03.01.2020

Kommt das Bähnli mit Fairtiq zu kurz?

Das App-Billett kann man nur lösen, wenn man Empfang hat. Der ist in Walzenhausen aber schlecht.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Viele kaufen sich heute kein Billett mehr am Automaten. Am Schalter ohnehin kaum mehr, weil es immer weniger solche gibt. Stattdessen nutzen sie die App Fairtiq. Diese moderne Form, sich ein Billett zu lösen, wurde den öV-Benutzern von vielen Verkehrsbetrieben beliebt gemacht, im Rheintal etwa von RTB Rheintal Bus.Um die App nutzen zu können, benötigt sie eine Datenverbindung zu den Servern des Anbieters. Voraussetzung ist also, dass man bei seinem Mobilfunkanbieter ein Datenpaket gelöst hat, entweder im Abo oder dazugekauft. Und dass man Empfang hat. Der ist zwar heute fast flächendeckend gewährleistet, aber halt doch nicht überall.Walzenhausen zum Beispiel gilt in unserer Region als Funkloch. Zwar hat man dort im Dorfzentrum heute oft Empfang, aber halt doch nicht immer und an jeder Ecke, wie ein Selbstversuch am Tag des Walzenhauser Weihnachtsmarkts zeigte. Es stellt sich die Frage: Kommt die Rheineck-Walzenhausen-Bahn bei der Verteilung der Billetteinnahmen zu kurz, wenn die Handys von Reisenden bei der Fahrt nach Walzenhausen die Verbindung zum Mobilfunknetz verlieren? Wäre dem so, könnte dies für das ohnehin gefährdete Walzehuser Bähnli fatal sein.Der Lokführer zählt für jede Fahrt die FahrgästeEine Nachfrage bei Fairtiq und bei den Appenzeller Bahnen ergibt: Auf die Höhe der Billetteinnahmen, die der Rheineck-Walzenhausen-Bahn zugerechnet werden, hat das schwache Mobilfunknetz keinen Einfluss.Zum einen werden die Billetteinnahmen nicht anhand einer Billettauswertung verteilt, sondern aufgrund von Fahrgastzählungen, erklärt Erika Egger von den Appenzeller Bahnen. Bei modernen Zügen geschehe dies automatisch mittels Sensoren an den Türen. Im über 60 Jahre alten Zahnradtriebwagen der Rheineck-Walzenhausen-Bahn seien hingegen keine eingebaut. Dort zähle der Lokführer die Fahrgäste jeder Fahrt. Die Zahlen würden dann monatlich manuell ins Fahrgastzählsystem eingegeben.Dem Walzehuser Bähnli werde deshalb der ihm zustehende Anteil an den Billetteinnahmen zugerechnet, selbst wenn die Handys mancher Fairtiq-App-Benutzer zeitweise keinen Empfang haben.Für die Positionsbestimmung nutzt Fairtiq GPSZum anderen ist es gar nicht nötig, dass die App ständig mit den Servern verbunden ist. Sie erfasst die Position des Reisenden nicht anhand der Mobilfunkantennen, an denen das Handy sich im Verlauf der Reise an- und abmeldet, sondern mittels GPS, also mittels eines im Handy verbauten Empfängers für Satellitenpositionssignale. Deswegen funktioniere die App, selbst wenn das Handy zeitweise keinen Empfang habe, sagt Andrin Huber von Fairtiq.Allerdings benötigt die App Empfang zum Lösen des Tickets zu Beginn der Reise. Hat man also in Walzenhausen gerade keinen Empfang, wenn man ins Bähnli steigen will, kommt man nicht darum herum, ein herkömmliches Billett zu kaufen.Die Swisscom will allerdings die Verfügbarkeit in Walzenhausen verbessern, teilt Mediensprecherin Esther Hüsler mit. Aktuell seien Abklärungen mit der Gemeinde am Laufen. Ein neuer Komfort, eine neue SorgeKomfortabel Die Fairtiq-App (oder die Easy-Ride-Funktion in der SBB-App, die ebenfalls auf die Fairtiq-Technik setzt) bietet einem für Einzelfahrten den Komfort eines Generalabos: Mit einem Wisch übers Handydisplay hat man sein Billett gelöst, egal wohin im Schweizer Generalabo-Streckennetz es geht. Weil Fairtiq die Billettkosten erst nach Abschluss der Fahrt berechnet, kann man beliebig die Route wechseln oder vom Zug auf den Bus oder aufs Schiff umsteigen. Fairtiq berechnet ausserdem den günstigsten regulären Preis auf der gefahrenen Strecke. Sind mehrere Billettvarianten möglich, wird automatisch die günstigere verrechnet.Fairtiq funktioniert übrigens auch im ganzen Gebiet des Vorarlberger Verkehrsverbundes. Für die grenzüberschreitende Fahrt ist allerdings ein Aus- und Wiedereinchecken nötig.Der Akku muss geladen seinDie frühere Sorge, das richtige Billett gelöst zu haben, ist allerdings von einer anderen abgelöst worden – von jener um eine ausreichende Akkuladung. Bei einer Billettkontrolle muss das Handy nämlich «Saft» haben, damit man das QR-Feld des Billetts vorweisen kann. «Es liegt in der eigenen Verantwortung, während der gesamten Reise ein funktionsfähiges Mobiltelefon zu haben», heisst es dazu bei Fairtiq. (mt)Hinweis: Mehr zur Funktionsweise des Handybilletts auf www.fairtiq.ch

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