27.11.2019

Köbi Kuhn sagte sofort zu

Zur grossen Überraschung unserer Redaktion nahm Köbi Kuhn 2003 an der «Rheintaler»-Sportlerwahl teil.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Manche Texte drängen sich einem einfach auf. Dieser Text ist so einer. Er handelt von Köbi Kuhn, der von 2001 bis 2008 sehr erfolgreicher Trainer der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft war und am Dienstag verstarb.Die «Rheintaler»-Redaktion hatte das Glück, Köbi Kuhn kennenzulernen. Das war im Januar des Jahres 2003. Die Nati hatte sich gerade als Gruppensieger für die EM in Portugal qualifiziert, als Köbi Kuhn ins Rheintal kam, um hier als Ehrengast an der «Rheintaler»-Sportlerwahl teilzunehmen.Kuhn konterte witzig, schlagfertig, selbstironischDer Anlass fand in kleinem Rahmen statt, im «Erica» in St. Margrethen, gut 1800 Leserinnen und Leser hatten den Widnauer Zehnkämpfer Daniel Weder zum Sportler des Jahres ernannt, die Leichtathletin Nadine Eugster aus Oberriet war die Sportlerin auf dem ersten Rang.Michael Hasler aus Marbach moderierte den Anlass und führte mit Köbi Kuhn ein Gespräch. Haslers Angebot, das Interview im Voraus zu besprechen, schlug der Nati-Trainer aus. Er war schlagfertig, witzig und selbstironisch genug.Schon die erste Frage an den «Papi der Nation» konterte Kuhn: «Wohl eher der Grosspapi»; es sei aber nebensächlich, wie die Medien ihn bezeichneten.Auf Kuhns Zusage hätten wir nicht gewettetIch weiss noch gut: Es war ein grosser Wunsch, den Mann der Stunde als Gast unserer Sportlerwahl zu begrüssen, aber auf Köbi Kuhns Zusage hätten wir nicht gewettet.Wie er sich für dieses Engagement gewinnen liess? Ganz einfach: Ein Anruf bei ihm zu Hause genügte, er sagte gleich zu. Für einen Anlass, der dem Nachwuchs diene, sei er gern zu haben.Selbst die budgetierte (nicht auf Stars zugeschnittene) Gage war kein Hindernis. Es wird ja über solche Dinge gern herumgeheimnist, doch in diesem Fall verraten wir die Gage gern. Es waren, inklusive Spesen, 2000 Franken. – Für einen Star ohne Beziehung zu unserer Zeitung gewiss kein besonderer Anreiz, doch Köbi Kuhn (der im Rheintal Verwandte hatte) musste nicht geködert werden.Er fand die Sportlerwahl als Nachwuchsförderung eine gute Sache – und war gern bereit, dem Rheintaler Nachwuchs, der ihm nicht nahe stand, eine Freude zu bereiten, einfach so.Er druckste nicht herum, verwies uns nicht an irgendeine Stelle zum Verhandeln oder Terminieren, zierte sich in keiner Weise und verhielt sich wie ein wohlgesinnter und freundlicher Hobbytrainer aus einem Nachbarverein. Er gab sich so, wie guter Fussball immer ist: unkompliziert.«Es geht nicht in erster Linie ums Geld»Im Interview an der «Rheintaler»-Sportlerwahl fragte die Sportredaktion Köbi Kuhn, wie Millionäre sich motivieren liessen. Und Kuhn meinte kurzum, diese Frage sei falsch, es gehe nicht in erster Linie ums Geld. Das sei ja auch für Junge kein Motiv, es gehe um die Freude und die Leidenschaft.Speziell an dieser prominenten Persönlichkeit war unter anderem, dass er den Menschen auf Augenhöhe begegnete. Ob im Gespräch mit jungen Sportlern, ihren unbekannten Eltern oder irgendwelchen Lokalredaktoren (deren Gunst er nicht bedurfte) – Köbi Kuhn war ganz und gar natürlich, interessierte sich für das, was seine Gesprächspartner sagten und verhielt sich achtungsvoll.Das hatten wir zwar schon gewusst. Es bei der Sportlerwahl selbst zu erleben, war jedoch ein auserlesenes Vergnügen.

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