23.02.2022

Kloster-Jubiläum wird gefeiert

Zum 500-jährigen Bestehen des Klosters Maria Hilf, Altstätten, sind verschiedene Anlässe geplant.

Von Christoph Mattle
aktualisiert am 02.11.2022
Das Kloster Maria Hilf in Altstätten kann auf eine 500 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Das Jahr 1522 gilt als Gründungsjahr. Mit verschiedenen Anlässen soll das Jubiläumsjahr den Wert und den Auftrag des Klosters aufzeigen. Das Kloster Maria Hilf in Altstätten hat im Lauf der Jahrhunderte viele Höhen und Tiefs erlebt. Es war immer wieder in Bedrängnis. Reich war es nie, denn die Schwestern sind Kapuzinerinnen, die dem Gedankengut und dem Vorbild des heiligen Franziskus folgen. Franziskus stand den Armen nahe und lebte selbst arm und bescheiden. So tun es bis heute die vier im Kloster in Altstätten lebenden Schwestern. Im Zentrum steht das gemeinsame Gebet der Klostergemeinschaft, der Gottesdienst, das liturgische Chorgebet, die Meditation und die Schriftlesung.Neubau ausserhalb der Stadt im NonnentalSeit dem Jahr 1258 gab es in Altstätten eine Schwesterngemeinschaft. Es handelte sich um Beginen, eine religiöse Frauenbewegung, die es in vielen Städten gab. Die Beginen gehörten keinem Orden an, sie wohnten zu viert oder zu fünft in einfachen Häusern, verfügten weder über eine eigene Kirche noch über Grund und Boden. Es war die Zeit der drohenden Reformation, so dass die Absicht, das Haus in der Stadt zu erweitern, bei der Behörde nicht gut ankam. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trat eine begüterte Dame in die Gemeinschaft ein, die Tochter von Ammann Vogler. Sie brachte als Aussteuer unter anderem das Gut «Nunnental» in die Gemeinschaft ein. Auf diesem Gut wurden die ersten Bauten für das heutige Kloster errichtet. Es gab Streitigkeiten zwischen Stadt und Kloster, so dass der Abt von St. Gallen die Sache klären musste, was am 8. Mai 1522 der Fall war. Nun konnten die Schwestern ihre neuen Gebäude ausserhalb der Stadt beziehen. Dieses Datum gilt deshalb als Gründungsdatum des Klosters. Sie übernahmen die Regel des franziskanischen Dritten Ordens.Keine ruhigen ZeitenDie Reformation führte dazu, dass im Jahr 1528 das Kloster geplündert und die Schwestern vertrieben wurden. Sie fanden vorübergehend Obhut in Appenzell. Nach dem Konzil von Trient kamen im Jahr 1581 die Kapuziner in die Schweiz mit dem Auf-trag, nach der Reformation das kirchliche Leben zu erneuern. Mehrere Schwesterngemeinschaften wurden zu Kapuzinerinnenklöstern, so auch Maria Hilf in Altstätten; und mit ihm die Klöster St. Scholastica, Tübach, Wonnenstein in Teufen, Grimmenstein in Walzenhausen und Notkersegg in St. Gallen. Das Konzil verlangte in den Klöstern die Einführung der strengen Klausur. Das bedeutete in Altstätten den Rückzug der Schwestern aus der Kranken- und Armenpflege. Nun fanden Chorgebete und alle kirchlichen Feiern ausschliesslich in der eigenen Klosterkirche statt. Der Ortspfarrer wurde in der Betreuung durch einen Spiritual abgelöst.Seit dem Jahr 1734 legten die Schwestern beim Eintritt in das Kloster ein vierfaches Gelübde ab, das Gelübde der Armut, des Gehorsams, der Ehelosigkeit und neu auch der Klausur. Das Klostergelände wurde mit einer Klostermauer umgeben und die Kirche wurde um einen Betchor erweitert. Es galten nun die strengen Regeln des Ordens, mit festem Tagesablauf, mit Gebet und Gottesdienst im Zentrum, aber auch mit Arbeiten in Haus und Hof.Schon wieder auf der FluchtNach der Französischen Revolution herrschte einmal mehr Gefahr und Verfolgung. Im Jahr 1798 flohen 18 Klosterfrauen vor den heranstürmenden Franzosen nach Rankweil. Allerlei Gesindel sei ins Kloster eingedrungen, heisst es in der Klosterchronik. Die vier alten Schwestern, die im Kloster zurückblieben, konnten sich nicht gegen Plünderungen wehren. Das Kloster erlitt grossen Schaden. Und es gab weiteres Ungemach. In der Zeit der Helvetik war es dem Kloster seitens der Behörden verboten, junge Frauen, Novizinnen, in die Gemeinschaft aufzunehmen. Der Konvent sank auf acht Schwestern. Im Jahr 1805 wurde das Kloster St. Gallen aufgehoben. Das Kloster Maria Hilf verlor dadurch seine Schutzherrschaft und die Versorgung durch Mönche oder Priester, die den Dienst des Spirituals und des Beichtvaters bekleideten.Einstieg in die SchultätigkeitIm Jahr 1838 erfolgte der Einstieg des Klosters in die Schultätigkeit. Der Erziehungsrat hatte das Kloster dazu aufgefordert. Das Schulwesen war damals konfessionell getrennt, sodass die Schwestern alle Mädchenklassen von katholisch Altstätten unterrichteten. Die Schwestern mussten zuerst zu Lehrerinnen ausgebildet werden. Ab dem Jahr 1870 bot das Kloster ein Internat, auch für Mädchen von ausserhalb Altstättens an. Die Gebäude wurden erweitert, und die Zukunft des Klosters war gesichert. Kam hinzu, dass jungen Frauen auch ausserhalb des Rheintals, die in ein Kloster eintreten wollten, das Kloster Maria Hilf empfohlen wurde. So tat es auch der Bischof von St. Gallen.Im November des Jahres 1867 trat die 19-jährige Verena Bütler aus Auw AG ins Kloster ein. Sie erhielt den Namen Schwester Maria Bernarda, war Lehrerin, Ökonomin des Klosters, Novizenmeisterin.Im Alter von 32 Jahren wurde sie zur Frau Mutter, zur Oberin des Klosters, bestimmt. Einige Jahre später hatte sie neue Pläne: Sie wollte als Missionsschwester in der Glaubensverkündigung wirken. Mit sechs Mitschwestern zog sie im Jahr 1888 nach Südamerika, wo sie grosse Aktivitäten entfaltete, die bis in die Neuzeit wirken. Im Jahr 2008 wurde sie heiliggesprochen.Mit der Schultätigkeit der Schwestern erlebte das Kloster eine grosse Blüte. Der Konvent zählte im Jahr 1935 insgesamt 53 Schwestern. Die schulische und erzieherische Tätigkeit kam so gut an, dass ein Neubau – als Anbau zum Kloster für 50 interne Schülerinnen – gebaut und 1921 bezogen werden konnte.Als auf Wunsch der Schulgemeinde Altstätten die Schwestern immer mehr Schülerinnen zu unterrichten hatten, führte das zu einer gewissen Überforderung der klösterlichen Gemeinschaft. Die Schwestern waren derart in den Schulbetrieb eingebunden und mussten den staatlichen Regeln folgen, dass ihr Lebensentwurf mit Gebet und Kontemplation darunter litt. Ab dem Jahr 1962 zog sich das Kloster langsam aus dem Schulwesen zurück. Im Jahr 1973 gaben die damals 40 Schwestern Schule und Internat auf.Veränderungen im Laufe der ZeitDas Kloster richtete sich neu aus, und die Schwestern vertieften das gemeinsame spirituelle Leben im Geist von Franz von Assisi und dessen Schwester Klara. Die Klosterkirche wurde baulich offener, so dass Menschen aus nah und fern Chorgebete und Gottesdienste mitfeiern konnten. Das Institutsgebäude wurde der Schulgemeinde Altstätten vermietet. Einige Klosterräume beherbergen heute die diözesane Medienstelle. Das allgemeine religiöse Leben und Interesse nahm auch hier kontinuierlich ab. Die Klostereintritte gingen zurück und versiegten ganz.Dennoch blieb das Kloster bis heute ein bedeutender spiritueller Faktor und mit seinem 35000 Quadratmeter grossen Gelände, mit seinen historischen Bauten und mit einem Naturschutzgebiet inmitten der Stadt Altstätten auch ein wirtschaftlicher Faktor.

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