zu reden. Auch mit den Regierungsräten, die man bereits zum Besuch des Anlasses eingeladen habe.

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