28.02.2021

Klares Sicherheitskonzept erstellt

Die Angestellten der Postfilialen mussten mit vielen Umstellungen zurechtkommen, die sie seither durchziehen.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Reto WälterDas Postteam, von dem hier die Rede ist, betreut die vier Filialen Altstätten, Oberriet, Grabs und Sennwald. Das heisst, sie nehmen Briefe und Pakete entgegen, verkaufen, wenn pandemiemässsig möglich, ihre Produkte und Dienstleistungen. Ebenfalls dazu gehören neun Agenturen von Marbach bis Sax. Das sind Verkaufsläden, die auch Postdienstleistungen anbieten. Auskunft gibt die stellvertretende Teamleiterin Luana Catoggio. Sie amtet ebenfalls als Coach Gesundheitsbotschafter. Die 27-jährige Balgacherin ist ledig und arbeitet seit 2012 bei der Post, wo sie auch die Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau absolvierte. Erste Welle«Als das erste Schutzkonzept umgesetzt wurde, wirkte die Schalterhalle etwas trostlos, weil wir sämtliche Verkaufsprodukte entfernen mussten», sagt Luana Cattogio. Ebenfalls durften keine Dienstleistungen für das Strassenverkehrsamt und Postfinance angeboten werden – es fiel weg, was viele Formulare und Beratungen erforderte. Zudem konnte in manche Länder nichts mehr versendet werden, da diese den Postverkehr komplett gestoppt hatten. Dafür erhöhte die Post das Gewicht der Gratispakete an die Militärdienstleistenden von fünf auf zehn Kilo – aus Solidarität mit den Wehrdienstpflichtigen, die über das Wochenende nicht mehr nach Hause durften. In den offenen Filialen, in denen Kunden und Angestellte nicht durch Scheiben getrennt werden, waren die Umstellungen grösser, Altstätten musste sogar für einen halben Tag geschlossen werden. Da zuerst Plexiglas nicht mehr in genügend grossen Mengen vorhanden war, wurden die Angestellten kreativ und bastelten Trennwände aus Klarsichtfolien. «Es gab bei den Mitarbeitern eine gewisse Unsicherheit, also waren auch sie daran interessiert, die Vorschriften bestmöglich umzusetzen», sagt die stellvertretende Teamleiterin. Ebenfalls wurde am Schalter, und das gilt bis heute, nach dem intern benannten Jojo-Effekt, gearbeitet: Kommt der Kunde an den Schalter und legt sein Material hin, tritt der Angestellte einen Schritt zurück, holt sich die Sachen, macht Abstand, bearbeitet sie und bringt was nötig wieder zur Ausgabe. «Dieses Hin und Her hat die Geschäfte verlangsamt», sagt Catoggio und lacht: «Aber die sportliche Leistung der Mitarbeiter erhöht.» Diese Umstellungen mit markierten Wegen und Sicherheitsabständen stiessen bei den Kunden nicht immer auf Verständnis, und sie hielten sich auch nicht immer dran. Einige wenige seien sogar ausfallend geworden, was auch psychisch belastend gewesen sei. «Es war zudem anstrengend, jedem Kunden immer wieder das Gleiche zu erklären. Dem wurde dann mit Plakaten und schriftlichen Erklärungen abgeholfen», erklärt sie. Da nur jeder zweite Schalter offen sein konnte, Sicherheitsabstände galten und auch die Anzahl der Kunden in der Schalterhalle beschränkt war, entstand der Eindruck von riesigen Warteschlangen bis hinaus auf den Platz. «Das war unangenehm, denn es warf ein schlechtes Licht auf uns, das keine Berechtigung hatte», schaut die Balgacherin zurück.Da es zu der Zeit noch wenig Wissen über das Virus und dessen Auswirkung gab, wurden Angehörige der Risikogruppen nach Hause geschickt – das waren nicht wenige, weil neben der Altersgruppe 50+ beispielsweise Leute mit Diabetes oder Bluthochdruck dazu gehörten. Selber entscheiden, ob sie zu Hause bleiben möchten, konnten Angestellte, die mit Menschen aus der Risikogruppe zusammenlebten. Nicht in dieser Region, aber teilweise hatte dies zur Folge, dass Poststellen ihre Öffnungszeiten verkürzen mussten. «Dass die Post als Arbeitgeber die Gesundheit von uns Angestellten wichtig ist, schätzten wir hier an der Basis sehr und es gab uns Sicherheit», sagt Luana Catoggio. Bewährt hat sich die bereits vorhandene Organisationsstruktur mit den Gesundheitsbotschaftern und deren Unterstützern. Sie schauten darauf, dass genügend Hygieneartikel, etwa Desinfektionsmittel und Masken vorhanden waren, sie organisierten regelmässiges Lüften und Händewaschen. «Wir kauften beispielsweise einen Wecker, der jede halbe Stunde läutet», sagt Coach-Gesundheitsbotschafterin Luana Catoggio. Teil dieser Aufgabe war es auch, etwas Lockerheit ins Team zu bringen und sich auch nach dem Wohlbefinden der Mitarbeiter zu Hause zu erkundigen. ZwischenzeitEs wurde mit dem Abbau der Überzeiten gestartet, die sich durch den Ausfall der Angestellten der Risikogruppe aufgebaut hatten, teilweise halfen diese Zurückkehrenden nun, damit ihre Arbeitskollegen kompensieren konnten. Die Sicherheitskonzepte wurden grösstenteils beibehalten. «Eigentlich war ab 2020 vorgesehen, Kunden vermehrt zu Dienstleistungen zu beraten, nicht nur am Schalter, sondern auch separat in der Halle selber», sagt die stellvertretende Teamleiterin. Die einzuführen und umzusetzen sei jedoch nicht möglich gewesen.Zweite WelleIn öffentlichen Räumen galt Maskenpflicht. Weil die Angestellten durch die Scheiben geschützt sind, hätten Schalterangestellte eigentlich keine Masken tragen müssen. Aus Solidarität gegenüber der Kundschaft zogen sie aber mit, und innert Kürze trug das ganze Team Maske. Man könne sich heute fast nicht mehr vorstellen, dass in der ersten Welle noch ohne Gesichtsschutz gearbeitet worden sei, blickt Luana Catoggio zurück. Vom erhöhten Paketversand sind die Filialen bei den Retouren betroffen. Wie schon in der ersten Welle stieg die Stückzahl stark an. «Auch Geschenkspakete für Geburtstage und dann natürlich für Weihnachten wurden vermehrt an die Postschalter gebracht, weil die Leute sie nicht persönlich übergeben konnten», erklärt die Balgacherin. Hatten in der ersten Welle noch viele Leute Mühe, Dienstleistungen online zu nutzen, pendelte sich dies nun ein. Wenig spürte die Basis von den sich stetig ändernden Coronaregeln, die sich dann auch noch je nach Kanton unterschieden. Es habe sehr geholfen, dass der nationale Corona-Krisenstab der Post schon während der ersten Phase schnell klare und für die ganze Schweiz geltende und verbindliche Regeln aufgestellt habe, die bis heute durchgezogen worden seien, lobt Catoggio die Führung.Ausblick«Ich hoffe, dass wir den Verkauf von Produkten bald wieder hochfahren können», sagt Luana Catoggio. Ebenfalls wünscht sie sich eine schnelle Harmonisierung der Öffnungszeiten in den Verkaufsläden, die Postdienstleistungen anbieten. Diese dürfen ihre Produkte zu ihren üblichen Öffnungszeiten anbieten, den Postservice aber nur bis 19 Uhr – wofür die Kunden kein Verständnis haben. Die Maskenpflicht im Sommer wäre ein hartes Los für diejenigen, die nicht in klimatisierten Räumen arbeiten. Zur Impfbereitschaft der Mitarbeitenden befragt, sagt Luana Catoggio: «Es ist kein grosses Thema, weil es noch nicht möglich ist. Teilweise wurden zwar Bedenken geäussert, aber es lockt das normale Leben.»Unsere Serie zeichnet chronologisch nach, was sich für die Menschen aus der Region in den einzelnen Phasen der Pandemie verändert hat.

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