11.05.2022

Kloster sucht Nachfolgelösung

Die Kapuzinerinnen des Klosters Maria Hilf und eine unterstützende Projektgruppe hatten mit dem Verein Rhyboot bereits einen Nachfolger für die Klostergebäude gefunden. Der Verein löste den Vertrag jedoch unverhofft auf.

Von Christoph Mattle
aktualisiert am 02.11.2022
Seit mehreren Jahren ist sich die Klostergemeinschaft bewusst, dass kaum noch junge Schwestern in das traditionsreiche Kloster am Rand der Altstadt eintreten werden. Ohnehin dürfe man keine jungen Frauen als Schwestern aufnehmen, selbst wenn sie ins Kloster eintreten wollten. Denn die jungen Schwestern bekämen als Hauptaufgabe, die alten Mitschwestern zu betreuen oder zu pflegen. Das wäre nicht zumutbar und auch nicht Hauptsinn eines Klostereintritts. Der Altersunterschied zwischen Alt und Jung wäre zu gross.Unter der Leitung von Frau Mutter, Schwester Maria Angelika Scheiber, diskutiert der Konvent seit Jahren die Zukunftsperspektiven der Schwestern, der denkmalgeschützten Gebäude sowie des grossen Gartens mit Naturschutzgebiet und Wald. Es war jederzeit klar, dass sich die Schwestern in ihrem Kloster eine Nachfolgelösung wünschen, die den karitativen, spirituellen und sozialen Bereich umfasst. Ebenso klar ist, dass die vier Schwestern so lange in ihrem Kloster bleiben können, wie sie es wünschen.Absichtserklärung mitRhyboot unterzeichnetBeim Ausloten der Möglichkeiten kam es zum Kontakt mit Rhyboot. Die vom Verein vorgelegten Ideen haben dazu geführt, dass das Kloster mit Rhyboot eine Absichtserklärung unterzeichnete. Gemeinsam sollten die Sanierung und die räumlichen Anpassungen des Klosters für die Zwecke der Institution erarbeitet werden. Mit dem Bezug von Räumen im Kloster hätten hier Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen entstehen sollen.Begründung: «Priorisierung des Bestehenden»Nun kam es aber anders. Rhyboot zog sich vor wenigen Tagen zurück und informierte das Kloster, dass die in Aussicht genommene Zusammenarbeit nicht möglich sei. Patrick Benz, Geschäftsführer von Rhyboot, begründet den Entscheid wie folgt: «Die aktuelle positive Situation in einem Bereich des vielseitigen Angebots von Rhyboot erforderte eine Priorisierung des Bestehenden. Dies verunmöglicht die beabsichtigte Nutzung von Klosterräumen für neue Angebote.» Die Klostergemeinschaft und die Projektgruppe haben diese Auflösung der Zusammenarbeit mit grosser Enttäuschung zur Kenntnis nehmen müssen.Das Kloster hat im Verlauf der 500-jährigen Geschichte viele Stürme erlebt. Zweimal mussten die Schwestern vor anstürmenden Feinden sogar fliehen. Da haut es die vier Schwestern über diesen Entscheid nicht um. Sie vertrauen auf ihre Hausheilige Maria Bernarda und auf den Heiligen Geist, die noch immer alles zu einem guten Ende geführt haben. Auch die Projektgruppe, die den Schwestern seit Jahren beisteht, will trotz dieses Entscheids weiterarbeiten. Der Klostergemeinschaft steht als gewählter Berater seit Jahren und noch bis Ende Juni des laufenden Jahres der ehemalige Oberrieter Gemeindepräsident Walter Hess stützend zur Seite. Ebenso wirken bei diesem Projekt seit langer Zeit die ehemalige Stadträtin Margrit Mattle-Lindegger, der ehemalige Kantonsbaumeister und Architekt Werner Binotto, Hugo Kaufmann sowie die Rechtsanwälte Josef und Michael Schöbi mit.Das Architekturbüro Schwabegger und Zoller aus Altstätten hat den Architekturwettbewerb gewonnen und Pläne für die zukünftige Nutzung der Klostergebäude entwickelt. Das Projekt sieht in baulicher Hinsicht eine bedeutende Änderung vor. Der dritte Stock des Klostertraktes, der vor vielen Jahren hinzugebaut wurde, soll abgetragen werden. Damit erhält das Gebäude wieder sein ursprüngliches Aussehen, seine ursprünglichen Proportionen, und der Innenhof wird aufgewertet. Die vorliegenden Pläne müssen aufgrund des Rückzugs von Rhyboot überarbeitet werden. Die kantonale Denkmalpflege ist einbezogen.[caption_left: Das gesamte Areal innerhalb der Klostermauern (rot umrandet) umfasst 35000 Quadratmeter. Dazu gehören nebst den Gebäuden und der Kirche ein grosses Stück Naturschutzgebiet sowie ein kleiner Wald.  (Bild: Uwe Rohloff)]Das sogenannte Institutsgebäude, in dem die Schwestern einst selbst unterrichteten, ist der Schulgemeinde Altstätten vermietetet. Das wird so bleiben. Mehrere Räume werden von der Religionspädagogischen Medienstelle des Katholischen Konfessionsteils gemietet. Dieser Vertrag hat ebenfalls Bestand.Dazu sucht die Klostergemeinschaft zusammen mit der Projektgruppe mögliche neue Partner oder Mieter. Rhyboot wird weiterhin für einen Teil der Gartenarbeit und der Raumpflege engagiert bleiben.Die Schwestern sind EigentümerinnenDas Kloster der Kapuzinerinnen von Altstätten ist rechtlich autonom und keiner Ordensprovinz zugeordnet. Die vier Schwestern sind Eigentümerinnen des Klosters und der dazu gehörenden Grundstücke. Sie sind eigentliche Grossgrundeigentümerinnen, obwohl sie gemäss den Regeln des Heiligen Franz von Assisi in Armut und ohne Eigentum leben. Sie wissen, dass alles auf dieser Erde nur geliehen ist. Sollten einmal keine Schwestern mehr im Kloster wirken und leben, fällt das Kloster nicht etwa an das Bistum, an eine Ordensprovinz oder gar an den Vatikan. Es müsste eine geeignete Rechtsform für das Kloster geschaffen werden. Für die bauliche Erneuerung und für den Unterhalt erhalten die Schwestern von der Kirche keine finanzielle Unterstützung.Viele andere Klöster stehen vor gleichen oder ähnlichen Herausforderungen. Die Kapuzinerinnen wirken und leben aktuell in folgenden Klöstern der Region: Jakobsbad, Wonnenstein, Grimmenstein und Notkersegg.

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