Gert BrudererDie erste grosse Sonderausstellung vom letzten Jahr, die 1500 Besucher anzog, war wie ein uneinlösbares Versprechen.Dieses Versprechen lautete: Ab sofort gibt es hier bloss noch Ausstellungen dieser Art.Doch schliesslich gibt es Vorurteile. Also lag es nahe, sich zu sagen: Ein Museum kann das nicht auf Dauer leisten.Angesichts jahrzehntelanger musealer Muffigkeit war die herausragende Sonderausstellung des letzten Jahres wahrnehmbar als eine Auferstehung mitten aus der Agonie heraus. Ein letztes grosses Aufbäumen. Der Versuch, zu zeigen: Sehe her, das könnte ein Museum nicht nur in St. Gallen oder Zürich leisten, sondern könnte selbst in einem Städtli wie Altstätten möglich sein.Könnte?Kann!Nun also geht’s um Hüte. Und schon wer den ersten Raum betritt, erkennt, warum es eigentlich nicht richtig ist, die aktuelle Inszenierung zu beschreiben. Es soll ja die Verwunderung, das Unerwartete nicht wortreich hintertrieben werden.Eine Hutsammlerin spielt eine grössere RolleAlso nur andeutungsweise: Ein grosser, nicht mehr lebender Künstler scheint gleich beim Eingang Hand angelegt zu haben, im Untergeschoss könnten sich SVP-Anhänger herausgefordert fühlen, im ersten Stock kann die ganze Familie Spass haben. Zu verdanken ist das auserlesene Vergnügen der Balgacher Hutsammlerin Hildegard Tanner, die zu einer kleinen Spielerei einlädt.Ein wenig mehr verraten lässt sich über die Begegnungen, die das Museum möglich macht. So nimmt die Ausstellung Bezug auf den einstigen Hutladen in Altstätten und Lydia Baldeggers aussergewöhnliche Kreationen, die als «Reflex der internationalen Haute Couture in der Altstätter Provinz» bezeichnet werden. Die 2001 verstorbene Ladenbesitzerin hatte auch nach ihrer Pensionierung weitergearbeitet.Erstaunliches Phänomen und Roman SignerDie mit zwei Werken vertretene, 61-jährige Künstlerin Marlies Pekarek aus St. Gallen macht den Betrachter auf ein erstaunliches Phänomen aus dem viktorianischen England aufmerksam, vom einheimischen Fotografen Jakob Zellweger (1895 – 1983) sind Arbeiten zu sehen, Roman Signer grüsst ganz nebenbei, und wer nicht weiss, welcher Hut zu ihm passt, der beachte die witzige Anleitung in Form eines informativen Films. Von den gezeigten Exponaten stammen viele aus der Sammlung des Museums, lauter fantasievoll Dargebotenes zum Thema Hüte.Eine spezielle Art von WundertütePerfekt durchkomponiert ist die Sonderausstellung bis vor die Tür, wo ein ebenfalls professionell gemachtes Plakat zum Eintreten ermuntert.Ado und Silvia Gschwend (geborene Gschwend) aus dem Tessin, die wegen verwandtschaftlicher Beziehung am Sonntag in Altstätten weilten, traten ein und waren von der Leistung des Museums angetan.Eine spezielle Art von Wundertüte bilden all die Hüte und die Hutgeschichten. Und obschon ein Ortsmuseum, ist das Altstätter Haus mit seiner neuen Sonderausstellung dank Kurator Marcel Zünd und dessen zweitem Streich eine schicke, lebendige Angelegenheit für offene, neugierige Menschen von Welt.HinweiseDer Schnelldurchgang dauerte 35 Minuten. Für den Ausstellungsbesuch ist aber empfohlen, mindestens eine Stunde einzurechnen.Öffentliche Führung am Sonntag, 3. Juni, 14 Uhr.Die Ausstellung dauert vom 6. Mai bis 28. Oktober.Öffnungszeiten: Do 10 bis 12 Uhr, Fr 17 bis 20 Uhr, Sa 14 bis 17 Uhr, So 10 bis 17 Uhr.