11.07.2018

Königliche Herzenssache

Der neue Eigentümer des Traditionshauses «Drei König» sagt, er wolle alles richtig machen. Sein Anspruch ist hoch. Immerhin sei das Haus eine «Visitenkarte».

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererJahrzehntelang traf dies uneingeschränkt zu. Doch nachdem die frühere Wirtefamilie Lütolf im Jahr 2009 Abschied genommen hatte, drohte der vorzügliche Ruf sich mehr und mehr zu verflüchtigen.Lange tat sich nichts, der Umbau zog sich hin, die Bewil­ligung liess auf sich warten, schliesslich dauerte die umfangreiche Renovation bedeutend länger als geplant. Erst im Dezember 2014 war das Restaurant wieder geöffnet.Jetzt soll alles anders werdenDer neue Geist, der ihm innewohnte, entsprach nicht der Erwartung, zumindest nicht jener der ehemaligen Gäste. Die Altstätterinnen und Altstätter massen dem Haus nicht mehr die grosse Bedeutung zu, die es einst hatte.Der Eigentümer, der das Gebäude von Lütolfs gekauft hatte, war ein mit Immobilien handelnder Treuhänder. Er besass es ein paar Jahre, verkaufte es dann allerdings der Saweka AG, einer Firma in Rapperswil-Jona. Von einer Beziehung zum Haus oder zu Altstätten war nichts zu spüren.Jetzt soll alles anders werden. Besser. Sogar richtig gut. Denn nun hat Ronen Nir, ein 57-jähriger Privatmann, den «Drei König» gekauft, als dritter Eigentümer nach der Ära Lütolf – und es heisst doch: Aller guten Dinge sind drei. Ronen Nir stammt aus Israel, kam vor vier Jahrzehnten in die Schweiz und lebt seit zwanzig Jahren mit seiner Familie im zürcherischen Dürnten, 120 Kilometer von Altstätten entfernt.Ronen Nir sagt, er habe geerbt und sich nach etwas wirklich Schönem umgesehen. Bei dieser Suche begegnete ihm der «Drei König». Als er dieses Haus zum ersten Mal gesehen habe – «Wow». Es habe ihn begeistert.Nir liess und lässt sich ZeitRonen Nir griff nicht vorschnell zu, sondern nahm sich Zeit, besuchte den Ort, kehrte in Altstätten ein, sprach mit den Menschen hier. Ein paar Mal kam er zu Besuch, auch auf der Stadtverwaltung fühlt er sich willkommen.Die Zeit, die Ronen Nir sich nahm, scheint Ausdruck einer wichtigen Charaktereigenschaft zu sein. Auch jetzt, da er das Haus gekauft hat, reicht sein Blick bis in die ferne Zukunft. Seine Hoffnung ist es, dass auch seine Töchter (Ronen Nir hat drei) an dem Gebäude Freude haben und sie es einmal behalten werden.Eilig hat der neue Eigentümer es auch jetzt nicht. Die acht Wohnungen sind bis auf eine vermietet, und im Parterre, im bisherigen Restaurant, soll etwas Gutes entstehen, «etwas mit Schweizer Wurzeln», ein Vorzeigebetrieb – vielleicht, aber nicht zwingend, ein Speiselokal.«Ich werde nichts überstürzen», sagt Ronen Nir. Geduldig sieht er sich nach einem Pächter um, der seinem Wunsch entspricht.«Ästhetisch, sauber und nachhaltig»Der neue Eigentümer, der Altstätten bis zu diesem Jahr nicht gekannt hatte, ist vom Städtchen angetan. Sein Respekt vor Historischem, auch vor dem geschichtlichen Hintergrund des gekauften Gebäudes, ist Ronen Nir Verpflichtung. Er betrachte den «Drei König» nicht einfach als viereckiges Haus, sondern als eine Herzensangelegenheit, mit der er den Wunsch nach Ästhetik, Sauberkeit und Nachhaltigkeit verbinde.Altstätten soll das bald spüren können.«Ich hoffe, dass auch meine Töchter an dem Gebäude Freude haben und es einmal behalten werden.»

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