Gert BrudererEinige kritische Fragen liessen ihn nach der Veranstaltung bemerken, da sei aber wirklich versucht worden, alles zu «entbeineln». Das Wort stammt aus seinem Berufsalltag. Der 43-jährige Metzger aus Buchs, der als Subunternehmer die rund 40 Angestellten der Ramsauer Metzgerei-Dienstleistungen führt, kandidiert, obschon die überpartei- liche Findungskommission ihn nicht zur Wahl vorschlug. «Öppedia im Läbe mues me kämpfe», meinte Ramsauer am Samstagnachmittag im «Hecht»-Saal. 28 Interessierte waren gekommen.«Ich bin ein Macher und Gestalter»Der seit 2004 mit einer Metzgerin verheiratete Metzger und technische Kaufmann, der sich bei Akad in Projektmanagement und Leadership weitergebildet hat, besitzt seit zehn Jahren im Rheinecker Hafen ein Boot und ist hier neuerdings nebenamtlicher Hafenmeister – «aus Freude und Überzeugung, nicht wegen des Geldes», sagte er. Rheineck sei eine Stadt, die er lieben gelernt habe, und das Boot sei für ihn so wichtig wie die Ladestation fürs Handy.Vom Moderator – einem Bekannten – nach seinen Zielen gefragt, nannte Ramsauer, ohne konkreter zu werden, die im Griff zu behaltenden Kosten, eine gute Zukunft für den Kindergarten, die Lösung der Verkehrsprobleme und die Wahrung von Rheinecks Unabhängigkeit. Zum letzten Punkt meinte er unmissverständlich: «Eine Fusion ist für mich kein Thema.» Falls er gewählt werde, werde er sich ins bestehende Team integrieren, sich mit allem vertraut machen und natürlich gelte es zu «klären, was d’ Rhinecker wend», das letzte Wort hob er lautstark hervor. Nein, ein politisches Amt habe er nie gehabt, beantwortete er eine entsprechende Frage, auch kein Verwaltungsamt, Verwalter hätten wir genug, er sei ein Macher und Gestalter. Ob er sich fürs Gemeinwesen schon eingesetzt habe? Noch nicht, nein, lautete die Antwort. Im Fussballclub sei er gewesen, auch als Goalie, ausserdem im Cevi und im Pontonierverein. In Rheineck habe er eine demnächst eintreffende Hafentafel gesponsert, denn man solle sehen können, dass der Hafen einen Namen habe.Bedenken und kritische FragenUnschwer erkennbaren Bedenken einiger Anwesenden, die Qualifikation fürs Präsidentenamt könnte nicht ausreichen, begegnete der Kandidat mit dem Verweis auf die Stellenanzeige und die in ihr beschriebenen Anforderungen, die er erfülle. Rheineck würde er wie eine Firma leiten, sagte er. Ein Gewerbetreibender erinnerte an das doch ansehnliche 10-Millionen-Budget der Stadt und bemerkte, einen solchen Finanzhaushalt sauber zu führen, sei denn doch nicht ganz so leicht. «Man kann alles lernen», entgegnete Ramsauer, ausserdem könne er als Präsident auf die Experten zählen.Sich hineinknien, um mehr zu wissenAls Metzger habe er gelernt, «z’ schaffe, azpacke und erst is Bett z’ goh, wenn d’ Arbet gmacht isch». Seinen Führungsstil beschrieb er als fordernd, fördernd, zielgerichtet und kooperativ. Die Tür zu seinem Büro werde er offen halten. Die Stadträtin Katharina Linsi wollte wissen, welche strategischen Herausforderungen Marco Ramsauer in den Bereichen Gesundheit und Soziales sowie im Bauwesen sehe. Der Kandidat räumte ein, in dieser Hinsicht über die Stadt noch zu wenig zu wissen, doch werde er sich darum kümmern, alles Wichtige über die Rheinecker Themen in nächster Zeit in Erfahrung zu bringen. Überhaupt, wie er schon vorher gemeint hatte, liege ihm daran, «den Dingen auf den Grund zu gehen».Zu Hilfe kam Ramsauer der Sohn eines früheren Gemeindepräsidenten. Dieser zeigte Verständnis dafür, dass ein noch nicht im Ort verwurzelter Kandidat Fragen wie jene der Stadträtin schwer beantworten könne. Ein anderer Veranstaltungsbesucher schloss sich diesem Votum an. Die Frage nach privaten Interessen beantwortete Marco Ramsauer so: Die italienische Küche interessiere ihn, zudem Musik, auch klassische, Geschichte sowie betriebswirtschaftliche und philosophische Literatur. Er esse auch gern gut, «ma gseht’s mer aa».Im Publikum gab es Stimmen, die Unzufriedenheit über das Vorgehen der Findungskommission zum Ausdruck brachten, weil diese ihren Kandidaten Urs Müller schon vor Ablauf der Anmeldefrist vorgestellt habe.Zudem wurde positiv festgehalten: «So lebendig wie jetzt, mit insgesamt drei Kandidierenden, war’s in Rheineck schon lange nicht mehr.»