15.10.2019

Kommentar: Kein Hin und Her beim Entsorgen

Die Notwendigkeit, unseren Abfall zu trennen, ist so fest in uns verankert wie ein Schiff im Hafen. Eingetrichtert wurde uns die Pflicht, wiederverwertbares Material auch wirklich der Wiederverwertung zuzuführen und es nicht dem Kehricht beizugeben. Verbunden mit dieser Pflicht ist ein gutes Gefühl: Indem wir Altpapier, Altglas, Karton und vieles mehr zur Sammelstelle bringen, tragen wir der Umwelt Sorge und glauben wir, etwas Gutes zu tun.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Nun wird dieser Glaube erschüttert. Wer ein bisschen Karton bei der Sammelstelle abgibt und dafür fünf Franken zahlen muss, sieht bei sich einen unliebsamen Reflex ausgelöst. Genauso wie Verwerter, die finanziell keine Einbusse in Kauf nehmen möchten, erkennt jeder Konsument einen eigenen finanziellen Nachteil sofort. Lässt sich Karton gratis abgeben, wirkt sich das auf die Kehrichtgebühr positiv aus. Wird aber schon für ein klein wenig Karton ein Fünfliber verlangt, gerät man in Versuchung, diesen Karton zum Hauskehricht dazu zu stopfen und der Verbrennungsanlage zuzuführen.Das ist günstig, aber ökologisch noch schlechter als der zweite Teil einer Bemerkung im Altstätter Abfallplan: Karton sei entweder zur Sammelstelle zu bringen oder mit dem Kehricht zu entsorgen.Dass plötzlich erhobene, abschreckende Entsorgungspreise für Karton unser bewährtes und konsequent beherzigtes Abfalltrennungsprinzip in Frage stellen, ist bedauerlich. Denn dieses Prinzip, das mit Erkenntnis und Lernen zu tun hatte, lässt sich nicht – je nach gerade herrschenden Entsorgungspreisen – mal anwenden, dann aufgeben und doch wieder anwenden.Insofern kommt den Verwertern eine grosse Mitverantwortung zu, die zugunsten der Ökologie eine sensible Preisgestaltung erfordert.

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