22.11.2020

Kindern den Klaus nicht auch noch nehmen

Klauseinzüge gibt es dieses Jahr nicht. Hausbesuche sollen eingeschränkt aber doch möglich sein.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Eine Begegnung mit dem Samichlaus gehört zu jenen Erlebnissen, die sich tief im Gedächtnis eines jeden Kindes festsetzen. Tage vorher bereiten sich Mädchen und Buben auf das Zusammentreffen vor. Sie lernen ein Versli auswendig und freuen sich darauf, es dem unbekannten Mann mit rotem Mantel und weissem Rauschebart aufzusagen. Egal wie viel Mut sie aufbringen müssen und wie gut es ihnen gelingt, eine Belohnung hält der Schmutzli gewiss in seinem Sack bereit.Es ist imposant anzusehen, wenn in St. Margrethen Samichlaus, Schmutzli und Esel vom Gletscherhügel her kommen und ins Pärkli einziehen. Auf dem Marbacher Dorfplatz warten Familien gespannt darauf, dass Samichlaus und Schmutzli aus der Dunkelheit auftauchen und sich unter die wartende Menge mischen. In Widnau ist es ein unvergesslicher Anblick, wenn sich die Türen des Schulhauses Rüti öffnen und mehr als zwei Dutzend Klauspaare die Treppe hinunterschreiten. Ehrfürchtig verfolgen ungezählte Kinderaugen das nur einmal jährlich stattfindende Ereignis und blicken erwartungsfroh der Bescherung entgegen.Dieses Jahr werden viele Kinder traurig sein. Grosse Menschenansammlungen sind nicht erlaubt. Also fallen auch die Klauseinzüge aus. Samichlaus und Schmutzli sind wohl ebenso enttäuscht. Das ganze Jahr über haben sie Notizen in ihr goldenes Buch geschrieben und sich darauf vorbereitet, die Kinder im Rheintal zu loben, zu tadeln oder ihnen Mut zuzusprechen.Besuche von Kernfamilien und im FreienGanz verzichten auf ihren Einsatz mögen die freundlichen Männer aber nicht. Dort wo es dem Veranstalter als gut durchführbar erscheint, besucht der Samichlaus Kinder im kleinen Kreis. Die Klausgesellschaft St. Margrethen organisiert normalerweise jeweils im eigenen Dorf, in Rheineck und Altenrhein je einen Klauseinzug und besucht etwa 90 Haushalte. Dieses Jahr plant sie, wenigstens Haus- und Schulbesuche durchzuführen.Der Vorstand hat lange diskutiert und ein Schutzkonzept erarbeitet. «Wir beschränken uns auf Kernfamilien und bestehende Gruppen wie Schulklassen», sagt Präsident An­dreas Pfiffner. «Der Kontakt mit den Kindern ist uns der grössere Aufwand wert. Ein bisschen Freude muss sein.» Kinder und ihre Eltern dürfen also Samichlaus und Schmutzli empfangen. Freunde, Grosseltern, Gotta und Götti müssen jedoch verzichten. Auch kommen nicht mehrere Familien zusammen.«Die Eltern tragen die Verantwortung, dass Abstands- und weitere Hygieneregeln eingehalten werden.» Selbstverständlich fällt ein Besuch aus, sobald eine Familie unter Quarantäne steht. Auch könnten verschärfte Massnahmen von Bund und Kanton einen Hausbesuch doch noch verhindern. Samichlaus und Schmutzli werden in Räumen geschminkt und angekleidet, die gross genug sind. Masken tragen der Bischof und sein Gefährte nicht, aber sie halten Abstand.Auch die Kommission für die Klausbescherung in Widnau hat eine Variante gefunden, die funktionieren könnte. «Den Kindern wird so viel genommen. Wir wollen ihnen die Freude auf den Samichlaus trotz Corona geben und so die Adventszeit einläuten», sagt Markus Heule. Mit einem speziellen Konzept wollen die Kommissionsmitglieder dies ermöglichen. Damit das Risiko einer Ansteckung niedrig gehalten wird, dürfen sich in Widnau maximal neun Familienmitglieder mit dem Klaus treffen. Und das ausschliesslich im Freien.Der Schmutzli legt eine Pause ein. Deshalb bittet der Klaus die besuchten Familien, Säckli mit Nüssli und Mandarinli selbst zu richten. Ebenso wie in St. Margrethen behält sich die Klausgruppe in Widnau vor, die Aktion kurzfristig abzusagen.Ein langes Warten auf den SamichlausDie Kinder in Marbach werden dem Samichlaus in diesem Jahr wohl nicht begegnen. «Wir wagen es nicht», sagt Roger Bischof, Präsident Verkehrsverein Marbach. Üblicherweise kommen etwa 200 Kinder und Erwachsene auf dem Dorfplatz zusammen. Zum Entscheid trug bei, dass die Männerriege auf die Hausbesuche verzichtet.«Schade, mir blutet das Herz», sagt Priscale Limacher, Präsidentin Verkehrsverein Staad. Sie und die Kinder müssen auf das besondere Erlebnis verzichten, den Samichlaus im Kreienwald zu empfangen. Hoffentlich können sie es im nächsten Jahr nachholen und seinen weihnachtlichen Geschichten dann in der Waldhütte der Ortsgemeinde Thal lauschen.Hinweis: Anmeldungen für Hausbesuche nimmt die Klausgesellschaft St. Margrethen bis am Freitag, 27. November, entgegen unter www.samachlaus.ch. Die Kommission für die Klausbescherung Widnau nimmt Anmeldungen für ihre Hausbesuche am Samstag, 5. Dezember, bis am Freitag, 27. November, entgegen unter www.bit.ly/klauswidnau. Auch in anderen Dörfern organisieren Pfarreien oder andere Gruppierungen Hausbesuche. 

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