Kleine übernehmen Bankenplatz

Gert BrudererDie Credit Suisse hat sich vor mehreren Jahren zurückgezogen, die Volksbank wurde von der regional starken Alpha Rheintal Bank gekauft – und nun hat die UBS entschieden, in St. Margrethen per Ende August bloss noch eine «Automatenbank» zu betreiben. Beratungsdienstleistungen werden fortan von der Geschäftsstelle Heerbrugg erbracht.Gerade während des Lockdown hätten sich «bargeldlose Bezahllösungen weiter etablieren können», schreibt die UBS ihren Kundinnen und Kunden. Bereits seit Anfang dieses Monats gibt es deshalb keinen Bargeldschalter mehr.Erneuerung war«Referenz an Bankenplatz»Im Jahr 2005 erneuerte die UBS ihr Domizil in St. Margrethen. Die Investition war damals als «Referenz an den Bankenplatz St. Margrethen» bezeichnet worden. Vor der Jahrtausendwende hatte es sogar im «Rheinpark» noch eine Bankfiliale gegeben. Der Schweizerische Bankverein bediente Kunden im Einkaufszentrum.Vom Schweizerischen Bankverein (der mittels Fusion in der UBS aufging) übernahm die UBS das Schlüssellogo.Auch die Vorarlberger Volksbank investierte kräftig in den Standort St. Margrethen, indem sie einen Neubau erstellte. 2007 wurde er eröffnet. Genau 20 Jahre zuvor hatte sich die Volksbank als erste ausländische Bank in St. Margrethen niedergelassen.Nach dem Rückzug der UBS sind nur noch die Kantonalbank, Raiffeisen und die Alpha Rheintal Bank mit allen Dienstleistungen in St. Margrethen vertreten. Raiffeisen hat vor gut einem Jahrzehnt sein neues, modernes Geschäftsgebäude eröffnet, die Alpha Rheintal Bank kaufte vor zweieinhalb Jahren die Volksbank und stärkte so ihre Marktstellung in Richtung Norden.Zuletzt hatte die in St. Margrethen ansässige Raiffeisenbank Unteres Rheintal Schlagzeilen geschrieben: Nach der Fusion mit Raiffeisen Rheineck vor einigen Jahren wurde eben erst auch der Zusammenschluss mit der Raiffeisenbank Berneck-Au beschlossen.«Jeder Baum wirftseinen Schatten»Die regionalen Banken sind somit im Raum St. Margrethen deutlich erstarkt, während die grossen sich praktisch verabschiedet haben. Oswald Wetli, der Vorsitzende der Raiffeisen-Geschäftsleitung, sieht deshalb zwar keinen Grund zur Euphorie, erinnert aber an eine alte Weisheit. «Jeder Baum wirft seinen Schatten», sagt Wetli – oder anders ausgedrückt: Mit jedem Marktteilnehmer, der sich zurückziehe, nehme der Konkurrenzdruck etwas ab und es ergäben sich gewisse neue Chancen, wenn auch eher kleine; eine Grossbank wie die UBS habe ja nicht in erster Linie den lokalen Markt mitgeprägt. Auf die strategisch ganz andere Ausrichtung der UBS verweist auch Manfred Seebacher, der Niederlassungsleiter der St. Galler Kantonalbank in St. Margrethen. Von der jüngsten Entwicklung verspricht er sich keine namhaften Vorteile fürs eigene Geldinstitut.Speziell ist die Entwicklung für die Alpha Rheintal Bank. Die Bedeutung des Standorts St. Margrethen ist für das Rheintaler Traditionshaus stark gestiegen. Denn nach der Übernahme der Volksbank erfolgte Ende des letzten Jahres auch noch die Übernahme der St. Galler Bank Jungholz, deren Kundschaft nun ab St. Margrethen betreut wird.Reto Monsch, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, sagt, mit dem ehemaligen Volksbank-Gebäude habe die Alpha Rheintal Bank nun «einen sehr repräsentativen und von der Kundschaft bestens akzeptierten Standort».Ein Hauch desMonetären bleibtWährend die Grosskonzerne sich vom «Tor nach Osten» abgewendet haben, ist St. Margrethen im regionalen Wettbewerb so umkämpft wie nie zuvor. Das Zentrum der Gemeinde umweht nach wie vor ein Hauch des Monetären. Die Geschäftstätigkeit der ansässigen Regionalbanken zeugt von einem klaren Aufwärtstrend, und mit der Firma Geiger Edelmetalle befindet sich in unmittelbarer Nähe der Raiffeisen- und Alpha-Rheintal-Bank auch noch ein Goldhändler.Seit einer Woche ist das Dorf sogar um die Dienstleistung eines US-amerikanischen Anbieters reicher: Hundert Meter östlich von Raiffeisen und Alpha Rheintal, in der gleiche Strasse und gegenüber von Geiger Edelmetalle, ist neuerdings Western Union angesiedelt – für weltweiten Bargeld-Transfer.