07.01.2019

«Können nicht überall gleichzeitig räumen»

Während die meisten schlafen, sind die Mitarbeiter des Winterdienstes bereits stundenlang unterwegs, um die Sicherheit im Strassenverkehr zu gewährleisten. «Kaum einer schätzt unsere Arbeit», sagt Schneepflugfahrer Roman Gruber.

Von Chris Eggenberger/Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Es ist mitten in der Nacht. Stockdunkel, eiskalt und der Schnee fällt. Einzig Roman Gruber bahnt sich seinen Weg durch das Schneetreiben. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sein Team aufzubieten und die Nacht im Räumfahrzeug zu verbringen.Gruber ist Bauamtsleiter in Rebstein und zuständig für den Winterdienst. Wegen der heftigen Niederschläge wird die gesamte Flotte mit sieben Fahrzeugen gebraucht. Fünf davon werden von Mitarbeitern der  Gemeinde, zwei weitere von Externen gefahren. Die meisten Gemeinden können sich im Schneetreiben auf vier bis sechs Fahrzeuge verlassen. Eine durchschnittliche Tour dauert etwa fünf Stunden und beinhaltet sowohl das Schneeräumen als auch das Salzen. Lieber an Weihnachten als an OsternDie Arbeit verlangt hohe Konzentration und einen wachen Geist: Acht Stunden im Schneepflug seien Schwerstarbeit, meint Thomas Siedler, der diese Arbeit schon seit vielen Jahren erledigt. Er erzählt, beim ersten Schneefall seien die Reaktionen der Bewohnerinnen und Bewohner oftmals positiv. Wenn sie aber an Ostern noch im Einsatz stehen, kommen weniger schöne Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Wegen der aussergewöhnlichen Arbeitszeiten komme man normalerweise kaum mit der Bevölkerung in Kontakt. «Wenn dich jemand aufhält, ist es meistens, um Kritik zu üben.» Deshalb sei es eine besondere Wertschätzung, wenn sie für ihre Dienstleistung kleine Aufmerksamkeiten bekommen.Romano Reis, Mitarbeiter beim Unterhaltsdienst in Diepoldsau, erzählt, man habe ihm für seinen Einsatz auch schon Schokolade überreicht oder Dankesbotschaften per Direktnachricht gesandt. Ähnliches weiss auch Thomas Fehr aus Widnau zu berichten. Der gelernte Landwirt unterstützt den Winterdienst als externer Fahrer. Manch dankbarer Bewohner hat ihn bereits zum Kaffee eingeladen, was er aber aus Mangel an Zeit ablehnen musste. «Besonders beim ersten Schneefall im Jahr bereitet mir die Tätigkeit grosses Vergnügen», sagt Fehr, der sich schon  in der dritten Generation als Schneepflugfahrer engagiert. Er fügt hinzu: «Dann geniesse ich die schöne Stimmung der Nacht.» Problemfall Zusammenarbeit Roman Gruber erklärt, man könne es nicht allen recht machen. Vor allem mit dem schweren Nassschnee, der momentan liegt, hätten viele Anwohner zu kämpfen. Auch beim Winterdienst selbst führe dieser Schnee zu Problemen, wenn die Hauptstrassenräumung des Kantons den Schnee zu weit auf die Gehwege schiebt. Dann fehlt ihren Fahrzeugen die Kraft, um ordentlich zu räumen, was zu Reklamationen führt. Marco Köppel, der Leiter des Bauamts in Widnau, versteht den Missmut gewisser Einwohner, wenn ihre Quartierstrasse am Morgen nicht rechtzeitig gepflügt wurde.«Wir können das Personal erst aufbieten, wenn es zu schneien begonnen hat.» Daher sei es nicht möglich, alle Nebenstrassen rechtzeitig zu bahnen. Gemäss Thomas Schocher, Leiter der Gemeindedienste in Rüthi, halten sich die positiven und negativen Bemerkungen die Waage. Er habe in den letz-ten Jahren die Erfahrung gemacht, dass durch das verdichtete Bauen in den Quartieren der Platz für Schneedeponien weiter geschrumpft ist und es langsam schwierig werde, Orte für die Lagerung zu finden. 

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